Dortmund/Hamburg. Jugendtrainer Baris Tuncay erinnert sich an die Anfänge beim FC St. Pauli. Dabei hat Moukoko eine Gemeinsamkeit mit Uwe Seeler.

Auch Baris Tuncay wird zum Telefon greifen, auch er wird eine Glückwunschnachricht verfassen, wenn Youssoufa Moukoko an diesem Freitag 16 Jahre alt wird – ein normaler Vorgang zu einem gar nicht so normalen Geburtstag. Ab sofort darf Moukoko nicht nur bei Kommunalwahlen wählen und bis 24 Uhr in der Diskothek bleiben – er darf auch in der Bundesliga spielen. Die Partie von Borussia Dortmund bei Hertha BSC am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky) wäre die erste Chance für das Ausnahmetalent, dann wäre er der Jüngste, der in der Bundesliga aufgelaufen ist.

Tuncay trainiert seit diesem Sommer die U 14 des HSV. Davor arbeitete er beim FC St. Pauli, und dort war er einer der ersten Trainer jenes Ausnahmetalents, das nun an der Schwelle zur Bundesliga steht. „Der war immer für mich da, war wie ein zweiter Vater für mich“, hat der junge Stürmer unlängst erzählt. „Mich freut am meisten, dass er so geblieben ist, wie er damals war“, sagt Tuncay. „Dass er sich diese Lust auf Fußball bewahrt hat. Er weiß, woher er kommt, er schreibt mir heute noch manchmal vor Spielen und wünscht mir viel Erfolg.“

Youssoufa Moukoko: Sein Marktwert dürfte immens werden

Im Herbst 2014 kam Moukoko aus Kamerun nach Hamburg. Zehn Jahre alt ist er da, Fußball hat er meist auf der Straße gespielt, ohne Schuhe. Der Vater ist HSV-Sympathisant, aber der Kiezklub habe die bessere Jugendarbeit, findet er. Also geht es zum Probetraining, abermals ohne Fußballschuhe. Auch so ist schnell klar: Der Junge ist außergewöhnlich begabt, der bleibt!

Hier geht's zu Moukokos Instagram-Channel

Er wird gleich in die U 13 eingruppiert und im folgenden Sommer gar zur U 15 befördert – zu Tuncay. „Er war kindlich, verspielt, auch anstrengend mit all seinen Macken“, erinnert sich der Trainer. „Aber er hat der Mannschaft immer unglaublich viel gegeben mit seiner positiven Art.“

Moukoko wechselte vom FC St. Pauli zu Borussia Dortmund

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Im Sommer 2016 zog Moukoko weiter nach Dortmund, zum BVB. Da galt er längst als eine der heißesten Aktien im deutschen Fußball. Bald kam die hässliche Debatte auf, ob er vielleicht doch nicht so jung ist, wie er vorgibt. Eine Nachbeurkundung durch das Standesamt Harburg beendete das Thema.

Youssoufa Moukoko im Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft
Youssoufa Moukoko im Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft © Tim Groothuis/Witters

„Er hat alles ausgeblendet und sich seine Spielfreude bewahrt“, sagt Tuncay. Das gilt jetzt erst recht, da der Traum vom Profifußball greifbar nah ist. Der Trainer von einst hat sich natürlich erkundigt, wie sich sein früherer Schützling schlägt, seit er im Sommer ins Training der Profis integriert wurde. Was er hörte, gefiel ihm und bestätigte ihn in der hohen Meinung, die er vom Talent hat – und hat die Vorfreude auf das Bundesligadebüt noch einmal erhöht.

In Hamburg gibt es eine erstaunliche Parallele zu Moukoko, bei dem es viele Kritiker gibt, die sagen, er sei zu jung, um in einer ersten Mannschaft zu spielen. Beim HSV kickte einst ein begnadeter Nachwuchsspieler, der lange darauf drängte, mit 16 auch in der – damals sehr erfolgreichen – Ligamannschaft zu spielen. In einem Freundschaftsspiel im Sommer 1953 war es so weit. Der 16-jährige Bubi hieß Uwe Seeler.