Hannover. Coach tritt wegen Mangels an Vertrauen bei abstiegsbedrohtem Bundesligisten zurück. Jetzt könnte Schaaf auf den freien Stuhl rücken.

Nach anhaltenden Diskussionen um seine Person hat Michael Frontzeck nun selbst die Konsequenzen gezogen und ist am Montag als Trainer des stark abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten Hannover 96 zurückgetreten.

"Geschlossenheit und Vertrauen sind gerade in unserer Situation die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu arbeiten. Ich habe aktuell im Umfeld von Hannover 96 nicht mehr dieses Vertrauen gespürt“, erklärte der 51 Jahre alte Coach, der die Niedersachsen in der Vorsaison in nur fünf Spielen noch vor dem Abstieg gerettet hatte. "Ich wünsche Hannover 96, der Mannschaft und den begeisterungsfähigen Fans eine erfolgreiche Rückrunde und den erneuten Klassenerhalt", ergänzte der ehemalige Trainer des FC St. Pauli.

"Ich habe Michael Frontzeck in den knapp drei Monaten unserer Zusammenarbeit als charakterlich starken und loyalen Menschen kennengelernt. Er ist als Trainer ein ausgewiesener Fachmann", sagte Geschäftsführer Martin Bader, der Forntzecks Rücktritt ebenso annahm wie Clubboss Martin Kind. "Der Klassenerhalt im Mai wird immer mit dem Namen Michael Frontzeck verbunden bleiben", so Martin Bader. Frontzecks Entschluss verdiene Respekt.

Frontzeck war der neunte Trainer bei Hannover 96 seit dem Wiederaufstieg der Niedersachsen in die Bundesliga im Jahr 2002.

Hannovers Trainer seit 2002

Ralf Rangnick

1. Juli 2001 - 7. März 2004

Ewald Lienen

9. März 2004 - 9. November 2005

Peter Neururer

10. November 2005 - 30. August 2006

Michael Schjönberg

31. August 2006 - 10. September 2006

Dieter Hecking

11. September 2006 - 19. August 2009

Andreas Bergmann

20. August 2009 - 19. Januar 2010

Mirko Slomka

19. Januar 2010 - 27. Dezember 2013

Tayfun Korkut

31. Dezember 2013 - 20. April 2015

Michael Frontzeck

20. April 2015 - 21. Dezember 2015

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Schaaf soll Nachfolgekandidat sein

Gerüchte um eine Ablösung des früheren Nationalspielers hatte der Tabellenvorletzte am Sonntagabend noch entschieden dementiert, obwohl die Rückendeckung für Frontzeck nach dem 0:1 am Sonnabend im letzten Vorrundenspiel gegen Bayern München nur halbherzig ausgefallen war.

Unklar ist noch, wer Frontzeck nun beerben soll. Nach Angaben der „Neuen Presse“, die am Sonntagabend bereits über den bevorstehenden Abgang Frontzecks berichtet hatte, gilt der frühere Bremer und Frankfurter Bundesligacoach Thomas Schaaf als Wunschkandidat.

Bader rechnet nicht mit schneller Lösung

96 selbst rechnet nicht mit einer schnellen Nachfolgelösung noch vor Weihnachten. „Das halte ich nicht für realistisch“, sagte Sport-Geschäftsführer Martin Bader am Montag. Es sei eine „große Aufgabe“, einen neuen Chefcoach zu finden. Gespräche mit möglichen Kandidaten habe es noch nicht gegeben, fügte Bader hinzu. Frontzecks Entscheidung, sein Amt beim Tabellenvorletzten aufzugeben, erschwere auch die Kaderplanung für die Rückrunde.

"Unsere Aufgabe ist es nun, bis zum Trainingsstart am 4. Januar 2016 einen neuen Cheftrainer zu verpflichten, der die Mannschaft auf die anspruchsvolle Rückrunde vorbereitet", sagte Bader dazu laut Mitteilung.