Am Freitagabend treffen Russland und Tschechien aufeinander. Die Augen sind vor allem auf die beiden zentralen Offensivspieler gerichtet.

Charkow/Breslau/Warschau. Beim FC Arsenal bejubelten sie Seite an Seite große Erfolge, doch in ihrem EM-Auftaktspiel sind die beiden Superstars unerbittliche Gegner. Russland gegen Tschechien - das ist an diesem Freitag (20.45 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) in Breslau auch das Duell von Andrej Arschawin und Tomas Rosicky. Der Sieger dieser Partie in der Gruppe A kann die weiteren Vorrundenspiele mit frischem Selbstvertrauen angehen, der Verlierer steht schon im nächsten Match unter Zugzwang. „Wir wollen unserem Trainer einen großen Abschied bescheren“, sagte Arschawin mit Blick auf den niederländischen Coach Dick Advocaat, der nach dem Turnier zur PSV Eindhoven geht.

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Um Advocaat zu beschenken, wäre ein Auftaktsieg des EM-Halbfinalisten von 2008 hilfreich. Bei der EM in Österreich und der Schweiz stürmten die Russen bis in die Vorschlussrunde, wurden dort jedoch vom späteren Europameister Spanien mit 3:0 entzaubert. Arschawin betont, dass die mit einem Schnitt von 28,4 Jahren älteste EM-Mannschaft aus den taktischen Fehlern der Vergangenheit gelernt habe und sich nicht mehr so leicht überrumpeln lasse. Der 31-Jährige ist sicher: „So ein 0:3 passiert uns jetzt nicht mehr.“

Zwar trägt Arschawin wie sein gleichaltriger Kontrahent Rosicky die Nummer 10 auf dem Rücken, doch die Spielweisen des seit Januar von Arsenal als Leihgabe zu Zenit St. Petersburg zurückgekehrten Power-Fußballers und des tschechischen Ballvirtuosen sind sehr unterschiedlich. Während der schnelle Arschawin mit viel Zug zum Tor meist über die linke Seite stürmt, streichelt der Ex-Dortmunder den Ball, ist dribbelstark, spielt geniale Pässe, sucht aber seltener als der Russe den Torabschluss. Rosicky ist einer der letzten Vertreter der klassischen Spielmacher-Generation.

Ohne Rosicky im zentralen Mittelfeld der Tschechen läuft praktisch nichts. Kein Wunder, dass Trainer Michal Bilek heilfroh war, dass sein verletzungsanfälliger Kapitän gerade noch rechtzeitig vor dem ersten EM-Spiel fit wurde. Die Wadenverletzung, die er sich am letzten Spieltag der Premier-League-Saison zuzog, macht keine Probleme mehr. Seit der Ankunft der Tschechen, die am Sonntag mitten in der Breslauer City das Hotel Monopol bezogen, konnte Rosicky alle Trainingseinheiten mit dem Team machen.

Gleichwohl dürfte der Regisseur nach dreiwöchiger Pause noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein, zumal er auch die beiden Testspiele gegen Israel (2:1) und Ungarn (1:2) verpasste. „Er ist fit und ein ganz wichtiger Spieler für uns, weil er mit seinen Ideen Spiele allein entscheiden kann“, befand Bilek, der nun aber ein anderes Sorgenkind hat.

Denn Stürmer Milan Baros konnte wegen einer Oberschenkelblessur zwei Tage nicht trainieren, wurde am Mittwoch im Krankenhaus genauer untersucht. „Es hat sich nichts Ernstes gezeigt“, sagte Teamarzt Petr Krejci. Sein Einsatz ist dennoch offen. Fällt er aus, könnte bei seinem ersten großen Turnier gleich die Stunde von Tomas Pekhart schlagen.

Der 23-Jährige vom 1. FC Nürnberg gilt als erste Alternative für Baros im Sturmzentrum. Natürlich würde sich der Youngster über sein EM-Debüt freuen, Ansprüche stellt er aber nicht: „Ich hoffe, dass Milan am Freitag in Ordnung ist und von Anfang an spielen kann. Er ist bei uns der Stürmer Nummer eins“, betonte Pekhart, der froh ist, überhaupt im Kader zu sein. „Wenn mir das einer vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich es ihm nicht geglaubt. Und jetzt bin ich hier bei der EM. Und natürlich bin ich bereit, ins Spiel zu kommen.“ (dpa/HA)