Manfred Ertel, Vize-Vorsitzender des HSV-Aufsichtsrats, wehrt sich gegen die Kritik des Idols

Hamburg. Vor der Mitgliederversammlung des HSV am Sonntag sprach das Abendblatt mit Manfred Ertel, dem stellvertretenden Vorsitzenden des HSV-Aufsichtsrats.

Hamburger Abendblatt:

Herr Ertel, kennen Sie eigentlich den CdA?

Manfred Ertel:

Sagt mir nichts.

CdA bedeutet "Club der Ahnungslosen", so nennen einige Fans den Aufsichtsrat.

Ertel:

Es ist das gute Recht jedes Mitglieds, den Aufsichtsrat zu kritisieren. Allerdings ist diese Formulierung eher diffamierend gedacht und hat mit der Realität wenig zu tun. Ich habe schon das Gefühl, dass der Neuanfang des HSV und damit auch unsere Arbeit breite Unterstützung im Verein hat.

Das sieht HSV-Urgestein Uwe Seeler ganz anders. In der vergangenen Woche hat er im Abendblatt angemahnt, dass der Aufsichtsrat zu groß sei und zu viele Ahnungslose beinhalte. Darf man einer Legende widersprechen?

Ertel:

Man darf, auch wenn ich Uwe Seeler sehr schätze. In einigen persönlichen Gesprächen habe ich eigentlich immer nur Unterstützung von ihm erfahren. Deswegen glaube ich, dass seine emotionale Kritik eher ein Produkt des kräftezehrenden Abstiegskampfes war.

Seeler hat auch kritisiert, dass im Gegensatz zu anderen Klubs beim HSV zu wenig fachkundige Ex-Fußballer in verantwortlichen Positionen dabei sind.

Ertel:

Bei allem Verständnis vor seinen Sorgen muss man diese Feststellung doch relativieren. Schauen Sie sich doch mal die sogenannten fachkundigen Ex-Fußballer in verantwortlicher Position bei Hertha BSC, Kaiserslautern und in Köln an. Wolfgang Overath hat Kölns Abstieg genauso wenig verhindert wie Stefan Kuntz den Abstieg von Kaiserslautern. Es reicht eben nicht, ein paar Mal für Deutschland gespielt zu haben.

Uwe Seeler ist nicht der Einzige, der den HSV-Aufsichtsrat als zu groß empfindet. Selbst Ihr Kollege Horst Becker hält das Gremium für zu groß und würde den Rat gern auf sieben bis acht Mitglieder verkleinern.

Ertel:

Der zwölfköpfige Aufsichtsrat hat besonders bei der Aufarbeitung der jüngeren HSV-Vergangenheit bewiesen, dass es dem Gremium guttut, verschiedenste Qualifikationen in seinen Reihen zu haben und Mitglieder, die aus unterschiedlichen Teilen des Vereins kommen. Der Mix macht es. Und selbst innerhalb des Aufsichtsrats ist Beckers Antrag ja umstritten. Wir brauchen keinen Rat, in dem nur Wirtschaftsweise sitzen, wir brauchen aber auch keinen, in dem nur Fans sitzen. Wir brauchen einen, in dem sich jeder um das Wohl unseres HSV kümmert.

Und was halten Sie denn von der von vielen gewünschten Fernwahl?

Ertel:

Gar nichts. Unsere Satzungsväter haben sich schon etwas dabei gedacht, die Mitgliederversammlung als oberstes Entscheidungsgremium zu bestimmen. Alle Anwesenden haben die gleichen Rechte, Pflichten und Möglichkeiten, mehr Demokratie geht nicht. Bezeichnend für diese Debatte ist doch, dass selbst die neue Piratenpartei, also ausgerechnet jene, die sich mutmaßlich am besten mit Internet und neuen Technologien auskennen, auf jede Form von elektronischer Abstimmung bewusst verzichtet. Die Sicherheit und Anonymität elektronischer Abstimmungen ist eben nicht gewährleistet.

Vehement für die Fernwahl haben sich die "HSV-Realos" ausgesprochen, die auch Sie persönlich in einem Thesenpapier im Hinblick auf die Mitgliederversammlung am Sonntag kritisieren ...

Ertel:

... und mich wieder mal falsch zitieren. Aber es ist das gute Recht jeder Gruppe innerhalb des Vereins, Ideen vorzustellen. Nur sachlich und fair sollte es bleiben. Wenn die selbst ernannten HSV-Realos sich an der Vereinsarbeit beteiligen wollen, dann sind sie herzlich eingeladen, sich aktiv in den Gremien zu engagieren und sich dafür Mehrheiten zu holen.