Der Nationalspieler soll tief in den Wettskandal verstrickt sein. Polizei verhaftet 19 Verdächtige, darunter Kloses Teamkollege Mauri.

Rom. Wenige Tage vor Beginn der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat der Wett- und Manipulationsskandal im italienischen Profi-Fußball auch die Nationalmannschaft erreicht. Am Montagmorgen hat die Polizei eine Razzia im Trainingslager des Weltmeisters von 2006 in der Nähe von Florenz durchgeführt. Unter anderem steht Nationalspieler Domenico Criscito vom russischen Spitzenklub Zenit St. Petersburg unter dringendem Tatverdacht.

Der 25 Jahre alte Verteidiger war zwischen 2008 und 2011 von Juventus Turin an den FC Genua ausgeliehen - er wurde von den Behörden verhört. Am Montagmittag teilte der Vizepräsident des italienischen Fußballverbandes (FIGC) Demetrio Albertini mit, dass Criscito aus dem EM-Aufgebot der Italiener gestrichen wurde.

Doch damit nicht genug: Zeitgleich durchsuchten Beamte landesweit Räumlichkeiten von Spielern und Trainern. Insgesamt wurde gegen 19 Personen vorgegangen, elf davon aktive und ehemalige Profis. 14 Verdächtige wurden vorübergehend verhaftet, drei unter Hausarrest gestellt und zwei wurden aufgefordert, sich bei den Behörden zu melden.

Auch Juves Meistertrainer Conte im Visier der Ermittler

"Das sind verheerende Nachrichten“, sagte die italienische Trainerlegende Giovanni Trapattoni, der mit Irland an der EM-Endrunde teilnehmen wird. "Aber wenn die Behörden so handeln, dann meist aus gutem Grund.“ Ein weiterer prominenter Verdächtiger ist Stefano Mauri. Der aktuelle Kapitän von Miroslav Kloses Klub Lazio Rom wurde vorübergehend verhaftet, ihm wird sportlicher Betrug vorgeworfen.

Juventus Turins Meistertrainer Antonio Conte steht ebenfalls im Zentrum der Ermittlungen. Der 42-Jährige soll während seiner Zeit bei AC Siena in der Aufstiegssaison 2010/11 an Spielabsprachen beteiligt gewesen sein. "Contes Reaktion auf die Anschuldigungen ist die von jemandem, der völlig unschuldig und fest entschlossen ist, seine Unschuld zu beweisen“, sagte Contes Anwalt Antonio De Rencis. Auch gegen Sienas Präsident Massimo Mezzaroma wird ermittelt. Hausdurchsuchungen gab es bei zahlreichen weiteren Profis, unter anderem auch bei Sergio Pellissier, Kapitän von Chievo Verona.

Ex-Nationalspieler bereits bestraft

Seit dem Beginn der Ermittlungen vor etwa einem Jahr wurden inzwischen mehr als 50 Personen in Italien verhaftet. Auch ehemalige Nationalspieler wurde eine Beteiligung in Spielabsprachen nachgewiesen: Der ehemalige Spielführer von Atalanta Bergamo, Cristiano Doni, wurde bereits im vorigen Sommer für dreieinhalb Jahre gesperrt, der einstige Lazio-Kapitän Giuseppe "Beppe“ Signori vergangenen Juni verhaftet.

Mit Material von dapd