Madrid. Auch sein Sohn wurde vorläufig festgenommen. Beide gelten als wichtige Strippenzieher auf internationaler Bühne.

Der spanische Fußball wird von einem Skandal erschüttert. Ángel María Villar Llona, Präsident des nationalen Verbandes RFEF, ist am Dienstagvormittag in Madrid vorläufig festgenommen worden. Wie die spanische Justiz bestätigte, wird dem 67-Jährigen, der auch Vizepräsident in der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und im Weltverband Fifa ist, Korruption, Urkundenfälschung und Unterschlagung vorgeworfen.

Villar soll unter anderem Gelder des Verbandes verwendet haben, um sich Vorteile zu sichern. Dabei soll er Geschäfte mit Firmen eingeleitet haben, die mit seinem Sohn in Verbindung gebracht werden. Obwohl noch kein genauer Betrag bekannt ist, sollen sich beide so bereichert haben. Außerdem geht es um Gefälligkeiten Villars für einige Staatsmänner.

Eine Anti-Korruptions-Einheit der Guardia Civil durchsuchte die Räume des Verbandes RFEF in der spanischen Hauptstadt und verhaftete dabei noch weitere hochrangige Funktionäre, darunter Villars Sohn Gorka, bis vor einem Jahr Generalsekretär des südamerikanischen Verbandes Conmebol, und der für Finanzen zuständige RFEF-Vizepräsident Juan Padrón. Auch Wohnungen wurden durchsucht. Der Einsatz unter dem Namen "Operation Soule" war von der zuständigen Staatsanwaltschaft beantragt worden, die seit Anfang 2016 ermittelt. Drei Monate lang wurden die Telefone der Hauptverdächtigen abgehört. Die Mitschriften füllten mehr als 2000 Seiten.

Milde Strafe durch Ethikkommission

„In Spanien werden die Gesetze durchgesetzt, sie sind für alle gleich, und niemand, wirklich niemand steht über dem Gesetz“, sagte Spaniens Sportminister Íñigo Méndez de Vigo. Villar ist seit 1988 Präsident des spanisches Verbandes, im Mai wurde er zum siebten Mal wiedergewählt. Nach der Suspendierung von Michel Platini amtierte er in der Uefa knapp ein Jahr lang als Interimspräsident, bis der Slowene Aleksander Ceferin im September vergangenen Jahres gewählt wurde.

Im November 2015 hatte ihn die Fifa-Ethikkommission zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Schweizer Franken verurteilt, nachdem er im Aufklärungsprozess um die umstrittene WM-Vergabe 2018 nach Russland und 2022 nach Katar nicht kooperiert haben soll. Der jüngst durch die Fifa veröffentlichte García-Bericht gibt einen Einblick in die Verweigerungshaltung des Fußballbosses. Villar war damals Chef der gemeinsamen Bewerbung von Spanien und Portugal. Später habe er jedoch seine Bereitschaft zur Kooperation in der Untersuchung gezeigt, begründeten die unabhängigen Fifa-Ethiker ihr mildes Urteil.

Nun könnte es allerdings noch dicker kommen: Neben der Einheit unter Vorsitz des Richters Santiago Pedraz, die in diesem Fall ermittelt, untersucht eine zweite Abteilung ein weiteres Vergehen Villars. Er und seine Kollegen können demnach nicht erklären, wo öffentliche Zuwendungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro geblieben sind, die durch den spanischen Sportausschuss an vier Bildungsprojekte in Afrika und Mittelamerika hätten gehen sollen. Außerdem fanden die Ermittler heraus, dass Villars Sohn Gorka, obwohl nie in der RFEF angestellt, "die totale Kontrolle über fast alles hat, was im Verband hin- und herbewegt wird".

Fifa und Uefa halten sich bedeckt

Viele Jahre lang galt Villar als großer Strippenzieher im internationalen Fußball, blieb allerdings meist im Hintergrund. Über sein Netzwerk nahm der Jurist großen Einfluss auf wegweisende Entscheidungen in der Fifa und der Uefa. Jahrelang gehörte Villar zu den mächtigsten und einflussreichsten Fußballfunktionären.

Nachdem das Imperium von Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter zusammenbrach und auch Uefa-Boss Michel Platini suspendiert wurde, sank auch Villars Stern. Neben dem Ägypter Hany Abo Rida ist Villar inzwischen das einzige verbliebene Mitglied der damaligen Fifa-Exekutive, die im Dezember 2010 über die beiden WM-Gastgeber abstimmte.

In einer ersten Stellungnahme verwies die Fifa am Dienstag darauf, dass es sich um eine "interne Angelegenheit" des spanischen Verbandes handele. Die Uefa wollte die Vorgänge nicht kommentieren.

Villar ist ehemaliger Profi von Athletic Bilbao und spanischer Ex-Nationalspieler (22 Länderspiele).