Die Tage des Deutschen als Nationaltrainer Rumäniens dürften trotz seiner sichtbaren Leidenschaft gezählt sein.

Bukarest. Rumäniens Nationaltrainer Christoph Daum hat mit einer jetzt schon legendären Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Chile (3:2) für Aufsehen gesorgt. Auf die Frage eines Journalisten, ob er einen Rücktritt in Erwägung ziehe, verlor der Ex-Bundesligacoach die Fassung und hielt einen knapp zweiminütigen Monolog.

Daum trainiert seit Juli 2016 die rumänische Nationalmannschaft. Seine Bilanz liest sich wenig erfolreich. Vor dem Spiel gegen Chile gewann Rumänien unter Daum lediglich eins von sieben Spielen bei Gegnern wie Kasachsten, Armenien und Montenegro.

„Das liegt nicht auf dem Tisch. Ich weiß nicht, was Sie da konstruieren wollen. Es ist immer das Gleiche. Seit Monaten höre ich, dass ich zurücktreten soll. Sagen Sie mir einen Grund, gemessen an dem, was wir erreicht haben und was wir in Zukunft vorhaben, warum ich jetzt aufhören sollte? Nur weil die Resultate nicht stimmen?“, polterte Daum wild gestikulierend.

Daum bezweifelt Nationalstolz des Journalisten

Daum weiter: „Wenn Sie wirklich offen dafür wären, würde ich mich mit Ihnen hinsetzen und ein, zwei, drei Stunden über Fußball reden. Aber wenn ich mit Ihnen rede, nehmen Sie nicht ein Prozent davon auf. Sie verdrehen es ins Gegenteil und schaffen Lügen. Selbst wenn ich Ihnen die Fakten sage, sind Sie nicht interessiert. Über das, was wir erreicht haben, schreiben sie nichts! Alles was Sie interessiert, ist mein Rücktritt.“

Der inzwischen 63-Jährige bescheinigte sich selber sogar mehr Nationalstolz als dem Reporter. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin rumänischer als sie. Ich identifiziere mich mehr mit diesem Land und den Menschen als Sie. Sie sind keine Hilfe, Sie zerstören nur alles“, so Daums herber Vorwurf.

Daum vor dem Rauswurf

Trotz der Wutrede oder vielleicht sogar gerade deshalb will Rumäniens Fußballverband in Kürze über die Zukunft von Daum entscheiden. Verbandschef Razvan Burleanu schließt eine vorzeitige Entlassung des Deutschen nicht aus, wie rumänische Medien am Mittwoch übereinstimmend berichteten. Die Rumänen haben nach der jüngsten 1:3-Niederlage in Polen nur noch geringe Chancen auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland. „Der Vertrag mit Daum hatte dieses Ziel, nämlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft“, sagte Burleanu.

Er bedaure es nicht, Daum im vorigen Jahr engagiert zu haben, „zugleich aber steht und fällt ein Trainer mit den Resultaten, und die Resultate sind nicht zu unserem Vorteil“. Nun werde die Technische Kommission des Verbands über Daums Leistung beraten und eine Entscheidung fällen. Daums Vertrag läuft offiziell bis 2018.