Hamburg. Von der Oberliga bis zur Kreisklasse ertönt wieder der Anpfiff. Größter Kritikpunkt bleibt der angepasste Spielmodus.

Am Freitagabend eröffnete der Hamburger Amateurfußball die neue Saison, die an diesem Wochenende von der Oberliga bis zur Kreisklasse beginnt. Die Debatten drehen sich bislang um Corona und den an Pandemie und aufgestockte Mannschaftszahlen angepassten Spielmodus. Das Abendblatt beleuchtet die umstrittensten Fragen.


Wo liegen die größten Tücken der Hygienekonzepte?

Durch die je nach Beschaffenheit der Anlage regulierten Zuschauerzahlen werden vielen Vereinen Einnahmen fehlen. Dazu kommen die Kosten für die Umsetzung der Hygienekonzepte. Auf finanzielle Hilfen des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) können die Clubs nicht hoffen. „Der Verband hat selbst hohe Verluste erlitten“, sagt HFV-Sprecher Carsten Byernetzki. Einige Vereine schränken die Kabinennutzung auf bis zu fünf Personen ein oder lassen diese ganz geschlossen. „Bei uns ist unter den aktuellen Bedingungen wenig Platz für Gästeteams. Wir überlegen schon, ein Zelt aufzustellen“, sagt HEBC-Jugendkoordinator Holger Gustmann.

Droht ein erneuter Saisonabbruch?

Der HFV ist optimistisch: „Am ersten Wochenende mit Lotto-Pokal und Oberliga fielen fünf von 193 Partien wegen Corona-Fällen aus. Das sind 2,6 Prozent. Das ist keine besorgniserregende Zahl“, sagt Byernetzki. Die Krux: Bei einem Corona-Fall innerhalb des Teams müssen alle Akteure und das Funktionsteam getestet werden. Kommen die negativen Testergebnisse rechtzeitig, kann gespielt werden. Tritt ein Fall aber wie in dieser Woche geschehen erst am Mittwochabend beim Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst auf, führt dies zur vorsorglichen Absage des anstehenden Spiels.

Wie wichtig ist die Disziplin der Akteure in ihrer Freizeit?

Sowohl ein Spieler des TuS Osdorf als auch ein Akteur des Niendorfer TSV sollen sich beim Feiern in der Schanze infiziert haben. „Wir haben unsere Spieler noch einmal auf unsere Regeln hinge­wiesen“, sagt NTSV-Manager Marcus Scholz. Die Partie am Sonntag gegen Victoria wurde zunächst abgesetzt, nun findet sie doch statt. Die Fälle zeigen: Die eigentliche Gefahr für den Amateurfußball liegt im Freizeitverhalten der Spieler. Auf ihr Verantwortungsbewusstsein wird es besonders ankommen.

Droht Wettbewerbsverzerrung durch nicht spielberechtigte Spieler?

Inter Eidelstedt beschwerte sich jüngst über das Gesundheitsamt Eimsbüttel. Drei Spieler müssen trotz nachgewiesener negativer Corona-Tests 14 Tage in Quarantäne bleiben, weil sie im Auto mit einem infizierten Spieler fuhren. Sie gelten damit als Kontaktpersonen ersten Grades. „Leitlinien für unsere Entscheidung sind die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts“, sagt Corinna Rosenberg, Sprecherin des Bezirksamtes Eimsbüttel. Die Inkubationszeit für Covid-19 betrage bis zu 14 Tage. „Ein negativer Test befreit daher nicht aus der Quarantäne“, so Rosenberg.

Finden der HFV und seine Vereine wieder zusammen?

Größter Kritikpunkt bleibt der Spielmodus. „Von den 500 Ideen, die man hätte haben können, ist die jetzige nicht unter den Top 498“, bewertet TuS Dassendofs Sportchef Jan Schönteich das HFV-Modell. Dieses sieht vor, die in der Hinrunde bis Mitte April erworbenen Punkte vor Beginn der jeweiligen Auf- und Abstiegsrunde zu streichen. Viele Clubs finden das unfair, 55 haben sich im Protest zusammengeschlossen. „Der Spielausschuss wird Vertreter der Gruppe zu einem Austausch der Argumente treffen“, sagt HFV-Sprecher Byernetzki. Das Treffen soll am 5. Oktober stattfinden. Noch ist unklar, welchen Gegenvorschlag die Clubs unterbreiten.