Grassau. Die vergangene Saison sei “nicht rund“ gelaufen. DFL-Mann urteilt noch härter. Neuer Schiedsrichter-Boss Fröhlich gibt sich milder.

Der Berliner Lutz Michael Fröhlich ist neuer Chef der Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Der 58-Jährige tritt die Nachfolge von Herbert Fandel an, der zum Ende der vergangenen Saison als Vorsitzender der Schiedsrichterkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten war.

"Ich sehe mich als kommunikativen Typen, der eng an der Mannschaft dran ist“, sagte Fröhlich. Der ehemalige Bundesliga-Referee wird die Funktion im Gegensatz zum Ehrenamtler Fandel hauptamtlich ausüben. Er sei „kein Patriarch und kein Alphatier“, betonte Fröhlich am Mittwoch zum Auftakt des fünftägigen Trainingslagers der besten deutschen Schiedsrichter im bayerischen Grassau. Der Berliner war bislang Abteilungsleiter Schiedsrichter innerhalb des DFB.

DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann bezeichnete Fröhlich als „optimalen Mann“ für die Nachfolge von Fandel (52). Dieser soll als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses dem DFB erhalten bleiben. Fröhlichs vorrangiges Ziel ist es, dass die Schiedsrichter in der kommenden Spielzeit wieder eine deutlich bessere Leistung abliefern.

Brych ist Schiedsrichter des Jahres

EM-Schiedsrichter Felix Brych (München) wurde im Rahmen des Lehrgangs zum dritten Mal nach 2013 und 2015 als "Deutschlands Schiedsrichter des Jahres" ausgezeichnet. Geehrt wird er 40-jährige Münchner dafür am kommenden Sonnabend in Grassau. Zur Schiedsrichterin des Jahres wurde Riem Hussein (Bad Harzburg) gekürt.

Brych hatte bei der Europameisterschaft in Frankreich drei Partien geleitet und war zudem in der Champions League aktiv. "Das Fazit fällt positiv aus“, sagte Brych zur EM. Die Bundesliga-Leistung der Schiedsrichter sah er allerdings kritischer. "Wir Aktive haben selber gemerkt, dass die letzte Saison nicht rund gelaufen ist“, gestand Brych.

DFL-Direktor übt scharfe Kritik

Noch härter ging Spielbetriebs-Direktor Andreas Nagel von der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit den Unparteiischen ins Gericht. "Die Leistungen waren nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Es war auffällig, dass sich Fehlentscheidungen in Drucksituationen gehäuft haben", sagte Nagel in Grassau: "Wir hoffen, dass die Leistungen durch neue Maßnahmen und Schulungen gesteigert werden können."

Fröhlich hingegen nahm seine Kollegen in Schutz: "Es hat insgesamt nicht mehr Fehlentscheidungen gegeben, sondern es sind in vermeintlich klareren Situationen schwere Fehler passiert", sagte der 58-Jährige. Der frühere Top-Referee merkte aber auch an: "Gerade bei Handspiel und Abseits haben sich die Fehlentscheidungen minimiert."