Derweil knöpft sich Mario Gomez Mitspieler Draxler und Ex-Manager Allofs vor. Im Winter dürfte es einen Umbruch geben.

Wolfsburg. Valérien Ismaël steht offenbar vor dem Aus als Trainer beim VfL Wolfsburg. Wie die "Bild" berichtet, wird das Duell am Dienstag bei Borussia Mönchengladbach (20.00 Uhr/Sky) das letzte Spiel unter der Leitung des Franzosen sein. Danach soll laut dem Bericht David Wagner übernehmen. Derzeit arbeitet der 45-Jährige als Teammanager des englischen Zweitligisten Huddersfield Town. Der VfL wollte die Personalie nicht kommentieren, Wagner war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Heuert Klopp-Kumpel David Wagner beim VfL an?
Heuert Klopp-Kumpel David Wagner beim VfL an? © imago | BPI

"Wir, das sind der Aufsichtsrat, die Geschäftsführung, meine Person und der Trainer, haben besprochen, dass wir uns eng abstimmen und ein Fazit ziehen", sagte Wolfburgs Leiter Sport Olaf Rebbe der "Bild": "Alles wird auf den Prüfstand gestellt und hinterfragt, wie gut das war." Rebbe hatte vor einer Woche die Aufgaben des entlassenen Geschäftsführers Klaus Allofs übergangsweise übernommen.

Wagner besitzt wohl Ausstiegsklausel

Ismael war erst im Oktober auf Dieter Hecking gefolgt, Anfang November erhielt er einen Vertrag als Cheftrainer. Zuletzt reagierte er zunehmend genervt auf die vielen Fragen zu seiner Zukunft. "Das ist einfach nervig. Wenn ich ein Spiel verliere, kommt die Frage nach meiner Zukunft, wenn ich ein Spiel gewinne, kommt die Frage auch", sagte der 41-Jährige am Sonnabend nach dem 1:0 gegen Eintracht Frankfurt. Es war der zweite Sieg für den Trainer im achten Liga-Spiel.

Eine Bilanz, die den Ambitionen des VfL nicht gerecht wird und zu anhaltenden Gerüchten um Wagner führte. Der 45-Jährige ist ein enger Freund von Liverpools Teammanager Jürgen Klopp, er war sogar Trauzeuge des langjährigen BVB-Trainers. Als aktiver Profi spielte der Deutsch-Amerikaner mit Klopp bei Mainz 05 und tranierte die Amateure bei Borussia Dortmund während der Klopp-Ära. Seit 2015 arbeitet der frühere Stürmer in England und führte den Abstiegskandidaten Huddersfield in die erweiterte Spitze. Laut Informationen des "kickers" besitzt Wagner bei seinem Club eine Ausstiegsklausel.

Gomez knöpft sich Draxler vor

Erst am Sonnabend demonstrierten Ismaël und seine Spieler Einigkeit. Selbst der wechselwillige Julian Draxler ließ eine stürmische Umarmung seines Coaches über sich ergehen. Zu den Wolfsburger Fans traute sich der Weltmeister allerdings nicht mehr. Draxler war bereits in die Kabine geflüchtet, als sich seine Teamkollegen nach dem schwer erkämpften 1:0 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt für den ersten Heimsieg der Saison und drei wichtige Punkte im Abstiegskampf feiern ließen.

Der 23-Jährige wollte bei seinem höchstwahrscheinlich letzten Heimspiel im Wölfe-Trikot wohl kein weiteres Öl ins Feuer gießen, doch die Aktion stand sinnbildlich für seine Haltung: Nichts wie weg hier! Mario Gomez weint Draxler offenbar keine Träne hinterher. „Wer weg will, der soll gehen. Das hätte schon im Sommer geregelt werden sollen“, sagte der Nationalstürmer bei Sky und kritisierte damit deutlich ein Versäumnis von Ex-Manager Klaus Allofs, das ein Grund für seine Entlassung gewesen war.

Mario Gomez hätte Draxler schon im Sommer gehen lassen
Mario Gomez hätte Draxler schon im Sommer gehen lassen © Bongarts/Getty Images | Ronny Hartmann

Im ersten Spiel nach der Trennung von Allofs spielte der eine Woche zuvor gegen Rekordmeister Bayern München (0:5) noch aussortierte Draxler zwar nicht wie ausgewechselt, aber immerhin engagiert. Seine Torvorlage zum Siegtreffer von Jeffrey Bruma (33.) nach einer Ecke war Draxlers erste (!) direkte Torbeteiligung in dieser Saison – ein Armutszeugnis für einen Spieler seiner Klasse.

Wohin wechselt Draxler?

„Im Gespräch hat er mir gesagt, dass er bereit ist, ein anderes Bild von sich abzugeben“, begründete Trainer Ismaël Draxlers Begnadigung. Auf die Frage eines Journalisten, ob Draxler weniger motiviert gewesen sei, als Allofs noch in der Verantwortung stand, ergänzte Ismaël vielsagend: „Das ist eure Spekulation.“

Draxler hat beim VfL dennoch keine Zukunft mehr, das letzte Spiel vor der Winterpause am Dienstag (20 Uhr/Sky) bei Borussia Mönchengladbach wird seine Abschiedsvorstellung. Danach darf der Nationalspieler Wolfsburg dem Vernehmen nach verlassen, wenn ein Club mindestens 30 Millionen Euro bietet. Der FC Arsenal, Paris St. Germain, Juventus Turin und der FC Sevilla sollen Interesse zeigen.

Geht auch Luiz Gustavo?

Gut möglich, dass der Umbruch im Winter groß ausfällt und auch Stars wie Luiz Gustavo und Ricardo Rodriguez das Weite suchen. „Die letzten Wochen in der Bundesliga haben gezeigt, dass die Mannschaften oben stehen, die Bock haben“, sagte Gomez: „Wir müssen im Winter klar sagen, wer Bock hat.“

Das Kurztrainingslager vor den Toren Wolfsburg scheint zumindest vorerst die tiefsten Risse in der Mannschaft gekittet zu haben. Gegen Frankfurt stemmten sich alle gegen den Negativtrend – und erzwangen damit auch das Glück. Zuerst vergab „Wölfe-Schreck“ Alexander Meier (zuvor neun Tore gegen den VfL) einen unberechtigten Foulelfmeter (67.). Zwei Minuten später verweigerte der schwache Schiedsrichter Felix Brych (München) der Eintracht einen klaren Strafstoß nach einem Foul von Daniel Caligiuri an Ante Rebic.

Ismaël und Draxler gehen wohl im Gleichschritt

„Wenn wir zusammenstehen und eine positive Stimmung erzeugen, ist auch in Gladbach etwas möglich“, sagte Ismaël, für den das letzte Spiel der Hinserie zugleich sein letzter Auftritt als VfL-Cheftrainer sein wird. Auch für Draxler dürfte die Zeit in Wolfsburg abgelaufen sein.