HSV-Mittelfeldmann freut sich auf seine Herausforderung in Sevilla. Die EM bleibt sein Ziel

Hamburg. Piotr Trochowski weiß ganz genau, was an diesem Sonnabend vor dem Spiel gegen Gladbach passieren wird. Anders als Zé Roberto und Frank Rost, die von Anfang an auflaufen und deswegen unmittelbar vor dem Anpfiff verabschiedet werden, wird der scheidende Hamburger bereits um Punkt 15.15 Uhr in den Mittelkreis gebeten, vom Publikum höflich beklatscht und mit einem Blumenstrauß beschenkt. Es wird der letzte öffentliche Auftritt des 27-Jährigen in seiner Heimatstadt sein, ehe er im Sommer nach Spanien zum FC Sevilla wechselt. Das alles weiß Trochowski. Nur eins weiß er nicht: "Ich kann nicht voraussagen, ob ich die eine oder andere Träne vergießen muss."

Der gebürtige Pole, der im Kindesalter mit seiner Familie nach Hamburg gezogen ist, versucht gar nicht erst, seine Wehmut zu überspielen. "Mir werden meine Familie und meine Freunde fehlen", sagt er, "und natürlich wird mir auch der HSV sehr fehlen." Seine Entscheidung, in die Primera Division zu wechseln, bereut der Hamburger Jung aber keineswegs. "Irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich einfach immer so weitermache oder etwas völlig Neues wage." Die Entscheidung fiel ihm letztendlich leicht: "Ich wollte raus aus meiner Komfortzone."

Ende Juni werden er und seine Noch-Freundin Melanie, die er im privaten Rahmen am 11. Juni heiraten wird, ihre Zelte in Andalusien aufschlagen. Angst vor der neuen Stadt, der neuen Kultur und der neuen Sprache hat Trochowski nicht: "Ich lerne bereits seit zwei Jahren Spanisch, das klappt schon ganz gut." Außerdem sei er ja als 15-Jähriger alleine in das Fußballinternat des FC Bayern gewechselt. Da hätte er auch eine neue Stadt, Kultur und bedingt auch eine neue Sprache gelernt, "und das war eine richtig geile Zeit".

Gespannt ist der kleine Dribbler, was aus seinem HSV wird. "Die nächsten Jahre werden sehr interessant für den Verein. Der Neuaufbau wird nicht einfach", sagt Trochowski, der auch Angebote anderer Bundesligaklubs hatte, diese aber bewusst nicht weiter berücksichtigte. In Spanien will sich "Troche" auch seinen verloren gegangenen Stammplatz in der Nationalelf zurückerkämpfen. "Joachim Löw wird schon registrieren, wenn ich in Sevilla gute Leistungen abliefere. Mein Ziel bleibt die Europameisterschaft in meiner Heimat." Gemeint ist übrigens Polen, nicht Hamburg.