Sinsheim/Hamburg. 62-jähriger Trainer verlässt abstiegsbedrohte Hoffenheimer wegen “Herzrhythmusstörungen“. Kommt Nachfolger Nagelsmann jetzt schon?

Paukenschlag in der Fußball-Bundesliga: Trainer Huub Stevens tritt bei der TSG 1899 Hoffenheim aus gesundheitlichen Gründen zurück. Er habe „Herzrhythmusstörungen“, bestätigte der Niederländer am Mittwoch während einer Pressekonferenz der abstiegsbedrohten Kraichgauer. Es sei möglich, dass er sich in „kürzerer Zukunft“ sogar einer Operation unterziehen müsse, sagte Stevens.

Der 62-Jährige erklärte, in der brisanten Situation des Tabellen-17. verdiene der Club „einen Trainer, der 120 Prozent“ bringen kann, um den Verein vor dem Abstieg zu retten. Dazu sei er derzeit aber nicht in der Lage. Sportdirektor Alexander Rosen sagt, die Gründe für den Rücktritt von Stevens seien „absolut nachvollziehbar“. Hoffenheims Mediendirektor Christian Frommert hatte zuvor geäußert, von dem Schritt "überrascht“ worden zu sein.

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Stevens leidet nach eigenen Angaben seit längerer Zeit an Herzproblemen, weshalb er sich am Montag an der Heidelberger Uniklinik untersuchen ließ. Dort wolle er sich nun auch einer Operation unterziehen. Zunächst plane er allerdings, sich in seiner holländischen Heimat aufzuhalten. Auf die Frage, ob seine Trainerkarriere damit beendet sei, antwortete Stevens vielsagend: "Ich denke schon.“

Fängt Nagelsmann jetzt schon an?

Nachfolger von Stevens sollen vorerst seine beiden bisherigen Assistenten Alfred Schreuder und Armin Reutershahn übernehmen. Sie könnten das Team auch am Sonnabend in der Auswärtspartie bei Werder Bremen (15.30 Uhr) betreuen.

Hoffenheims A-Jugendtrainer Julian Nagelsmann
Hoffenheims A-Jugendtrainer Julian Nagelsmann © Imago/Martin Hoffmann

Hinter den Kulissen sollen sich die Verantwortlichen zudem darum bemühen, den 28 Jahre alten Julian Nagelsmann bereits jetzt in die Trainingsarbeit einzubinden. Der bisherige A-Jugend-Trainer sollte im Sommer ohnehin die Nachfolge von Stevens antreten.

Stevens hatte die TSG zum 11. Spieltag im Oktober übernommen, nachdem zuvor Markus Gisdol eine 0:1-Heimniederlage gegen den HSV zum Verhängnis geworden war. In zehn Spielen unter dem Niederländer sammelte Hoffenheim lediglich acht Punkte. Derzeit liegt der ambitionierte Club von Mäzen Dietmar Hopp punktgleich mit dem Tabellenletzten Hannover 96 (beide 14 Zähler) auf Abstiegsrang 17. Der Rückstand auf den nächsten Gegner Bremen auf dem Relegationsrang beträgt bereits fünf Punkte.

Die Trainerstationen von Huub Stevens

03/1993 – 10/1996

Roda JC Kerkrade

10/1996 – 06/2002

FC Schalke 04

07/2002 – 12/2003

Hertha BSC

07/2004 – 06/2005

1. FC Köln

07/2005 – 02/2007

Roda JC Kerkrade

02/2007 – 06/2008

Hamburger SV

07/2008 – 01/2009

PSV Eindhoven

06/2009 – 04/2011

Red Bull Salzburg

09/2011 – 12/2012

FC Schalke 04

07/2013 – 03/2014

PAOK Saloniki

03/2014 - 06/2014

VfB Stuttgart

11/2014 – 06/2015

VfB Stuttgart

10/2015 − 02/2016

1899 Hoffenheim

1/13

Am Sonntag herrschte er noch Reporter an

Noch am Sonntag hatte Stevens nach der 0:2-Pleite auf eigenem Platz gegen Aufsteiger Darmstadt 98 unwirsch auf Fragen nach seiner Zukunft reagiert. „Ich denke, dass ich morgen wieder ein Frühstück nehme und dann hoffe ich, wieder einen guten Tag zu haben. Ich habe die Frage nicht verstanden. Wie kommen Sie darauf?", hatte der Fußballlehrer einem Reporter auf die Frage entgegnet, wie es nun weitergehe.

Huub und Toos Stevens im Jahr 2011
Huub und Toos Stevens im Jahr 2011 © Imago

Der überraschende Schritt ist nicht die erste Konsequenz, die Huub Stevens aus gesundheitlichen Gründen zieht. Um öfters bei seiner damals erkrankten Frau Toos in den Niederlanden sein zu können, kündigte er 2005 trotz Aufstiegs seinen Vertrag beim damaligen Zweitligisten 1. FC Köln. Auch beim HSV stand Stevens an der Seitenlinie: Seinen Dienst in Hamburg trat er im Februar 2007 für den beurlaubten Thomas Doll an. Mit Ablauf des Vertrags verließ er den Bundesliga-Dino zum Ende der darauffolgenden Saison wieder.