Dramatisches Spiel in Mailand: Eiskaltes Schweden-Bollwerk lässt Italienern um Gianluigi Buffon keine Chance.

Mailand. Wenn starke Männer hemmungslos heulen, muss Grauenvolles geschehen sein. Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon weinte vor Millionen Landsleuten live im Fernsehen. „Es tut mir nicht für mich persönlich leid, sondern für die ganze Mannschaft und das ganze Land. Wir haben etwas verpasst, das auf so verschiedenen Ebenen viel bedeutet hätte“, sagte der 39-jährige Buffon, der nun nicht zu seiner sechsten WM fahren wird. „Aber wir sind stolz und stark. Wir werden versuchen, uns davon zu erholen, wie wir das immer gemacht haben.“ Für ganz Italien sei das Fehlen bei der WM eine „Katastrophe“, sagte Buffon. Und natürlich trat er gleich aus der Nationalmannschaft zurück.

Was für eine Dramatik im Mailänder San-Siro-Stadion: Italien hat erstmals seit 1958 eine Fußball-Weltmeisterschaft verpasst. Nach 60 Jahren großer Fußball-Geschichte erleben die Tifosi ihre schlimmste, ihre tragischste Zäsur. Gianluigi Buffon war in den letzten Minuten der spannenden, aber nicht hochklassigen Partie immer wieder in den Strafraum der Schweden gelaufen, um ein Tor zu schießen oder vorzubereiten.

Giorgio Chiellini gegen Ola Toivonen
Giorgio Chiellini gegen Ola Toivonen © Getty Images | Marco Luzzani

Der viermalige Weltmeister Italien fehlt bei der WM in Russland 2018 nach dem 0:0 im Qualifikations-Rückspiel gegen Schweden. Die Skandinavier hatten das Hinspiel 1:0 gewonnen. Italien hat prominente Vorgänger in der jetzt fast abgeschlossenen WM-Qualifikation: Auch die Niederlande und die Türkei bleiben Russland fern.

Schweden mit HSV-Profi Ekdal zum zwölften Mal dabei

Die Schweden, zu denen auch der HSV-Profi Albin Ekdal zählt, der in Mailand nicht spielen konnte, fahren zum zwölften Mal zu einer WM, der ersten seit 2006. Beim Rückspiel bot der Weltmeister von 2006 vor 72.00 Zuschauern zwar eine engagierte Leistung, vergab aber zu viele Torchanchen. Alessandro Florenzi (67.) traf mit einem abgefälschten Schuss nur die Latte.

Bei hitziger Atmosphäre hatten die Gastgeber von Trainer Gian Piero Ventura schnell die Initiative übernommen und drängten auch ohne den gelbgesperrten Spielmacher Marco Verratti auf den frühen Führungstreffer. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile war einer der Aktivposten, vergab jedoch seine besten Möglichkeiten (40. Minute/64.). Auch seine Kollegen machten es nicht besser, bis zur Pause reichte es trotz klarer Vorteile beim Ballbesitz nicht zum Treffer.

Die Schweden kamen hingegen nur sehr selten aus der eigenen Hälfte heraus und mussten früh einen Schock verkraften. Mittelfeldspieler Jakob Johansson, Siegtorschütze im Hinspiel, wurde nach 19 Minuten ausgewechselt, nachdem er sich ohne Fremdeinwirkung verletzt hatte.

Forsberg sah Gelb wegen Meckerns

Nach einer halben Stunde hatten die Azzurri Glück, als Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz (Spanien) ein Handspiel von Andrea Barzagli im Strafraum übersah. Emil Forsberg von RB Leipzig beschwerte sich und sah die Gelbe Karte.

Alessandro Florenzi am Boden
Alessandro Florenzi am Boden © REUTERS | MAX ROSSI

Trotz eines Nasenbeinbruchs stand Leonardo Bonucci bei den Italienern in der Abwehr und trieb das Spiel an. Während sich die Gäste immer mehr zurückzogen und überhaupt nichts mehr für die Offensive taten, scheiterten Giorgio Chiellini (58.) sowie Stephan El Shaarawy (87.) und ließen die Tifosi jeweils raunen.

Der 14. und letzte WM-Teilnehmer aus Europa wird am Dienstag in der Partie zwischen Irland und Dänemark ermittelt. Das Hinspiel war 0:0 ausgegangen.