Thomas Müller von italienischen Fans gnadenlos ausgepfiffen. Löw setzt im Fußball-Klassiker auf einige junge Spieler.

Mailand. Beim Länderspiel-Klassiker Italien gegen Deutschland ist es schon vor dem Anpfiff zu einem Eklat gekommen. Der Stadionsprecher kündigte die italienische Nationalhymne an, gespielt wurde aber wie üblich zuerst die der Gäste, also die deutsche. Die Zuschauer im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion reagierten daraufhin mit wütenden Pfiffen, die erst nach einer bemerkenswerten Reaktion der "Squadra Azzurra" verpufften. Die italienischen Nationalspieler um Kapitän Gianluigi Buffon applaudierten, um zu signalisieren, dass das Pfeifkonzert unangebracht war.

Als der Ball rollte, stellte Italien die deutsche Defensive gleich zu Beginn vor Probleme. Immer wieder überraschte die Mannschaft von Trainer Giampiero Ventura mit schnellen Vorstoßen, ohne sich dabei aber eine zwingende Torchance zu erspielen. Eine solche gab es auf der anderen Seite für Leon Goretzka, der glänzend freigespielt von Ilkay Gündogan im Eins gegen Eins mit Buffon den Kürzeren zog (12.). Buffon parierte in seinem 167. Länderspiel – Europarekord. Die größte Chance für die Heimelf vergab bislang Dortmunds früherer Stürmer-Flop Ciro Immobile, der frei vor Leno am Tor vorbei schoss (25.).

Müller gnadenlos ausgepfiffen

Nach der Pause durfte auch Ex-HSV-Profi Jonathan Tah, der für Mats Hummels eingewechselt wurde, mitwirken. Als wenig später auch Müller vom Platz geholt wurde (59.), hagelte es erneut Pfiffe von den Rängen. Die Italiener haben seine kritischen Aussagen gegen San Marino nach dem 8:0 am Freitag offensichtlich noch nicht vergessen. Müller hatte die Sinnhaftigkeit des Spiels beim WM-Qualifikationsgegner infrage gestellt und die fehlende Professionalität des Verbandes bemängelt.

Der für Müller eingewechselte Volland hätte sich beinahe umgehend für die Reaktion des Publikums revanchiert. Sein Tor nach Vorlage von Joshua Kimmich wurde aber wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben (63.).

Löw setzt auf Debütant Gerhardt

Wie angekündigt, debütiert Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg in der Startformation. Bundestrainer Joachim Löw verzichtet am Abend hingegen überraschend sowohl auf Mario Götze als auch den zuletzt leicht angeschlagenen Mario Gomez. Seit dem bitteren EM-Aus gegen Gastgeber Frankreich (0:2) stand Götze, der erst in der 70. Minute für Julian Weigl kam, in allen fünf Länderspielen in der Startelf.

Gerhardt, der als linker Außenverteidiger eingesetzt wird, ist der 86. Neuling in der Ära Löw. Auf dieser Position spielte der 22-Jährige zuletzt zweimal in der Bundesliga beim VfL, eigentlich fühlt er sich aber im zentralen Mittelfeld am wohlsten.

Torloser Müller spielt im Sturm

Für den erkrankten Manuel Neuer steht Bernd Leno im Tor des Weltmeisters. Die Viererkette komplettieren Benedikt Höwedes, Shkodran Mustafi und Mats Hummels. Im defensiven Mittelfeld spielen Kimmich (21), Weigl (21) und Sebastian Rudy (26), davor agieren Gündogan (26) und Leon Goretzka (21).

Der Hoffenheimer Rudy und England-Legionär Gündogan sind somit die ältesten Akteure einer extrem jungen Mittelfeld-Besetzung. Einzige Spitze ist der in der Liga noch torlose Thomas Müller, der die Mannschaft als Kapitän anführt.

Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Fußball-Großmächte setzte sich Deutschland in der Runde der letzten Acht bei der EM mit 6:5 im Elfmeterschießen durch. Damals sorgte vor allem der verschossene Elfmeter des Italieners Simone Zaza für reichlich Belustigung in den sozialen Netzwerken.

Die Aufstellung:

Deutschland: Leno – Höwedes, Mustafi, Hummels, Gerhardt – Kimmich, Weigl, Rudy – Goretzka, Gündogan – Müller (C). – Trainer: Löw

Italien: Italien: 1 Buffon/Juventus Turin (38 Jahre/166 Länderspiele) – 15 Rugani/Juventus Turin (22/2), 19 Bonucci/Juventus Turin (29/67), 3 Romagnoli/AC Mailand (21/4) – 22 Zappacosta/FC Turin (24/2), 16 De Rossi/AS Rom (33/110), 18 Parolo/Lazio Rom (31/29), 4 Darmian/Manchester United (26/27) – 11 Immobile/Lazio Rom (26/20),9 Andrea Belotti/FC Turin (22/5), 17 Eder/Inter Mailand (30/20). – Trainer: Ventura