Der FC Bayern verspricht mutigen Offensivfußball gegen die Alte Dame. Robben wurde beim Abschlusstraining geschont.

München. Schon ein schnödes 0:0 würde reichen, aber auf nervenaufreibende Zitterspielchen wollen sich die Bayern gar nicht erst einlassen. Im Kampf der „zwei Systeme“, wie Kapitän Philipp Lahm die Champions-League-Kraftprobe zwischen dem offensiv und dominant ausgerichteten FC Bayern und den auf gegnerische Fehler und Konter lauernden Defensivstrategen von Juventus Turin betitelte, will der deutsche Rekordmeister ins Viertelfinale stürmen.

„Wir sind keine 0:0-Mannschaft“, erklärte Weltmeister Thomas Müller, der am Dienstag beim Abschlusstraining im Schneetreiben von München als einer der wenigen Bayern-Akteure in kurzer Hose auflief. Der erkältete Arjen Robben fehlte auf dem Platz – bei angeschlagener Gesundheit sollte er nicht der winterlichen Kälte ausgesetzt werden.

Das 2:2 aus dem Hinspiel, als die lange bärenstarken Münchner in einer hochklassigen Partie einen 2:0-Vorsprung noch verspielten, sei ein „super Ergebnis“, betonte Lahm. Auf Ergebnisfußball – neben einem Sieg würde auch ein 0:0 oder 1:1 genügen – will der Bundesliga-Spitzenreiter am Mittwochabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) lieber nicht setzen.

„Wir sind eine Mannschaft, die nach vorne spielt, die Tore schießen will“, begründete Lahm. Gerade zuhause: „Wir wissen, wie stark wir in der Allianz Arena sind.“ Die letzten neun Königsklassen-Heimspiele haben die Bayern gewonnen, und das mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 36:4.

Guardiola fordert intelligentes Spiel

Taktieren will der Favorit gegen die italienischen Strategie-Meister um Weltmeister Sami Khedira nicht. „Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir zuhause auf ein 0:0 spielen. Das ist auch nicht der Stil von Pep Guardiola. Wir werden sicherlich versuchen, die Entscheidung zu suchen“, meinte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Das empfiehlt sich auch, weil das Abwehrzentrum mit dem Verlegenheitsduo Joshua Kimmich und Medhi Benatia kein international erprobtes Bollwerk darstellt.

Guardiola hatte schon in Turin mit einer extrem weit nach vorne rückenden Mannschaft einen Plan entworfen, der eine Stunde lang perfekt aufgegangen war. Müller und Robben trafen, ehe dem bis dahin chancenlosen Vorjahresfinalisten durch Paulo Dybala und Stefano Sturaro ein bemerkenswertes Zwei-Tore-Comeback gelang.

„Wir müssen sehr intelligent spielen. Es wird ein sehr kompliziertes Spiel“, mahnte Guardiola. Spielkontrolle, Fehlervermeidung und eine hohe Effektivität bei den Torchancen lauten die zentralen Vorgaben des Trainers. „Man kennt die Mentalität der italienischen Mannschaften. Juventus spielt immer defensiv, spielt auf Konter, versucht es mit Freistößen und Eckbällen. Diese Situationen müssen wir kontrollieren“, sagte Franck Ribéry. Die Historie warnt die Bayern: 2007 schieden sie in der Königsklasse gegen den AC Mailand nach einem 2:2 auswärts aus, als sie in München mit 0:2 verloren.

Entscheidet sich Pep für Costa oder Ribéry?

Nicht nur Lahm, der schon vor neun Jahren gegen Milan dabei war, ist „sehr, sehr positiv gestimmt“, was das Weiterkommen angeht. Auch Guardiola hat „viel Vertrauen“ in seine Mannschaft. Viele Spieler sind in Topform, besonders in der Offensive. Härtefälle in der Aufstellung sind unvermeidbar.

Robert Lewandowski, Müller und Robben sind offensiv gesetzt. Aber auf dem linken Flügel muss Guardiola zwischen dem zuletzt nicht mehr so schwungvollen Künstler Douglas Costa und dem aufstrebenden Routinier Ribéry wählen. Im zentralen Mittelfeld ist die Entscheidung noch kniffliger. Wer darf neben dem gesetzten Ex-Turiner Arturo Vidal ran? Xabi Alonso als Stabilisator oder der beim 5:0 gegen Bremen groß aufspielende Techniker Thiago?

Juve muss auf den angeschlagenen Angreifer Dybala und den verletzten Mittelfeldspieler Claudio Marchisio verzichten. Die erfolgreiche Aufholjagd im Hinspiel, an der auch der Ex-Münchner Mario Mandzukic beteiligt war, hat Italiens Serienmeister Mut gemacht. „Wir haben verstanden, dass wir den Bayern wehtun können“, sagte Abwehrspieler Patrice Evra: „Jetzt wissen wir, dass die Bayern verwundbar sind.“