Wiesbaden/Frankfurt/Main. Schweizer Sportradar untersucht Auffälligkeiten beim Testspiel Wehen gegen Mönchengladbach II - und stöhnt wegen des deutschen Rechts.

Der Manipulationsverdacht beim Testspiel SV Wehen Wiesbaden - Borussia Mönchengladbach II beschäftigt den deutschen Profifußball. Der Deutsche Fußball-Bund wartet noch auf den Bericht der Sportradar AG, die Vereine und Verband auf Auffälligkeiten am Wettmarkt aufmerksam gemacht hat. „Aktuell versuchen wir den Spielbericht zu bekommen“, sagte ein DFB-Sprecher am Montag. Keine Details seien bisher über den Schiedsrichter bekannt. Dabei soll es sich nach Medienberichten und Angaben eines Mitorganisators um einen türkischen Unparteiischen handeln. Derweil hat die Sportradar AG mit Sitz in der Schweiz die geringen juristischen Möglichkeiten in Deutschland bemängelt.

Kommentar: Stoppt den Wett-Wahnsinn!

„Sportmanipulation ist in Deutschland immer noch kein sauberer Strafrechtsbestand“, sagte Andreas Kranich, Mitglied der Geschäftsführung von Sportradar. Das Unternehmen überwacht im Auftrag des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) auch Spiele mit deutschen Vereinen. Ein Gesetzesentwurf des Bundesjustizministeriums gegen Wettbetrug und Manipulationen im Sport ist hierzulande auf dem Weg und soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden.

Van Lent spricht von "Slapstick-Elfmetern"

Zum konkreten Fall beim Testspiel in Side/Türkei wollte sich Kranich nicht äußern. Dies sei grundsätzlich mit den beiden Fußball-Dachverbänden so vereinbart. Sowohl der Drittligist als auch der Regionalligist haben bestätigt, dass sie von der Sportradar AG darauf aufmerksam gemacht worden sind, dass in Asien hohe Geldbeträge auf eine bestimmte Anzahl von Toren in dieser Partie gewettet wurden.

Wiesbadens Jarioslaw Lindner (l.) gegen Gladbachs Christopher Lenz
Wiesbadens Jarioslaw Lindner (l.) gegen Gladbachs Christopher Lenz © imago/Rene Schulz

Die Begegnung ging auch deshalb mit 3:1 für Wehen Wiesbaden aus, weil beide Teams je einen völlig unberechtigten Strafstoß erhielten. Von „Slapstick-Elfmetern“ sprach Gladbach-Trainer Arie van Lent zu einem Zeitpunkt, als noch nichts von einem Manipulationsvorwurf bekannt war.

An der türkischen Riviera trainieren derzeit alleine sieben deutsche Erstligaclubs in und um Belek, hinzu kommen diverse Zweit- und Drittligisten. Rund 700 Vereine aus verschiedenen Ländern sind jährlich in der Region. Die Organisation von Testspielen und von Schiedsrichtern ist auch eine logistische Herausforderung.

Die Fälle haben zugenommen

Es sei zwar „Spekulation“, so Kranich, dass Testspiele besonders gefährdet seien für Manipulationsversuche. Dafür spreche aber, dass sie weniger in der öffentlichen Wahrnehmung stehen. Grundsätzlich gelte, dass solche Fälle zugenommen hätten: „Es kommt öfter zu Spielmanipulationen, die Probleme sind nicht weniger geworden.“

Der SV Wehen kündigte am Montag an, „mit allen zur Verfügung stehenden Informationen und Mitteln zur Aufklärung der Sachlage beizutragen“. Beim DFB wird der Kontrollausschuss den Bericht von Sportradar auswerten. Die Zuständigkeit liege nur beim Verband, wenn Spieler, Trainer oder Offizielle eines deutschen Vereins sportwidrig gehandelt hätten. Ansonsten werde der Vorgang an den Weltverband Fifa abgegeben.

Wehen tritt erneut in Testspiel an

Zwei Tage nach dem Spiel gegen Gladbachs Reserve verlor Wehen unterdessen am Montag einen weiteren Test in Belek gegen Hannover 96. Im Rahmen seines Trainingslagers in der Türkei trat der Bundesligist in seiner ersten Partie unter dem neuen Trainer Thomas Schaaf allerdings mit einer B-Elf an und gewann 2:1 (0:1). Artur Sobiech traf gegen den Drittligisten in der 70. und 72. Minute. Luca Schnellbacher hatte den SVWW in der 13. Minute in Führung geschossen.