Belek. Im ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber konnte er sich noch nicht in Szene setzen. Dennoch glaubt Stuttgart an Kevin Großkreutz.

Dank seiner neongelben Fußballschuhe fällt Neuzugang Kevin Großkreutz beim VfB Stuttgart schnell auf. Sportlich gesehen gleicht die Verpflichtung des Weltmeisters dagegen einer Wundertüte - keiner weiß, ob der seit Monaten zum Zuschauen verdammte Mittelfeldprofi wirklich zur erhofften Verstärkung wird. „Ich muss erst mal meinen Spielrhythmus finden. Aber ich glaube, das geht schnell“, versicherte der neue Schwaben-Hoffnungsträger immerhin bei seiner Vorstellung im Trainingslager am Freitag in Belek.

Nach viel Regen kam zum Ende der Woche an der türkischen Riviera sogar mal wieder die Sonne zum Vorschein, die Wohlfühl-Atmosphäre entlockte auch Robin Dutt forsche Töne. „Wir haben einen besonderen Spieler verpflichtet“, kommentierte der Sportvorstand und zeigte sich zuversichtlich, dass Großkreutz schon bald an seine frühere Top-Form anknüpfen könne. „Ein 27-jähriger Spieler wird sehr schnell wieder zurückkommen an seine maximale Leistungsfähigkeit“, urteilte er.

Die Liste der Erfolge des Weltmeisters, Pokalsiegers und zweifachen deutschen Meisters sei einzigartig. „Und das ist nicht zehn Jahre her, sondern in der jüngeren Vergangenheit passiert!“

"Alle Clubs wünschen sich Spieler mit Leidenschaft"

Zusätzliche Qualität brauchen die Schwaben dringend. Nur dank der mehr geschossenen Tore im Vergleich zu Werder Bremen rangiert der VfB zur Winterpause in der Fußball-Bundesliga nicht auf dem Abstiegs-Relegationsplatz. Ein betont emotional auftretender Profi wie Großkreutz tue dem Team da gut, urteilte Dutt. „Die Mentalität war wichtig. Als wir gehört haben, dass er zu kriegen ist, haben wir alles daran gesetzt“, sagte er. „Alle (Clubs) wünschen sich, dass sich ein Spieler mit dieser Leidenschaft für einen Verein einsetzt.“

Neu-VfBler Großkreutz (2.v.l.) in Aktion
Neu-VfBler Großkreutz (2.v.l.) in Aktion © Imago/Pressefoto Baumann

Beim 2:1 im Test gegen Antalyaspor präsentierte sich Großkreutz am Donnerstagabend erstmals eine Halbzeit lang in einem VfB-Spiel - in Szene setzen konnte sich der langjährige Dortmunder aber nicht. Den Rhythmus werde er sich „noch holen, da mache ich mir keine Sorgen“, bemerkte Trainer Jürgen Kramny, der Großkreutz auf dessen angestammter Position im linken offensiven Mittelfeld einsetzte. Will der Ex-Nationalspieler dort auch in der Liga spielen, müsste er aber den starken Filip Kostic für einen Stammplatz verdrängen. Alternativ kann Großkreutz als Außenverteidiger auflaufen. „Wo der Trainer mich hinstellt, werde ich alles geben“, sagte er diplomatisch.

Großkreutz hakt die Vergangenheit ab

Dabei ist Großkreutz in der Vergangenheit kaum durch gekonnte Diplomatie aufgefallen, eher durch kecke und teils auch unbedachte Aussagen. Doch das enttäuschende halbe Jahr bei Galatasaray Istanbul habe ihn ein wenig „reifen“ lassen, sagte er. Weil der türkische Topclub im Sommer einige Dokumente erst kurz nach Transferschluss und ohne Unterschrift abgeschickt hatte, war Großkreutz mit einem Mal ohne Spielberechtigung und konnte in den vergangenen Monaten nur trainieren. Obendrein wurde das Heimweh immer stärker. „Ich habe gemerkt, dass ich wieder nach Deutschland wieder will“, sagte er.

Nach der Rückkehr aus der Türkei nach Deutschland ging's für Großkreutz und den VfB pikanterweise gleich wieder in der Türkei, das Trainingslager in Belek dauert allerdings nur noch bis Donnerstag. Fragen nach seiner Vergangenheit wich der Allrounder aber sowieso aus, so gut es ging. „Es zählt nur der VfB Stuttgart und nicht die Vergangenheit“, meinte er. Mit den Schwaben wartet der Abstiegskampf, die Aufgabe habe ihn gereizt. „Ich glaube, wir werden das packen.“