London. Zum vierten Mal in Folge verliert Jürgen Klopp ein Endspiel als Fußballtrainer. Eine Liverpool-Legende fällt ein eindeutiges Urteil.

Aus seiner Gefühlslage machte Jürgen Klopp keinen Hehl. "Sch...", beschrieb der Trainer des FC Liverpool sein Empfinden nach der bitteren Ligapokalfinal-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Manchester City. Der Club verspielte damit nicht nur die große Chance auf den ersten Titel unter dem deutschen Coach, sondern verpasste zugleich die direkte Qualifikation für die Europa League. Nun droht den in der Premier League im Tabellenmittelfeld feststeckenden Liverpoolern nächstes Jahr eine Spielzeit ohne Europapokal. Immerhin gibt es bereits am Mittwoch die Chance zur kleinen Revanche gegen ManCity: In der Liga treffen sich beide Clubs an der Anfield Road wieder.

„Nur Idioten bleiben auf dem Boden und warten auf die nächste Niederlage. Wir müssen jetzt den harten Weg gehen“, meinte Klopp nach seiner clubübergreifend vierten Niederlage als Trainer in einem wichtigen Pokal-Endspiel trotzig. „Du musst solche Niederlagen auch spüren, um dann umso besser zurückzukommen.“ Doch auch ihm ist klar: So schnell wird er nicht wieder die Chance auf einen Titel haben. „Wenn Klopp erfolgreich sein will, muss er Trophäen gewinnen. Dies war sein erster Versuch“, urteilte Liverpool-Legende Jamie Carragher.

Und in der kommenden Saison droht dem Champions-League-Sieger von 2005 ein Jahr ohne Teilnahme am internationalen Geschäft. In der Liga kämpft der Tabellenneunte mit mindestens sechs Teams um die Europapokal-Plätze. Dazu eilt von hinten Titelverteidiger FC Chelsea mit großen Schritten in Richtung oberes Drittel. In der Europa League wartet im Achtelfinale der wiedererstarkte Erzrivale Manchester United auf die Reds.

Liverpools Kader fehlt die Qualität

Nicht nur das Finale im Londoner Wembleystadion am Sonntag hat eines mal wieder gezeigt: Liverpools Kader fehlt es an Qualität. Mit der ersten Chance überhaupt kam Klopps Team durch Philippe Coutinho in der 83. Minute gegen Man City immerhin zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Nur der mangelnden Chancenauswertung des künftigen Teams von Pep Guardiola war es zu verdanken, dass die Reds überhaupt ins Elfmeterschießen kamen. Das ging dann 1:3 verloren. „Klopp weiß, dass es Probleme gibt. Sie haben nicht die Qualität und sind nicht gut genug“, urteilte Carragher mit Blick auf Liverpools Profis. Klopp werde „realisiert haben, dass noch viel Arbeit auf ihn wartet, um das Ruder wieder herumzureißen“.

Angefangen beim Torhüter. Zwar hielt der Belgier Simon Mignolet in der Verlängerung glänzend, doch beim 0:1 patzte der 27-Jährige. „Nur weil er einige Glanzparaden zeigte, heißt das nicht, dass er zuvor so einen Ball reinlassen darf“, kritisierte der ehemalige englische Nationalspieler. „Das war nicht nur heute so.“ Auch Linksverteidiger Alberto Moreno hat er als Schwachpunkt ausgemacht. „Um Liverpool nach vorne zu bringen, muss Klopp in diesen beiden Bereichen etwas verändern“, kommentierte Carragher, der zwischen 1996 und 2013 über 500 Einsätze für Liverpool absolvierte.

Am Mittwoch wird Klopp gegen die Citizens allerdings wohl auf seine vertraute Elf setzen. Möglichkeiten zu wechseln besitzt er kaum. Carragher sieht dazu ein Motivationsproblem. „Was können sie jetzt noch gewinnen? Liverpool ist ein großer Club und sie sind weit weg davon, die Premier League zu gewinnen und weit weg, um die Champions-League-Plätze zu kämpfen“, sagte er.