Cristiano Ronaldo äußert sich mehrdeutig, Gareth Bale will definitiv weg. Liverpools Trainer Jürgen Klopp mit dramatischen Worten.

Real Madrid und Trainer Zinedine Zidane zum dritten Mal hintereinander Gewinner der Champions League im Finale (3:1) über den FC Liverpool mit Jürgen Klopp, fast schon business as usual, könnte man meinen – doch dieser Final-Abend in Kiew hatte es in sich.

Da waren die beiden Patzer des deutschen Torwarts Loris Karius, die frühe Verletzung von Superstar Mohamed ("Mo") Salah (Liverpool), der rüde von Reals Treter Sergio Ramos zu Boden gerungen wurde, das Traumtor von Gareth Bale per Fallrückzieher und eben auch die diversen Nachspiele. Denn sowohl Bale als auch Reals Superstar Cristiano Ronaldo haben mehrdeutig über ihre bevorstehenden Abschiede aus Madrid gesprochen.

Champions League Finale: Einschaltquoten top

Bei den Einschaltquoten kam das Finale – vermutlich vor allem wegen der echten Herausforderung für die "Königlichen" vom deutschen Trainer Jürgen Klopp – den Topwerten der Saison 2017/2018 nahe. Nach ersten Zahlen des ZDF sahen in Deutschland 9,63 Millionen Zuschauer zu. Das war weniger als zuletzt bei den Bayern im Halbfinale gegen Real (11,64 Millionen). Aber der Marktanteil war leicht höher: jetzt 37,9 Prozent. Und der Wert lag deutlich über der Einschaltquote des Finales 2017: Real und Juventus Turin wollten im vergangenen Jahr nur 7,8 Millionen Zuschauer im ZDF sehen (Marktanteil 28,7 Prozent).

Ab der kommenden Saison ist die Champions League nur noch im Pay-TV zu sehen und nicht mehr im ZDF, das die letzten sechs Jahre übertrug (als Nachfolger von Sat.1). In der kommenden Saison ist das ZDF nicht mehr dabei - und der Fußballfan muss in jedem Fall zahlen: an Sky oder den Streamingdienst DAZN oder an beide, wenn er nichts verpassen will. Nur in einem Fall gäbe es ein Champions-League-Spiel ohne zusätzliche Bezahlung: wenn ein deutscher Verein im Endspiel steht. Das regelt der Rundfunk-Staatsvertrag.

Keine Zahl wird Loris Karius trösten, der zweimal peinliche Fehler beging. Er hat sich bei seinen Teamkollegen und den Fans entschuldigt. „Es tut mir leid für alle, für das Team, für den ganzen Club. Ich habe sie im Stich gelassen“, sagte der Keeper des FC Liverpool in der Nacht zum Sonntag.

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"Diese haben uns den Titel gekostet“, räumte der frühere Mainzer ein. Mit einem schlampigen Abwurf hatte Karius dem Franzosen Karim Benzema den Führungstreffer geradezu geschenkt, beim dritten Treffer ließ der 24-Jährige einen 35-Meter-Schuss von Gareth Bale durch die Finger flutschen. Welttorhüter Oliver Kahn sagte im ZDF: „Das kann die Karriere eines Torhüters zerstören.“

Jürgen Klopp mit dramatischen Worten

Trainer Klopp haderte aber auch mit dem Verhalten der Mannschaft nach der Auswechslung von Salah. "Natürlich war das ein großer Moment im Spiel und die Verletzung ist wirklich sehr ernst. Der Schock war offensichtlich und wir haben uns dann zu sehr zurückgezogen. Und dann kamen noch zwei ziemlich komische Tore. Es ist wie es ist und wir sind natürlich nicht in bester Laune."

Klopp sagte weiter: "Ich bin das Gegenteil von gut gelaunt, aber ich versuche professionell zu sein. Wir fühlen uns richtig schlecht, die Rückreise wird nicht schön. Wir wollten alles und haben nichts bekommen und noch weniger. Ägypten hat Salah vielleicht für die WM verloren." Salah hat sich möglicherweise die Schulter oder das Schlüsselbein gebrochen.

Klopp singt mit Campino von den Toten Hosen

Als sich die ersten Emotionen gelegt hatten, konnte Liverpool dann doch ein wenig feiern. Trainer Jürgen Klopp hat nach dem verlorenen Champions-League-Finale den Fans des FC Liverpool musikalisch inbrünstig Wiedergutmachung versprochen. Gemeinsam mit Toten-Hosen-Sänger Campino und Freunden schmetterte der Coach mit seiner Frau im Arm offenbar in den Morgenstunden nach dem 1:3 gegen Real Madrid einen Song: „Wir haben den Henkelpott gesehen, er war so wunder-, wunderschön, er musste leider nach Madrid, wir holen ihn nächstes Jahr zurück“, sang die illustre wie fröhliche Gruppe, zu der auch Moderator Johannes B. Kerner gehörte. Auch eine englische Version wurde geschmettert: „We saw the European Cup, Madrid had all the fucking luck“ („Wir haben den Europapokal gesehen, Madrid hatte all das verfluchte Glück.“) Die Aufnahmen der privaten Sangesrunde wurden am Sonntag auf dem Instagram-Account der Toten Hosen veröffentlicht. Campino ist leidenschaftlicher Liverpool-Fan. Er hat bei dem ungewöhnlichen Auftritt ein Trikot der Reds an und eine Final-Medaille für das Verliererteam um den Hals. Klopp war am Sonntag mit dem Liverpool-Team um den unglücklichen Torwart Loris Karius nach England zurückgeflogen.

Steueraffäre: Wirft Ronaldo in Madrid hin?

Derweil sagte Cristiano Ronaldo mehrdeutig, es sei eine schöne Zeit bei Real gewesen, wo er seit neun Jahren spielt. „Er muss bleiben, er wird bleiben“, sagte Trainer Zinedine Zidane. Ronaldo sagte: „Die Zukunft des Spielers ist in diesem Moment nicht wichtig. Ich werde erst zu den Fans sprechen, weil sie mich immer unterstützt haben.“ Reals Präsident Florentino Perez sagte: „Cristiano hat einen Vertrag, ich möchte nicht über irgendeinen Spieler spekulieren.“ Und Kapitän Sergio Ramos meinte bloß: „Cristiano muss seine Aussagen aufklären.“

Womöglich hat den Superstar auch die Steueraffäre in Spanien verärgert. Die spanische Staatsanwaltschaft wirft Ronaldo vor, über Briefkastenfirmen 14,7 Millionen Euro Steuern am spanischen Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Laut jüngsten Medienberichten will sich Ronaldo nun schuldig bekennen und die Sache mit einer Zahlung von 14 Millionen Euro aus der Welt räumen.

Es droht eine erfolgreiche Mannschaft auseinanderzubrechen, denn auch 100-Millionen-Mann Gareth Bale ist das Reservistendasein leid: „Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken“, sagte der Waliser, der im Finale nach gut einer Stunde eingewechselt wurde und mit zwei Toren das Spiel entschied.

Die Statistik

Madrid: Navas – Carvajal (37. Nacho), Ramos, Varane, Marcelo – Casemiro – Modric, Kroos – Benzema (89. Asensio), Ronaldo, Isco (61. Bale). - Trainer: Zidane

Liverpool: Karius – Alexander-Arnold, van Dijk, Lovren, Robertson – Milner (83. Can), Henderson, Wijnaldum – Salah (31. Lallana), Firmino, Mane. - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien)

Tore: 1:0 Benzema (51.), 1:1 Mane (55.), 2:1 Bale (64.), 3:1 Bale (83.)

Zuschauer: 61.561

Gelbe Karte: - Mane