Sonntag beginnt die WM der Frauen. Titelverteidiger Deutschland spielt gegen Kanada vor 73.680 Zuschauern. So könnte die DFB-Elf aussehen ...

Berlin. Die Mission Gold beginnt: Mit großer Vorfreude und reichlich Selbstbewusstsein startet Titelverteidiger Deutschland bei der Heim-WM der Fußball-Frauen. Mit einem Auftaktsieg gegen Kanada in der Vorrunden-Gruppe A will die Elf von Silvia Neid den Grundstein für den dritten WM-Triumph legen. „Ich traue der Mannschaft den Titel zu. Es ist das beste deutsche Team, das es je gab“, sprach WM-Ok-Chefin Steffi Jones dem zweimaligen Weltmeister vor dem mit Spannung erwarteten Eröffnungsspiel am Sonntag (18.00 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) noch einmal Mut zu.

Bei einer Schnitzeljagd zum Ende eines abschließenden Teambuilding-Treffens hatte die von den Fußball-Frauen gezündete Rakete noch Ladehemmung, zum Auftakt soll der Funke zum Publikum aber sofort überspringen. „Wenn wir gut spielen, ist es wesentlich cooler, wenn sich über 70.000 freuen, jubeln und die Welle machen, als wenn es nur 150 sind“, sagte Spielführerin Birgit Prinz.

Gelöst und locker gab sich Rekordnationalspielerin Prinz am Freitag in der Pressekonferenz des DFB-Teams. Von Nervosität oder gar Wehmut war bei der Frauenfußball-„Ikone“ vor ihrer fünften und letzten WM nichts zu spüren. „Aber die Anspannung kommt. Das muss auch sein, damit man Leistung bringen kann“, sagte die 33-Jährige, die am 17. Juli in Frankfurt „gern mit dem Pokal abtreten“ würde. Ansonsten erlebt sie ihr letztes Turnier „bewusster“. Ihr Motto: „Mein Bestes geben und dann schauen wir mal.“

Die europäische Rekordkulisse von 73.680 Fans im ausverkauften Berliner Olympiastadion flößt ihr ohnehin keine Angst ein. „Ich freue mich einfach riesig, dass das Stadion voll sein wird und ich nochmal dabei sein kann. Es ist ein absolutes Highlight für mich“, sagte die dreimalige Weltfußballerin und WM-Rekordschützin Prinz (14 Tore), die das deutsche Team nach der elfminütigen Eröffnungsfeier auf den Rasen führen wird. Die Hymne zu hören, sei auch nach 212 Länderspielen immer noch etwas Besonderes. „Das ist ein spezieller Moment. Man weiß dann, dass es gleich losgeht.“

Bis auf die wegen einer Oberschenkelzerrung fehlende Martina Müller „sind alle fit“, berichtete Neid-Assistentin Ulrike Ballweg. Beim abschließenden Teambuilding am Abend zuvor hätten alle „großen Spaß“ gehabt. Die Panne mit der Rakete sei „ein Materialfehler“ gewesen, sagte Ballweg.

„Die Stimmung ist gut. Wir freuen uns, dass es losgeht“, sagte Bundestrainerin Neid vor der Partie gegen den von der Italienerin Carolina Morace trainierten Weltranglisten-Sechsten. „Wir treffen auf einen sehr starken Gegner, der zweikampfstark ist und auch gute Spielerinnen im Offensivbereich hat“, warnte Neid, die ihr Team in mehr als zehn Wochen mit sieben Lehrgängen und vier Testspielen (vier Siege, 15:0 Tore) akribisch auf diesen Moment vorbereit hat.

„Silvia hat es wieder geschafft, die Mannschaft auf den Punkt topfit zu bekommen“, betonte Teammanagerin Doris Fitschen. „Alle haben den großen Traum, Weltmeister zu werden. Natürlich spüren sie auch den hohen Erwartungsdruck, aber die Stimmung ist hervorragend.“

„Ein Sieg zum Auftakt wäre enorm wichtig, um gut in das Turnier hinein zu finden. Aber je nach Spielverlauf muss man vielleicht sogar mit einem Unentschieden zufrieden sein“, meinte Neid. „Wir hoffen, schnell ins Spiel zu kommen und die Zuschauer hinter uns zu bringen. Wir freuen uns auf eine Klasse-Atmosphäre.“ Noch nie verlor die deutsche Elf einen WM-Auftakt und ist seit dem Viertelfinal-Aus gegen die USA 1999 in zwölf WM-Spielen bei elf Siegen ungeschlagen. Auch die Bilanz gegen Kanada ist makellos: Neun Spiele, neun Siege stehen zu Buche. Zuletzt wurde der WM-Vierte von 2003 im Vorjahr 5:0 bezwungen.

Nicht zuletzt deshalb hat der Gegner großen Respekt. „Es gibt nur wenige Mannschaften, die Deutschland schlagen können“, meinte Trainerin Morace, die ihrem Team empfahl, die Partie „einfach zu genießen“. Ihr Top-Star Christine Sinclair gab sich kämpferischer. „Wir sind Außenseiter und haben nichts zu verlieren. Wir können unbeschwert aufspielen und werden unser Bestes geben“, versprach die 28 Jahre alte Ausnahme-Stürmerin, die in 159 Länderspielen 116 Tore erzielte, seit fünf Partien aber nicht mehr traf.

Auf viel Unterstützung von der Tribüne kann Kanada nicht hoffen. Auch Bundespräsident Christian Wulff, Kanzlerin Angela Merkel und DFB-Chef Theo Zwanziger drücken Deutschland die Daumen. „Wenn das Wetter jetzt noch mitspielt, wird es ein zweites Sommermärchen“, sagte Wulff der Nachrichtenagentur dpa zu seinen Erwartungen.

Trotz der gigantischen PR-Kampagne gibt es in der Öffentlichkeit noch größere Wissenslücken. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov" räumten 52 Prozent der Befragten ein, keine deutsche Spielerin namentlich zu kennen. Dennoch trauen 85 Prozent der Mannschaft den Turniersieg zu. „Das ist unser Traum, aber es wird nicht leicht“, sagte Neid.