Belfast. Weltmeister nach 3:1 in Nordirland für Russland 2018 qualifiziert. Auslosung der Gruppen am 1. Dezember. Löw verrät WM-Quartier.

Der Titelverteidiger ist auf seiner Mission nicht zu stoppen: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich vorzeitig für die WM 2018 in Russland qualifiziert. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw sicherte sich am Donnerstag den Sieg in Gruppe C durch ein 3:1 (2:0) gegen Nordirland in Belfast. Sebastian Rudy (2. Minute), Sandro Wagner (21.) und Joshua Kimmich (86.) erzielten die Treffer für den Weltmeister. Josh Magennis (90. +2) traf für Nordirland.

Und so fahren die Deutschen makellos nach Moskau. Mit weltmeisterlicher Dominanz und traumhaften Toren greift Joachim Löws Mannschaft in Russland 2018 nach dem fünften Stern. Sandro Wagner schoss das vierte Tor im vierten Länderspiel. Am Sonntag folgt das Qualifikationsfinale gegen Aserbaidschan in Kaiserslautern (20.45/RTL). Hier geht es um die erste "perfekte" WM-Qualifikation seit 1981.

"Das frühe Tor war enorm wichtig", sagte Rudy, "wir haben das Spiel die ganze Zeit dominiert. Nach Russland fahren wir, um was zu reißen! Wir wollen den Titel dort erfolgreich verteidigen."

WM-Auslosung am 1. Dezember in Moskau

Doch, trotz allen Glanzes: Bei der Auslosung am 1. Dezember im Moskauer Kreml droht eine schwierige Gruppe mit einem früheren Weltmeister wie Frankreich, Spanien oder Italien. Anders als Deutschland wäre dieses Trio wie auch Chile, England oder Uruguay nach aktuellem Stand nicht als Gruppenkopf gesetzt. Der Weltverband Fifa wird die vier Lostöpfe einzig auf Grundlage der Oktober-Weltrangliste einteilen. In der derzeitigen September-Rangliste, die von Deutschland angeführt wird, belegt Frankreich Rang acht, Spanien ist Elfter, Italien folgt auf Platz 17. Löw bezeichnet die historische Titelverteidigung auch deshalb als "das Allerschwerste überhaupt".

Die eiserne Wand der Nordiren zu durchbrechen, die zuvor in acht Spielen nur zwei Gegentore kassiert hatten (beide gegen Deutschland), oblag in erster Linie Wagner. Den Hoffenheimer bot Löw in Abwesenheit von Timo Werner und Mario Gomez als Stoßstürmer auf. Thomas Müller startete als zweite, eher hängende Spitze - und als Kapitän, da Torhüter Manuel Neuer wie ein Dutzend anderer Startelf-Kandidaten fehlte.

"We're not Brazil, we're Northern Ireland", sang Nordirlands Green and White Army vor dem Anpfiff im kühlen, verregneten Windsor Park in einem Arbeiterviertel von Belfast. Löw erwartete ein knallhartes Spiel "mit Brisanz", zugleich "so etwas wie ein Finale". Der perfekte Start durch Rudys wunderbaren 25-Meter-Schuss nach 80 Sekunden erleichterte vieles. Es war das erste Länderspieltor des Bayern-Profis.

Hummels und Boateng in der Abwehr

Dem weitestgehend in der Luft hängenden Angriff der Gastgeber stellte der Bundestrainer die Weltmeister-Innenverteidigung Mats Hummels/Jerome Boateng entgegen, Boateng spielte erstmals seit dem Hinspiel (2:0) vor einem Jahr. Links verteidigte Marvin Plattenhardt von Hertha BSC solide für den verletzten Kölner Jonas Hector.

Doch meist war nur die Abwehr der Nordiren in höchster Not: Wagner hätte nach einer Flanke des bärenstarken Kimmich von rechts beinahe mit der Brust zum 0:2 getroffen (4.), nach 16 Minuten köpfte er ebenfalls nach Vorlage Kimmichs an den Pfosten. Schließlich traf Wagner doch: mit einem präzisen 16-Meter-Schuss vorbei am verzweifelt herangrätschenden Gareth McAuley.

Generell rückten die deutschen Außenverteidiger weit auf, dadurch drängte der Weltmeister Nordirland energisch in die Defensive - der Ball zirkulierte wie am Schnürchen, der Gegner lief oft ratlos hinterher. Als erstmals Unruhe im deutschen Strafraum aufkam, war Torhüter Marc-Andre ter Stegen gegen Corry Evans hellwach (40.).

Löw wurde nur kurz unruhig

Auch nach der Halbzeitpause richteten sich die Nordiren gezwungenermaßen an kleinen Erfolgen auf. Jeder gewonnene Zweikampf, jeder Einwurf wurde von den 18.104 Zuschauern euphorisch bejubelt. Die Chancen jedoch hatte Deutschland: Einen Müller-Kopfball drehte Torhüter Michael McGovern in maximaler Streckung sehenswert um den Pfosten (51.).

Die Weltmeister konnten es sich sogar erlauben, das Spiel für einige Minuten dahinplätschern zu lassen. Löw, der im schwarzen Trenchcoat auf der Bank saß, wurde etwas unruhig, weil die Nordiren das Risiko erhöhten und deutlich früher angriffen.

Gefahr entstand dadurch allerdings nur einmal, als Conor Washington die Latte traf (77.). Der Weg nach Russland blieb frei. Nordirland hingegen wird wohl in die Play-offs einziehen.

WM-Quartier wieder in Südtirol

Löws Mannschaft wird nach den Worten des Bundestrainers ihre Vorbereitung auf die WM erneut in Südtirol absolvieren. Dass Südtirol wie vor dem dritten Titelgewinn 1990 (Kaltern), der WM 2010 (Eppan) und dem jüngsten Triumph 2014 in Brasilien (Passeier) erneut das Ziel sein würde, hatte sich zuletzt abgezeichnet. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge fiel die Wahl auf Eppan. Mit ausschlaggebend war wohl das neue Sportzentrum des AFC Girlan in Rungg. Dort steht inzwischen ein Trainingskomplex mit zwei Rasenplätzen, zwei Kunstrasenplätzen sowie einem kleinen Kunstrasenplatz zur Verfügung.