Island kämpfte wacker und steckte nie auf. Doch am Ende stand eine deutliche Niederlage im EM-Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich.

Saint-Denis. Die müden Helden aus dem hohen Norden wurden gefeiert, ein letztes Mal stellten sie sich zum „Huh-Huh-Huh“ vor der Kurve der isländischen Anhänger auf, es war ein Gänsehaut-Moment – doch so richtig glücklich sahen nur die gefeierten Franzosen aus. Eine starke Equipe tricolore hat das isländische Fußball-Märchen mit einem Schützenfest beendet und sich für das EM-Halbfinale gegen Weltmeister Deutschland warmgeschossen.

Bemerkenswert war allerdings, dass das gesamte Stadion nach den Huh-Schlachtrufen für Island applaudierte. Schon im Vorfeld der Partie sangen Anhänger beider Fanlager die Kultparole gemeinsam – eine bemerkenswerte und einzigartige Geste für die Skandinavier, die bei diesem Turnier so positiv überrascht und viele Sympathien gewonnen haben. „Unsere Fans sind der Wahnsinn, die singen da hinten ja immer noch“, sagte ein sichtlich stolzer Kapitän Aron Gunnarsson knapp 20 Minuten nach dem Schlusspfiff.

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Frankreich war dem bislang so überzeugenden Außenseiter allerdings in allen Belangen überlegen, der tapfere Außenseiter wurde beim 5:2 (4:0) bisweilen vorgeführt. EM-Gastgeber Frankreich fährt mit breiter Brust zum Giganten-Duell mit der angeschlagenen DFB-Auswahl am Donnerstag in Marseille. „Deutschland ist bisher ohne jeden Zweifel das beste Team, auch wenn sie gegen Italien etwas gestolpert sind. Aber wir kämpfen um unsere Chance auf das Finale gegen das beste Team der Welt“, sagte Trainer Didier Deschamps.

Pogba gelingt der Durchbruch

Vor 76.833 Zuschauern im Stade de France in St. Denis wurden die bisher so unbeugsamen Isländer geradezu überrollt. Olivier Giroud erzielte den schnellsten Treffer der Franzosen bei dieser EM (12.), Paul Pogba seinen ersten nach zuletzt 16 Länderspielen ohne Torerfolg (19.). Noch vor der Pause klappten Dimitri Payet (43.) mit seinem dritten sowie Antoine Griezmann (45.) mit seinem vierten Turniertreffer das letzte Kapitel der isländischen Heldensaga bei dieser EM zu, den Treffer von Kolbeinn Sigthorsson (56.) beantwortete prompt Giroud mit seinem zweiten Treffer (59.). Birkir Bjarnason traf zum Endstand (84.).

Der EM-Debütant war erstmals bei dieser Endrunde überfordert. Alles ging ein wenig zu schnell, nach dem schnellen 0:2-Rückstand fehlten die Mittel und wohl auch ein wenig die Kraft, sich aufzubäumen. Die Anhänger der Isländer verziehen es ihren Helden allerdings: Das „Huh, Huh, Huh“ schallte schon während des Spiels unentwegt durch das Stade de France.

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Wäre es nach den gängigen Statistiken gegangen, Island hätte es nie ins Viertelfinale schaffen dürfen. Keine Mannschaft ließ mehr Flanken und Torschüsse des Gegners zu, keine spielte mehr Fehlpässe, keine hatte weniger Ballbesitz. Im fünften Spiel der Euro wurden den Isländern ihre Defizite dann ziemlich grausam vor Augen geführt.

Island ist an seine Grenzen gestoßen

Frankreich versuchte vom Anpfiff weg, seine deutlich höhere spielerische Klasse auf den Platz zu bringen. Das sah zunächst noch ein wenig zögerlich aus, führte aber früh zum Erfolg. Auf Vorlage von Blaise Matuidi stürmte Giroud von links auf den isländischen Torhüter Hannes Halldorsson und traf durch dessen Beine hindurch ins Tor. Sollten noch Zweifel bei den Franzosen bestanden haben, sie waren nun weg.

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Frankreich machte alles richtig, um nicht wie England am Ende als blamierter Favorit dazustehen. Die Blauen spielten einfach druckvoll weiter, ließen Island kaum Luft zum Atmen, erspielten sich zunehmend Sicherheit und nutzten ihre Chancen diesmal eiskalt aus.

Die Isländer sahen dagegen überhaupt nicht mehr aus wie jene wackeren Wikinger, die Ungarn und Portugal ein Unentschieden abgetrotzt, Österreich besiegt und England blamiert hatten. Den Anhängern war das egal. Sie feierten. Und Frankreich wird sich bewusst sein, dass nach Spielen gegen Rumänien, Albanien, die Schweiz und eben Island jetzt die vielleicht erste richtige Herausforderung bevorsteht: die deutschen Weltmeister.

Die Statistik

Frankreich: Lloris/Tottenham Hotspur (29 Jahre/80 Länderspiele) - Sagna/Manchester City (33/62), Umtiti/Olympique Lyon (22/1), Koscielny/FC Arsenal (30/34) ab 72. Mangala/Manchester City (25/8), Evra/Juventus Turin (35/78) - Pogba/Juventus Turin (23/36), Matuidi/Paris St. Germain (29/49) - Sissoko/Newcastle United (26/42), Griezmann/Atletico Madrid (25/32), Payet/West Ham United (29/24) ab 80. Coman/Bayern München (20/8) - Giroud/FC Arsenal (29/53) ab 60. Gignac/UANL Tigres (30/31). - Trainer: Deschamps

Island: Halldorsson/FK Bodö/Glimt (32 Jahre/38 Länderspiele) - Saevarsson/Hammarby IF (31/62), Arnason/Malmö FF (33/52) ab 46. Ingason/Sporting Lokeren (22/8), Ragnar Sigurdsson/FK Krasnodar (30/61), Skúlason/Odense BK (29/43) - Gudmundsson/Charlton Athletic (25/52), Gunnarsson/Cardiff City (27/64), Gylfi Sigurdsson/Swansea City (26/44), Birkir Bjarnason/FC Basel (28/52) - Sigthorsson/FC Nantes (26/44) ab 83. Gudjohnsen/Molde FK (37/88), Bödvarsson/1. FC Kaiserslautern (24/26) ab 46. Finnbogason/FC Augsburg (27/37). - Trainer: Lagerbäck

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

Tore: 1:0 Giroud (12.), 2:0 Pogba (20.), 3:0 Payet (43.), 4:0 Griezmann (45.), 4:1 Sigthorsson (56.), 5:1 Giroud (59.), 5:2 Birkir Bjarnason (84.)

Zuschauer: 76.833

Gelbe Karten: Umtiti - Birkir Bjarnarson