Hallo Hamburg,

es scheint ja tatsächlich Leute zu geben, die der tägliche Irrsinn eines Journalisten vor Ort interessiert. Also, hier mal ein „normaler“ Arbeitstag in Sopot: 7 Uhr Wecker, 7.10 Uhr nochmal Wecker, 7.20 Uhr ein letztes Mal Wecker. Duschen, auf dem I-Pad die deutschen Zeitungen lesen. 8.30 Uhr Frühstück mit den Kollegen. Meistens holt Marko (Stuttgarter Zeitung), Jan-Christian (Frankfurter Rundschau) oder Rene (Badische Zeitung) die Brötchen, Gregor (Agentur dapd) macht den Kaffee, ich decke auf. Wer sagt, dass fünf Männer auf einem Haufen nicht zurecht kommen würden? Anschließend: Themenfindung. 10 Uhr Telefonkonferenz übers Telefon mit der Heimatredaktion. 11 Uhr zum Trainingsplatz der Nationalmannschaft fahren, wo Journalisten gnädig die ersten 15 bis 20 Minuten des Trainings zuschauen dürfen. Anschließend ist in dem weißen Medienzelt Pressekonferenz. Neben schlauen Worten, einem Kicker und Kaffee gibt es auch noch äußerst begehrten Käsekuchen, der allen bis auf den geschätzten Kollegen vom „Spiegel“ schmeckt. Wer Glück hat, darf sich auch noch über einen Einzeltermin im nahegelegenen Teamhotel freuen. Eingeschränkt wird diese Freude lediglich dadurch, dass man erst mal ähnlich viele Kontrollen wie vor der Wende auf Verwandtschaftsbesuch im Osten überwinden muss. Ab mittags wird dann geschrieben, Feierabend ist meistens so gegen 19 Uhr. Gegessen wird dann außerhalb, Fußball geschaut natürlich auch, geschlafen natürlich nicht...

In dem Sinne, bis morgen,

Kai Schiller

Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, heute aus Sopot bei Danzig.