2006 wurde ein neues Event chic: das Public Viewing. Hunderttausende tummelten sich vor den Leinwänden. Was ist 2011 in den Spielorten zu erwarten?

Frankfurt/Main. „Das wird eine ganz andere WM. Biertrinkende Horden von Männern, die „Deutschland, Deutschland“ grölen, wird es nicht geben“, meint Klaus Peter Laux vom Sportpark Leverkusen. Und WM-Cheforganisatorin Steffi Jones prophezeit: „So wird die Welle der Begeisterung aus den Arenen hinaus über die Städte ins ganze Land getragen werden.“

FRANKFURT: Satte 10 Millionen Euro lässt sich Frankfurt, Finalort und selbsterklärtes „Herz des Frauenfußballs“, das Turnier kosten. „Genauso viel wie die Männer-WM“, betont Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU). Ähnlich wie 2006 wird es drei auf dem Main schwimmende LED-Leinwände geben. In den „Fußballgärten“ am Mainufer ist täglich Trubel angesagt. Allein zur „Ouvertüre“ am Vorabend der WM-Eröffnung werden 200 000 Besucher erwartet, insgesamt 1 bis 1,5 Millionen, sagt Thomas Feda von der Frankfurter Tourismus+Congress GmbH.

BERLIN: Eine ursprünglich für den 25. Juni geplante Eröffnungsfeier am Brandenburger Tor wurde vom WM-OK und der FIFA abgesagt. Auch ein von der Stadt organisiertes Public Viewing gibt es nicht. „Das Land Berlin macht nichts, wir haben hier schließlich auch nur das Eröffnungsspiel“, sagt Christoph Dahms vom Senat. „Das ist okay so, es sollten ja Städte zum Zuge kommen, die bei der Männer-WM nicht dabei waren.“ In „einzelnen Locations“ könne sehr wohl öffentlich die WM geschaut werden – etwa am „Bundespressestrand“ mit kleiner Tribüne oder bei schönem Wetter auch im Willy-Kressmann-Stadion rund um das internationale Frauenfußballkulturfestival „Discover Foootball“.

AUGSBURG: „Es kribbelt schon schwer im Bauch“, sagt Bernhard Rotter von der Stadtverwaltung. Nach dem Erstliga-Aufstieg des FC sei die Stadt im Fußballfieber. Auf dem sogenannten Bauernmarkt werden alle WM-Partien live gezeigt, zwischen 1200 und 1400 Menschen haben dort Platz. Dazu sollen Nationalgerichte der 16 Teilnehmerländer angeboten werden. Am Rathausplatz wird auch ein „Kulturstadion“ aufgebaut.

DRESDEN: Im Rudolf-Harbig-Freibad – Zaun an Zaun mit dem WM-Stadion - wird es auf der Liegewiese eine Fanmeile mit großer Bühne und zwei LED-Leinwänden geben. Platz sei für maximal 5000 Feiernde, sagt Jörn-Torsten Verleger von der Stadt. Gezeigt werden alle Spiele in Dresden und die der DFB-Elf – jedoch nur bis zum 10. Juli. Dann muss das Bad zum Beginn der Ferien an die Kinder zurückgegeben werden.

MÖNCHENGLADBACH: Es ist eine Fanmeile auf dem Kapuzinerplatz geplant. Dort werden alle deutschen und die Spiele der K.o.-Runde auf einer 43-Quadratmeter-LED-Leinwand gezeigt. „Wir haben das einzige richtige Public Viewing in Nordrhein-Westfalen“, freut sich Peter Schlipköter von der Marketinggesellschaft Mönchengladbach. Beim NRWM-Fanfest am 26. Juni tritt auf dem Alten Markt die Band Juli auf. Für die Zeit der WM wird die Sperrstunde ausgesetzt.

BOCHUM: Bochum lädt auf eine Fanmeile im Kneipenviertel „Bermuda3Eck“. Bars zeigen die Spiele auf Fernsehern. Zwei Bühnen stehen bereit, für Musik ebenso wie für Gottesdienste. „Wir rechnen mit friedlicher und stimmungsvoller Atmosphäre“, sagt Thorsten Lumma von der Stadt. „An den Highlight-Tagen erwarten wir einige tausend Menschen.“ Zum NRWM-Fanfest, das das Land ausrichtet, kommt am 25. Juni Kim Wilde.

LEVERKUSEN: In der Einkaufspassage „Luminaden“ wird in einer „Arena“ auf zwei riesigen Fernsehern ein „Public Viewing light“ angeboten. Aber eher für Menschen, die dort ohnehin shoppen oder etwas trinken. Außerdem gibt es eine Fanmeile auf dem Rathausvorplatz, „mit allerlei Remmidemmi“, wie Klaus Peter Laux sagt – etwa einer Abba-Cover-Band, die an einem Schweden-Spieltag auftritt. Am 3. Juli macht dann das NRWM-Fanfest Station in Leverkusen direkt am Rhein. Dazu werden die Pop-Sängerin Christina Stürmer und rund 12 000 Feiernde erwartet.

WOLFSBURG: In der Autostadt wird am Hugo-Bork-Platz in der City ein Zwei-Etagen-Zelt aufgebaut: das „WM-Café“. Das Bühnen-Programm dort und die kulinarischen Spezialitäten werden auf die Partien in Wolfsburg abgestimmt, wie Nathalie Bock von der Stadt sagt. Unweit davon vor einem Einkaufscenter gibt es Public Viewing – aber nur für die deutschen Spiele. Dort haben etwa 2000 bis 3000 Besucher Platz.

SINSHEIM: In der badischen 35 500-Einwohner-Stadt können jeweils 3000 bis 3500 Besucher die deutschen Spiele beim Public Viewing auf dem Burgplatz verfolgen – zudem alle Partien, die im Stadion von Männer-Bundesligist 1899 Hoffenheim stattfinden. Es gibt besondere Tage, etwa am 5. Juli ein Kinderfest mit der „Sendung mit der Maus“. Sandra Aisenpreis von der Stadt sagt: „Wir sind klein aber fein.“ (dpa)