Bremen. Der Trainer gewinnt zwar den Machtkampf mit Sportchef Eichin, muss aber wohl dennoch selbst um seinen Job an der Weser bangen.

Thomas Eichin gefeuert, noch mehr grün-weißes Blut in der Klub-Spitze: Werder Bremen hat sich mit einem großen Knall von seinem Sportchef getrennt und setzt mit Vereinsidol Frank Baumann noch stärker auf den viel beschworenen "Werder-Weg". Eichin wurde der club-interne Machtkampf um Cheftrainer Viktor Skripnik zum Verhängnis. Damit dürfte der Ukrainer seinen Job an der Weser wohl behalten.

Im Kontrollgremium habe "die Überzeugung gefehlt, perfekt für die Zukunft aufgestellt zu sein", begründete Werders Aufsichtsratsvorsitzender Marco Bode die Entscheidung am Donnerstag. Die Trennung von Eichin, dessen Vertrag noch im Herbst bis 2018 verlängert worden war, nannte der langjährige Werder-Profi "notwendig und sinnvoll".

Eichin hatte trotz der Last-Minute-Rettung am vergangenen Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt (1:0) intern offenbar mit Nachdruck auf einem Trainerwechsel beharrt. Dafür fand er im Aufsichtsrat keine Mehrheit. Insbesondere Bode will den "Werder-Weg" mit lauter Club-Ikonen in Führungspositionen weitergehen. "Werder ist ein besonderer Club", sagte Bode und betonte den außergewöhnlichen Zusammenhalt zwischen Mannschaft und der ganzen Region.

Eichin hatte den Job in Bremen 2013 als Nachfolger von Klaus Allofs übernommen, der gewünschte Erfolg blieb aber aus. Statt an alte Erfolge anzuknüpfen, wurde aus dem früheren Europacup-Dauerbrenner ein fast schon chronischer Abstiegskandidat. Die Verdienste Eichins wie die Konsolidierung der Klub-Finanzen fielen am Ende nicht ins Gewicht.

Baumann hat Bremer Stallgeruch

Nun soll der ehemalige Nationalspieler Baumann ab kommender Woche die Bremer Renaissance einleiten - ein Mann mit grün-weißem Blut in den Adern. "Er ist mit seinen Kompetenzen, seiner Persönlichkeit und seinem Integrationsgenau der Richtige", sagte Bode. Dem früheren Eishockey-Manager Eichin war dagegen zwischen den Zeilen immer vorgeworfen worden, kein Teil der "Werder-Familie" zu sein.

Baumann spielte zwischen 1999 und 2009 für Werder und war neun Jahre Kapitän der Mannschaft, mit der er 2004 das Double gewann. 2009 beendete er mit dem Pokalsieg seine Karriere und wechselte als Assistent des damaligen Geschäftsführers Allofs ins Management der Grün-Weißen. Ende 2011 übernahm er die Leitung der Scouting-Abteilung und im November 2012 die Direktion Profifußball, bevor er den Klub im Sommer 2015 auf eigenen Wunsch für eine persönliche Auszeit vom Profifußball verließ.

"Ich habe das Jahr genutzt, um Abstand zu gewinnen, meine bisherige Arbeit zu reflektieren, aber auch um Ideen zu sammeln und mich fortzubilden", sagte Baumann, der in der kommenden Woche vorgestellt werden soll: "Ich werde mich anschließend mit allen handelnden Personen intensiv austauschen, um mir schnell einen Überblick zu verschaffen."

Baumann soll über Skripnik entscheiden

Seine erste Entscheidung wird gleich eine richtungweisende sein: Denn, das betonte Bode am Donnerstag, Baumann wird in der kommenden Woche über die Zukunft von Trainer Skripnik entscheiden. "Die Entscheidung liegt bei ihm und seinen Geschäftsführer-Kollegen", sagte Bode, der nach der spektakulären Entscheidung ein klares Bekenntnis zu Skripnik vermied. In der Trainerfrage sei nun Baumann die "zentrale Figur".

Der frühere Nationalspieler verwies darauf, dass die als Machtkampf zwischen Eichin und Skripnik dargestellte Frage nach dem Trainer zwar immer wieder eine Rolle gespielt habe. „Sie war aber nicht die zentrale Frage dieser Entscheidung“, betonte Bode.

Im Umfeld des Clubs wird nach derzeitigem Stand allerdings mit einer Weiterbeschäftigung des Ukrainers, der an der Weser noch einen Vertrag bis 2017 besitzt, gerechnet. Andere Umstrukturierungen bei der Werder-Geschäftsführung sind nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Bode nicht geplant.

Gladbachs Eberl in Bremen gesichtet

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag auf dem Weg von der Bremer Geschäftsstelle
Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag auf dem Weg von der Bremer Geschäftsstelle © Imago/Nordphoto

Unterdessen wurde am Donnerstag Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl am Weserstadion gesichtet. Nachdem klar war, dass Baumann Eichins Nachfolger werden würde, machten daher Transfergerüchte die Runde. Örtliche Medien spekulieren über sich anbahnende Wechsel der Bremer Profis Jannik Vestergaard (Verteidigung) und Florian Grillitsch, an denen Gladbach zuletzt Interesse bekundet habe.