Im Finale besannen sich die Barca-Stars Iniesta und Xavi wieder auf ihr kreatives Potential - und demoralisierten Italien schon früh mit Traumpässen.

Kiew. Geniale Pässe, berauschender Kombinationswirbel: Die zuletzt etwas müde wirkenden Mittelfeldstars Xavi und Andrés Iniesta legten beim 4:0-Triumph über Italien den Grundstein für Spaniens Titel-Tripel. Gab es nach dem mühsamen 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen Portugal im Halbfinale am teilweise pomadigen Ballgeschiebe noch Kritik, zeigte vor allem die Kreativabteilung gegen die "Squadra Azzurra" unglaublichen Ideenreichtum und bemerkenswerte Zielstrebigkeit.

Vor allem der unumstrittene Regisseur Xavi und sein kongenialer Partner Iniesta sorgten mit ihren Raffinessen für Entzücken und Begeisterung im Kiewer Olympiastadion. Mal im traditionellen "Tiki-Taka"-Stil mit blitzschnellen Ballstafetten, mal mit überfallartigen Steilpässen in die Tiefe hebelten sie die italienische Defensive aus.

Not-Neuner Fàbregas und der von rechts gefährlich ins Sturmzentrum vorstoßende Silva bildeten dazu die ideale Ergänzung. Nicht von ungefähr brachte Silva die "Selección" mit einem wuchtigen Kopfball nach toller Vorarbeit und Flanke von Fàbregas in Führung (14. Minute). Xavi bediente dann Jordi Alba mit einem genialen Pass in die Tiefe vor dem 2:0 (41.) und später noch den eingewechselten Torres (84.).

+++ Deutsch-Italiener Montolivo: "Die vier Tore waren viel zu viel" +++

Die spanischen Fans feierten schon Mitte der zweiten Halbzeit und huldigten ihrer Nummer sechs vor einem Eckball mit Verbeugungen und Iniesta-Rufen. Bei seiner Auswechslung vier Minuten vor dem Ende gab es sogar einen Sonderapplaus von Coach del Bosque. Iniesta winkte kurz ins Publikum - und durfte den vierten Treffer durch Juan Mata (88.) von der Bank aus bejubeln.

Das Barcelona-Duo Xavi/Iniesta widerlegte damit auch die Mär vom Ende der spanischen Fußball-Philosophie. Dass maximaler Ballbesitz und Dauerkombinationen keinesfalls langweilig sein müssen, demonstrierten sie eindrucksvoll während der 90 Minuten.

Dem eingewechselten Torres genügten gestern 15, um sich mit seinem dritten Turniertor dank der geringeren Einsatzzeit vor dem Deutschen Mario Gomez auch noch den Titel des Torschützenkönigs zu sichern.

Statistik

Spanien: Casillas/Real Madrid (31 Jahre/137 Länderspiele) - Arbeloa/Real Madrid (29/41), Pique/FC Barcelona (25/45), Ramos/Real Madrid (26/92), Alba/FC Valencia (23/11) - Busquets/FC Barcelona (23/45), Xavi/FC Barcelona (32/115), Alonso/Real Madrid (30/102) - Silva/Manchester City (26/64) ab 59. Pedro/FC Barcelona (24/18), Fabregas/FC Barcelona (25/69) ab 75. Torres/FC Chelsea (28/98), Iniesta/FC Barcelona (28/71) ab 87. Mata/FC Chelsea (24/19). - Trainer: del Bosque

Italien: Buffon/Juventus Turin (34 Jahre/120 Länderspiele) - Abate/AC Mailand (25/6), Barzagli/Juventus Turin (31/33), Bonucci/Juventus Turin (25/20), Chiellini/Juventus Turin (27/55) ab 21. Balzaretti/US Palermo (30/12) - Pirlo/Juventus Turin (33/89) - Marchisio/Juventus Turin (26/26), De Rossi/AS Rom (28/78) - Montolivo/AC Florenz (27/37) ab 57. Motta/Paris St. Germain (29/13) - Balotelli/Manchester City (21/14), Cassano/AC Mailand (29/35) ab 46. Di Natale/Udinese Calcio (34/43). - Trainer: Prandelli

Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

Tore: 1:0 Silva (14.), 2:0 Alba (41.), 3:0 Torres (84.), 4:0 Mata (88.)

Zuschauer: 63.170

Beste Spieler: Xavi, Iniesta, Fabregas - keiner

Gelbe Karten: Pique - Barzagli

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 14:11

Ecken: 3:3

Ballbesitz: 56:44 Prozent

Mit Material von dpa