Auch Stefan Effenberg meint: So schlecht war der FC Bayern noch nie. Die Münchner verspielen zu Hause eine 2:0-Führung.

München. Der FC Bayern hat fünf Tage vor dem mit Spannung erwarteten Champions-League-Duell gegen Neymar und Co. einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Das Team von Trainer Carlo Ancelotti kam vor dem Gruppenspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) beim Millionen-Club Paris St. Germain in der Liga gegen den VfL Wolfsburg nach einem trägen Auftritt nicht über ein mageres 2:2 (2:0) hinaus und muss im Prinzenpark deutlich zulegen. "Das war ein Rückschritt", urteilte Thomas Müller.

Zunächst steht am Sonnabendnachmittag aber erst einmal ein Wiesn-Besuch der Münchner Stars an, der nach dem Remis nicht allzu entspannt ausfallen dürfte. „Darauf habe ich momentan keine Lust“, gestand ein sichtlich genervter Müller.

Ulreich-Blackout leitet VfL-Comeback ein

Robert Lewandowski brachte die Bayern mit einem fragwürdigen Foulelfmeter (33.) in Führung. Der Torjäger hatte gegen den VfL vor genau zwei Jahren mit fünf Treffern in neun Minuten für einen Weltrekord gesorgt. Der wiedergenesene Arjen Robben hatte dann beim 2:0 mit einem abgefälschten Schuss Glück (42.).

Das 2:1 durch einen Freistoß von Maximilian Arnold (56.) wurde von einem schweren Patzer durch Sven Ulreich, der derzeit den verletzten Manuel Neuer vertritt, begünstigt. „Das war ein klarer Blackout. Es tut mir leid für den Jungen“, sagte Eurosport-Experte Matthias Sammer.

Hummels knöpft sich Mitspieler vor

Sieben Minuten vor dem Abpfiff sorgte Daniel Didavi durch den glücklichen Ausgleich für Ernüchterung bei den Gastgebern. „So ein Spielverlauf darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren“, sagte Sammer. Und auch Mats Hummels kritisierte: „Beim 2:2 standen wir taktisch nicht gut. Ich habe versucht, auf die Spieler einzuwirken, aber leider habe ich nicht jeden erreicht.“

Die Münchner verspielten durch das Remis den dritten Sieg innerhalb von sieben Tagen und zugleich auch den zumindest vorläufigen Sprung an die Tabellenspitze. Für Wolfsburg und seinen neuen Trainer Martin Schmidt, der am Montag von Andries Jonker übernommen hatte, bedeutete der Punkt wichtigen Rückenwind für die kommenden Aufgaben in den unteren Regionen der Tabelle. „Das war das Schlechteste, was ich je von Bayern gesehen habe“, sagte Stefan Effenberg im „Kicker.TV-Talk“ bei Eurosport.

Der Joker stach: Durch Didavis Tor entführte Wolfsburg einen Punkt aus München
Der Joker stach: Durch Didavis Tor entführte Wolfsburg einen Punkt aus München © Bongarts/Getty Images | Adam Pretty

Auf der Gegenseite schrieb Torschütze Didavi dem neuen VfL-Coach einen großen Anteil am überraschenden Punktgewinn zu: „Er hat nicht viel Zeit gehabt, wir haben zusammen nur zwei Einheiten gehabt, aber er hat versucht, uns wieder Leben einzuhauchen, und hat das auch geschafft.“

Ancelotti rotiert kräftig durch

Ancelotti änderte sein Team nach dem 3:0 auf Schalke erneut auf sechs Positionen, unter anderem saß der zuletzt überragende James nur auf der Bank. Die Bayern taten sich abgesehen von zwei frühen Chancen durch Arturo Vidal und Jerome Boateng zunächst sehr schwer, in die Gänge zu kommen.

Die Aktionen der Münchner waren gegen eng stehende Wolfsburger zu umständlich und langsam. Der VfL hatte so immer wieder Zeit, sich zu sortieren. Und wenn dann einmal Platz war, waren die Zuspiele zu ungenau.

Da war die Welt noch in Ordnung: Robben jubelt über sein Tor
Da war die Welt noch in Ordnung: Robben jubelt über sein Tor © Bongarts/Getty Images | Sebastian Widmann

So benötigten die Bayern schon einen zweifelhaften Strafstoß zur Führung: Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) entschied nach einem leichten Zupfer von Marcel Tisserand gegen Lewandowski für die Münchner. Es passte zum Spiel, dass Paul Verhaegh kurz vor der Pause dann auch noch einen Schuss von Robben unhaltbar für seinen Torwart Koen Casteels abfälschte.

Hummels klagt über Chancenverwertung

Nach dem Wechsel starteten die Bayern erst einmal zielstrebiger und hatten durch Robben (47.) gleich die erste Chance zum 3:0. Das Tor erzielten die Gäste. Im Gegenzug hätte erneut der auffällige Robben treffen müssen, der 33-Jährige verzog aber freistehend. Zudem parierte Casteels einen Schuss des Niederländers (76.).

Danach verpasste Franck Ribéry die Vorentscheidung, was sich wenige Minuten später durch Didavis Ausgleichstor auch prompt rächte. „Wir hatten Riesenchancen, haben aber leider zwei- bis dreimal die Entscheidung verpasst“, monierte Hummels.

Die Statistik

Bayern: Ulreich – Kimmich, Jerome Boateng, Hummels, Rafinha - Vidal (63. Tolisso), Rudy – Robben (85. Rodriguez), Thomas Müller, Ribery (86. Coman) – Lewandowski. – Trainer: Ancelotti

Wolfsburg: Casteels – Verhaegh, Tisserand, Uduokhai, Itter – Camacho (73. Didavi) – Guilavogui, Arnold – William (46. Blaszczykowski), Malli – Origi (85. Bazoer). – Trainer: Schmidt

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tore: 1:0 Lewandowski (33. Foulelfmeter), 2:0 Robben (42.), 2:1 Arnold (56.), 2:2 Didavi (83.)

Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Vidal (3) - Tisserand, William (2)

Torschüsse: 16:8

Ecken: 6:3

Ballbesitz: 57:43 %