Hamburg. Oberliga-Traditionsclub muss in der kommenden Saison drastische Etatkürzungen hinnehmen – und einen Präsidenten gibt es auch nicht.

Es ist nicht leicht, in diesen Tagen einen Verantwortlichen des Fußball-Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) zu einem Kommentar zu bewegen. Trainer Jan Haimerl hat sich ein Schweigegelübde auferlegt und will erst vor dem ersten Punktspiel am 14. August, dem Derby gegen den USC Paloma, wieder öffentlich sprechen.

Einen Präsidenten hat BU zurzeit nicht. Frank Meyer stellte sich aus privaten Gründen Ende Juni nach neun Jahren nicht zur Wiederwahl. Ein Nachfolger fand sich vorerst nicht. Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Zoerner ist gerade aus privaten Gründen verhindert.

Barmbek-Uhlenhorst muss herbe Finanzeinschnitte hinnehmen

Bleibt Volker Brumm. Der 55-Jährige ist Beisitzer im Vorstand und Ur-Barmbeker. Er war schon in verschiedensten Funktionen für den Club tätig und ist seit vielen Jahren – neben dem nun ausgeschiedenen Meyer – das Gesicht des Clubs nach außen. „Unsere Grundstimmung ist kämpferisch“, erklärt Brumm zur kürzlich bekannt gewordenen drastischen Etatkürzung bei BU. „Wir wollten gerne einen Etat wie in den vergangenen Jahren auf die Beine stellen. Leider geht das nicht mehr. Wir werden um den Klassenerhalt spielen und sind guten Mutes, diesen auch zu schaffen.“

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Für BU, einen der Traditionsclubs in Hamburg schlechthin, ist die Etatkürzung (Schätzungen in der Szene sprechen von einer mittleren fünfstelligen Summe, BU selbst kommentiert keine Zahlen) ein herber Einschnitt. Etwas über die Hälfte des sich aktuell auf 24 Spieler belaufenden Kaders wurde ausgetauscht.

Arrivierte Akteure wie Torwart Johannes Höcker (Concordia) und Sechser Samuel Hosseini (TSV Sasel) zog es zur Konkurrenz. Geholt wurden hauptsächlich preiswertere Spieler ohne große Namen. Das obere Tabellendrittel, in den vergangenen Spielzeiten der natürliche Lebensraum des früheren Zweitligisten, ist nun Utopie.

Corona sorgt für große Finanzlücken bei Barmbek-Uhlenhorst

Fatalerweise wird BU durch Corona seine Beliebtheit sowie seine an sich gute Sponsoringstruktur zum Verhängnis. Wenn kurz vor dem Anpfiff „Mitten inne Stadt“ von BU-Fan Lotto King Karl aus den Boxen an der Dieselstraße dröhnt, ist echtes Amateurfußballfeeling garantiert. In der Saison 2019/20 waren die Barmbeker mit 438 Fans im Schnitt pro Heimspiel Zuschauerkrösus der Oberliga Hamburg. „Diese Zuschauereinnahmen fehlen uns. Und die Einnahmen aus dem Anzeigenverkauf in der Stadionzeitung“, sagt Brumm.

Diese sind bei BU wegen seiner Anziehungskraft beträchtlich. Die Zuwendungen speisen sich allerdings aus vielen kleineren Unternehmen. Auf einen großen Gönner zu setzen lehnte der Club unter der Präsidentschaft Meyers wegen abschreckender Beispiele abgestürzter Vereine stets ab. Nun aber sind die BU-Sponsoren in Not.

BU-Vorstand: "Die Fans werden unseren Weg mitgehen"

„Wenn mir ein Kleinunternehmer erklärt, er müsse in diesen Zeiten zuerst an seine Familie denken, dann muss ich das natürlich akzeptieren“, sagt Brumm. Alle Verluste durch den städtischen Corona-Hilfsfonds für Vereine auszugleichen sei unmöglich. „Ich glaube, da würde sich Bürgermeister Peter Tschentscher schön bedanken, wenn wir von Geldern der Stadt Hamburg Spieler bezahlen würden“, sagt Brumm.

Doch es gibt Hoffnung. Allein zu den zwei bisherigen, siegreich gestalteten Testspielen daheim (1:0 gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe und 4:1 gegen den SC Condor) kamen jeweils mehr als 100 Fans. Einige von ihnen hatten den Vorstand in den vergangenen Monaten harsch kritisiert. „Ich glaube“, ist sich Brumm trotzdem sicher, „die Fans werden unseren Weg mitgehen. Wir werden tun, was wir können, um guten Fußball zu spielen.“