Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder erneut seine Kritik an der Bundestrainerin. Neid will trotz WM-Blamage bis 2016 weitermachen.

Frankfurt/Main. Trotz der angekündigten Fortsetzung der Arbeit als Bundestrainer ebt die Kritik an Silvia Neid nicht ab. Der Potsdamer Coach Bernd Schröder hat die Worte Neids deutlich zurückgewiesen und eine „vernünftige Streitkultur“ angemahnt. „Das ist Unsinn“, meinte der Fußball-Lehrer am Donnerstag zu den Vorwürfen der Bundestrainerin, er habe einen „Ehrenkodex“ verletzt. „Wenn wir uns auf dieses Niveau begeben, können wir langsam einpacken.“

Schröder zeigte sich überrascht, dass Neid den Entschluss, ihren Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu erfüllen, bereits vier Tage nach dem Viertelfinalaus bei der Heim-WM bekanntgab. Kurz zuvor hatte sich die 47-Jährige noch eine längere Bedenkzeit erbeten. Vor der WM hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger den Kontrakt eigentlich vollkommen unnötig vorzeitig um drei Jahre bis 2016 verlängert. Eine Entlassung oder ein Rücktritt hätten auch die Entscheidung Zwanzigers in ein schlechtes Licht gestellt und den Druck auf ihn erhöht.

„Ich glaube, dass es nicht ihre eigene Entscheidung war“, sagte der Trainer von Turbine Potsdam. „Der DFB-Präsident und Wolfgang Niersbach haben einiges getan, um den Druck von der ganzen Diskussion wegzunehmen.“

Er habe allerdings nie daran gezweifelt, dass Neid ihren Kontrakt bis 2016 erfülle. „Diese Verantwortung muss man wahrnehmen und nicht bei kleinem Seitenwind umkippen.“ Neid falle es schwer, mit „konstruktiver Kritik“ umzugehen, bemängelte Schröder.

„Wenn sie nicht erkennt, wo Freund und Feind sind, tut es mir leid. Ich bin auf keinen Fall ein Feind“, sagte er und forderte, dass man sich nun zusammensetzen müsse, um eine gemeinsame Strategie für den deutschen Frauenfußball zu entwickeln.

Nachdem Schröder unter anderem die Vorbereitungszeit und Taktik des DFB-Teams kritisiert hatte, konterte Neid am Mittwoch: „Er hat dadurch auch den Ehrenkodex verletzt, das muss man ganz klar sagen.“

Am Mittwoch hatte Berater Dieter Weber, zu dessen Klientinnen auch Mittelfeldspielerin Simone Laudehr zählt, im Interview mit „Zeit Online“ gerügt: „Die Mannschaft hat nie überzeugt. Sie hat desaströs gespielt: rennen, den Ball nach vorne kloppen und sich auf individuelle Stärken verlassen. Das ist Angstfußball“, konstatierte Weber. Den Spielstil Neids bezeichnete er als "Kopie des Männerfußballs der Neunziger". (abendblatt.de/dpa)