Der Hamburger SV setzt auf Jeffrey Bruma für die Viererkette und den Schweizer Nationalspieler Pirmin Schwegler für das defensive Mittelfeld.

Hamburg. Es scheint fast so, als hätte es ihn nie gegeben. Seine Telefonnummern sind gelöscht oder nicht mehr zu erreichen. Seine Wohnung in Frankfurt steht leer. Und während seine Internetseite (www.pirmin-schwegler.ch) seit dem letzten Bundesliga-Spieltag und dem Abstieg der Eintracht nicht mehr aktualisiert wurde, hat der 24-Jährige sogar seine Präsenz beim Netzwerk Facebook gelöscht. Und obwohl Schwegler sich so rarmacht, wird in Hamburg derzeit gerade über den Schweizer viel diskutiert.

So auch gestern. Um 9.30 Uhr traf sich der HSV-Vorstand, um die Planung für den neuen Kader entscheidend voranzubringen. Heute werden Cheftrainer Michael Oenning und sein Assistent Frank Heinemann dazukommen. Vier Spieler hatte Frank Arnesen bereits dem Aufsichtsrat vorgestellt. Zumindest dessen Chef Ernst-Otto Rieckhoff und den Beisitzern Alexander Otto und Manfred Ertel. Die restlichen neun Räte wurden noch nicht informiert. So soll Indiskretionen vorgebeugt werden.

Geht es nach Frank Arnesen, sollen schon in den nächsten Tagen zwei Spieler unterschreiben, die den HSV in der Defensive verstärken sollen: neben dem seit Wochen feststehenden Wunschkandidaten für die Innenverteidigung, Jeffrey Bruma vom FC Chelsea, eben auch der Schweizer Nationalspieler Schwegler für das Mittelfeld. Bei Bruma scheint alles klar zu sein. Abschließende Verhandlungen wurden gestern aus privaten Gründen vertagt - die Frau von Brumas Berater steht unmittelbar vor der Geburt ihres Kindes.

Im Falle Schwegler bereitet dagegen die vertragliche Situation Schwierigkeiten. Denn dessen Kontrakt in Frankfurt läuft noch bis 2012 und gilt auch für die Zweite Liga. Und die Hessen sind nicht gewillt, ihren zuletzt formschwachen, aber beliebten Führungsspieler abzugeben.

Im Gegenteil: Obwohl Schwegler Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen seinen Wechselwunsch bereits mitgeteilt haben soll, sind den Frankfurtern selbst die kolportierten drei Millionen Euro Ablöse inzwischen zu wenig. Zudem hatte sich der Schweizer noch unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel ganz anders geäußert: "Ich werde meinen Vertrag erfüllen und dabei helfen, den Schaden, für den ich mich als Führungsspieler mitverantwortlich fühle, wieder zu beheben."

Seitdem fehlt von Schwegler jede Spur. Dabei hat der 24-Jährige in der Branche einen Ruf als ehrlicher Typ. Mit zwei Jahren an Leukämie erkrankt und seit dem 18. Lebensjahr als geheilt geltend, kümmert sich Schwegler mit Spendenaufrufen um krebskranke Kinder und gilt als vorbildlicher Fußballprofi mit herausragenden Führungsqualitäten. Noch in der Hinrunde war er mit regelmäßig 110 bis 115 Ballkontakten pro Spiel einer der wichtigsten Akteure der Eintracht. Im Winter wollte er seinen Vertrag verlängern, nahm davon aber wieder Abstand, als verschiedene Bundesligisten ihr Interesse anmeldeten - unter ihnen auch der HSV.

Seitdem stagniert Schwegler nicht nur, seine Formkurve zeigt stark nach unten. So sehr, dass selbst seine eigentlich selbstverständliche Nominierung für die Nationalelf in Gefahr geriet. Das wiederum will Schwegler gerade in dem Jahr vor der EM in Polen und der Ukraine nicht riskieren. Ein Jahr Zweite Liga mit Frankfurt wäre da eine ähnlich schlechte Präsentationsplattform wie die Zweite englische Liga, in der Jeffrey Bruma zuletzt bei Leicester City als Leihspieler agierte. Jetzt will der niederländische Nationalspieler endlich in die erste Reihe. Das Angebot des HSV kam da auf dem Weg zur EM 2012 gerade recht. "Wir werden in den nächsten Tagen sprechen und die Dinge klären", sagt Brumas Berater Wessel Weezenberg. Und der war im Gegensatz zu Schwegler sogar im Krankenhaus zu erreichen.