Hallo Hamburg,

Was macht man als erstes, wenn man in Polen angekommen ist? Man geht mexikanisch essen. Das ist natürlich ein kulinarischer Frevel, aber zu meiner Verteidigung: meine Tagesration am Reisetag zwischen Hamburg, Lübeck-Flughafen, Wizz-Air-Flug und Danzig-Ankunft bestand aus einer Packung Haribo-Tropifrutti. Da war das erste Fazit des Abends auch nicht weiter überraschend: das mexikanische Essen in Polen ist ausgezeichnet... Um dem Abend zumindest eine kleine polnische Note zu geben, habe ich mir immerhin Zywiec-Bier bestellt - und somit mein folkloristisches Gewissen vorläufig befriedigt. Ansonsten spürt man in Danzig, Sopot und an der ganzen polnischen Ostseeküste schon jetzt überall die EM. Die Autos sind mit kleinen rot-weißen Fähnchen geschmückt, jede Werbebande hat einen so realitätsfernen EM-Bezug und sogar der Typ von der Autovermietung wollte am liebsten stundenlang über die EM, die deutsche Nationalmannschaft und vor allem Polens Chancen philosophieren. Was die deutschen Chancen betrifft, so hoffe ich, dass ich am Montag nach der Ankunft der DFB-Auswahl schon ein bisschen schlauer bin. Und den Feierabend, das sei an dieser Stelle versprochen, werde ich dann auch in einem polnischen Restaurant verbringen - vielleicht aber mit mexikanischem Bier...

In dem Sinne, do jutra, also bis morgen,

Kai Schiller

Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft vor und während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, heute zum ersten Mal aus Sopot in der Nähe von Danzig