Hamburg. Trainer des FC St. Pauli gibt wie seine 17 Kollegen Prognose über die neue Saison ab. Kiezclub wird einmal zum Aufsteigerkreis gezählt.

Für die Trainer der 2. Fußball-Bundesliga ist RB Leipzig in der am Wochenende beginnenden Saison 2015/16 der große Favorit auf den Aufstieg. In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur nannten elf Coaches den finanzstarken Verein als Top-Anwärter auf die ersten Plätze der Tabelle, einmal wurde das Team von Ralf Rangnick als Mitfavorit genannt.

In der Befragung, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, schnitt Freiburg am zweitbesten ab. Neun Trainer trauen den Badener die schnelle Rückkehr in die Bundesliga zu, für fünf gehört der SC zum erweiterten Favoritenkreis. Düsseldorf, Kaiserslautern und Nürnberg wurden je viermal als Favoriten für die an diesem Wochenende beginnende Saison genannt.

Aber auch der FC St. Pauli findet Erwähnung, wenn es um den Kreis der Aufstiegsanwärter geht. Lesen Sie hier, wer die Kiezkicker auf der Rechnung hat und mit welcher Zielsetzung Ewald Lienen mit den Hamburgern in seine erste echte Saison geht:

Die Prognosen der 18 Zweitliga-Trainer

Christian Streich (SC Freiburg)

Favoriten: Es gibt zehn bis zwölf Mannschaften, die aufsteigen wollen und können. Es ist wahnsinnig eng. Ziele/Erwartung: Wir gehören zum Kreis der eben genannten und wollen unsere Spiele offensiv gestalten, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Das ist eine spannende Aufgabe.

Markus Gellhaus (SC Paderborn)

Favoriten: Es wird eine extrem starke Liga mit vielen ambitionierten Clubs. Es ist schwer, jemanden herauszugreifen. Bei Red Bull Leipzig kann ich es aber tun. Ziele/Erwartung: Da muss ich abwarten, bis unser endgültiger Kader steht.

Markus Kauczinski (Karlsruher SC)

Favoriten: Ich muss natürlich Leipzig nennen, mit den Möglichkeiten, die sie haben. Ich sehe auch Düsseldorf, vor allem wegen der Verstärkungen, die sie gemacht haben. Sie haben obendrein mit Frank Kramer einen guten Trainer dabei. Und natürlich sind da als Bundesligaabsteiger auch die Freiburger, die eine Mannschaft zusammenhalten können. Da entsteht immer etwas, die haben diesen Spirit im Verein. Ziele/Erwartung: Es ist blöd, Erwartungen auf eine bestimmte Position festzulegen. Es hängt doch oft an wenigen Kleinigkeiten, ob man dann am Ende ganz oben mitspielt oder nicht. Ich sehe sechs bis acht Mannschaften auf einem Niveau. Am Ende werden wieder genau diese Kleinigkeiten entscheiden. Aber wir werden alles tun, dass es gut wird. Versprechen können wir allerdings nichts. Ich erwarte, dass wir guten Fußball spielen. Dass wir immer an unsere Grenzen gehen und die Leute unterhalten, damit sie gerne zu uns kommen. Ich möchte den Spirit, den wir haben, nach außen zeigen und weiter pflegen. Ich erwarte, dass wir eine Mannschaft sein werden, die füreinander kämpft und trotzdem anspruchsvollen Fußball spielt. Wir haben von allen Mannschaften die wenigsten langen Bälle in der vergangenen Saison gespielt. Ich will, dass wir diesen Fußball weiter kultivieren.

Kosta Runjaic (1. FC Kaiserslautern)

Favoriten: Ich könnte jetzt die halbe Liga aufzählen. Aus meiner Sicht gibt es einen breiten Pool von Mannschaften, die sich entsprechend verstärkt haben und ambitioniert in die neue Saison starten: Nürnberg, Braunschweig, Düsseldorf, Union und Leipzig, um nur einige zu nennen. Dazu kommen mit Freiburg und Paderborn zwei starke Absteiger, die es schnellstmöglich wieder hoch zieht. Das Beispiel von Darmstadt, die keiner zum Saisonstart der letzten Runde auf dem Zettel hatte, verdeutlicht, wie unberechenbar die 2. Liga geworden ist. Ziele/Erwartung: Wir haben wieder einige neue Spieler in unseren Reihen. Ziel ist es, zusammen mit dem vorhandenen Stamm wieder eine Mannschaft zu formen, die sich kontinuierlich weiter entwickelt. Wir haben eine klare Spielidee und wollen in der Liga wieder eine gute Rolle spielen.

Ralf Rangnick (RB Leipzig)

Favoriten: Diese Frage lässt sich gar nicht seriös beantworten. Wer hatte denn in der letzten Saison Darmstadt und Ingolstadt ganz oben erwartet? Es wird daher sicherlich wieder Überraschungsmannschaften geben, die ganz vorne mitmischen. Union Berlin, Nürnberg, Braunschweig, Karlsruhe und Freiburg sehe ich im engeren Favoritenkreis. Und Kaiserslautern muss man auch immer auf dem Zettel haben. Ziele/Erwartung: Wir wollen uns im Vergleich zur letzten Saison verbessern, die Mannschaft weiterentwickeln und versuchen, das maximale Ziel mit unserem jungen und hungrigen Team zu erreichen.

Torsten Lieberknecht (Eintracht Braunschweig)

Favoriten: SC Freiburg, 1. FC Union Berlin und der 1. FC Kaiserslautern – das sagt mir mein Bauchgefühl. Ziele/Erwartung: Wir wollen uns immer sehr ehrgeizig zeigen.

Norbert Düwel (1. FC Union Berlin)

Favoriten: Es sind wie immer die Erstliga-Absteiger. Die Freiburger Spieler haben viele Jahre Bundesliga-Erfahrung. Solche Vereine verfügen über entsprechende finanzielle Möglichkeiten, was Transfers betrifft. Dazu kommen die üblichen Verdächtigen des letzten Jahres wie RB Leipzig, Düsseldorf und Nürnberg. Da könnte ich eine ganz Latte von Vereinen aufzählen. Es gibt viele Mannschaften, die weitaus größere wirtschaftliche Möglichkeiten als der 1. FC Union Berlin haben. Ziele/Erwartung: Ich glaube, dass wir eine richtig gute Truppe haben. Wenn wir es schaffen, richtig schnell als Team zu funktionieren, wird es gegen uns richtig unangenehm für viele Mannschaften in der Liga. Wir wollen uns verbessern. Es ist unser Anspruch. Dafür sind wir angetreten, irgendwo zwischen Rang eins und sechs zu landen.

Frank Schmidt (1. FC Heidenheim)

Favoriten: Für mich gibt es eine Mannschaft, die muss nicht nur aufsteigen, sondern eigentlich auch Meister werden: RB Leipzig. Es ist Wahnsinn, was die auf Beine stellen. Wobei in dieser 2. Liga nicht unbedingt der stärkste Kader auch immer seine Ziele erreicht. Hinter Leipzig sind es acht, neun Mannschaften, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen können. Dazu zählen die Absteiger aus der 1. Liga, dazu Kaiserslautern, Nürnberg, Union Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe, vielleicht auch Fürth. Ziele/Erwartung: Um es positiv auszudrücken: Wir wollen nicht gegen den Abstieg, sondern für den Klassenerhalt spielen und kämpfen. Es kann schon passieren, dass es eine Zweiklassengesellschaft gibt. Die Hälfte der Liga spielt um den Aufstieg, die andere strebt eine möglichst sorgenfreie Saison an – dazu zähle ich auch uns. Mit den Abstiegsplätzen wollen wir nichts zu tun haben. Ansonsten geht es immer um darum, Dinge besser zu machen. Wenn ich beispielsweise an die Phase denke, als wir fünf von sechs Heimspielen verloren haben. In der Rückrunde waren wir auch auswärts nicht mehr so stabil. Ein Ziel ist es, den Rhythmus zwischen schnellem Umschaltspiel und Spielkontrolle zu finden, was aber nicht heißt, dass wir auf ein Ballbesitzspiel umsteigen werden. Außerdem wollen wir mehr Tore aus Standardsituationen machen.

René Weiler (1. FC Nürnberg)

Favoriten: Es gibt einige Vereine, die um diese begehrten Plätze mitspielen können. Die größten Favoriten dürften aus unterschiedlichen Gründen RB Leipzig und der SC Freiburg sein. Ziele/Erwartung: Wir wollen im ersten Drittel dabei sein und diese Saison um die Aufstiegsplätze auch mitreden, respektive mitspielen können.

Frank Kramer (Fortuna Düsseldorf)

Favoriten: Darauf bin ich selbst sehr gespannt. Leipzig und Freiburg stehen natürlich ganz oben auf der Liste. Und dahinter kommen sieben, acht Mannschaften, die alle realistisch um die vorderen Plätze mitspielen können. Karlsruhe beispielsweise war letztes Jahr Dritter, und die Mannschaft bleibt größtenteils zusammen. Dazu kommen Teams wie Braunschweig, Nürnberg oder Union Berlin, die ganz schön aufgerüstet haben. Auch Bochum hat den Anspruch formuliert, oben mitzuspielen. Ziele/Erwartung: Man muss schauen, wie sich die anderen Vereine aufgestellt haben, um sich vergleichen zu können. Auch nach einer Vorbereitung lassen sich nur wenige Schlüsse ziehen. Man muss die ersten Partien absolviert haben, um realistisch einschätzen zu können, wo einen der Weg hinführt. Das ist meistens nach zehn Spieltagen der Fall. Wir wollen in jeder Partie gute Leistungen bringen, die Basis ist für gute Ergebnisse. Man muss erkennen können, dass wir bereit sind, alles zu geben. Jeder muss den anderen mit seiner Begeisterung anstecken. Wo wir uns dann einordnen, werden wir sehen.

Gertjan Verbeek (VfL Bochum)

Favoriten: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt seriös nicht zu beantworten. Die Kader sind noch längst nicht alle aufgefüllt, der Stand der Teams ist in puncto Vorbereitung ebenfalls höchst unterschiedlich. Und ich habe in der vergangenen Saison gesehen, dass die Liga sehr ausgeglichen ist. Allein von daher fällt es schwer, Favoriten auszumachen. Ziele/Erwartung: Auch da gilt: Ein Ziel zu formulieren, in Unkenntnis der eigenen Kaderzusammensetzung und der Gegner, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht statthaft. Wir wollen weiterhin den Zuschauern attraktiven Fußball bieten, möglichst viele Tore schießen und weniger Gegentore hinnehmen.

Alois Schwartz (SV Sandhausen)

Favoriten: Braunschweig, Kaiserslautern, Leipzig, Düsseldorf, Nürnberg und Freiburg. Ziele/Erwartung: Der Klassenerhalt.

Tomas Oral (FSV Frankfurt)

Favoriten: RB Leipzig ist für mich der klare Favorit, dort investieren sie unheimlich viel. Zum größeren Favoritenkreis zählen aber auch Freiburg und Paderborn als Absteiger aus der Bundesliga. Hinzu kommen Mannschaften wie Braunschweig, Nürnberg oder Kaiserslautern, die vergangene Saison unter ihren Erwartungen geblieben sind und dieses Jahr oben angreifen wollen. Man muss aber auch St. Pauli oder 1860 München auf dem Schirm haben, die kommende Saison einen Neustart anstreben. Außer Leipzig lässt sich hier nur schwer ein klarer Favorit herausdeuten. Ziele/Erwartung: Wir wollen in dieser Spielzeit ganz klar unsere jungen Spieler entwickeln. Daran arbeiten wir, um Tag für Tag eine Entwicklung zu sehen. Hier sind wir auf einem guten Weg und wollen in dieser sehr starken 2. Bundesliga eine gute Rolle spielen. Wir werden in jeder Partie alles in die Waagschale werfen, um den FSV Frankfurt soweit zu bringen wie möglich.

Stefan Ruthenbeck (SpVgg Greuther Fürth)

Favoriten: Für mich ist die 2. Liga, sofern man das jetzt schon abschätzen kann, noch ausgeglichener geworden, zumindest wenn ich mir die Kader der Mannschaften anschaue. Trotzdem sticht natürlich Leipzig hervor, die es dieses Jahr ganz sicher wissen wollen. Auch Union Berlin und Fortuna Düsseldorf haben sich sehr umfassend verstärkt und den SC Freiburg darf man auch nicht vergessen. Und dann kommen da wahrscheinlich noch sechs, sieben Mannschaften die das Zeug haben, ebenfalls ganz oben mitzuspielen. Ziele/Erwartung: Zunächst mal wird es für uns wichtig sein, dass wir stabiler werden als letztes Jahr. Außerdem wollen wir nicht nochmal so eine von Sorgen geplagte Saison spielen. Wir werden uns jetzt bis zum ersten Spieltag weiter gut vorbereiten, und dann werden wir uns auch auf ein konkretes Ziel verständigen.

Ewald Lienen (FC St. Pauli)

Favoriten: RB Leipzig ist für mich der Top-Favorit. Der Verein hat den ohnehin guten Kader qualitativ noch mal deutlich verstärkt. Dahinter haben mehrere Clubs Ambitionen wie Nürnberg, Freiburg, Union Berlin, aber auch Düsseldorf oder Kaiserslautern. Ziele/Erwartung: Es ist abenteuerlich, einen Tabellenplatz als Ziel auszugeben. Wenn man etwas erreichen will, erreicht man es nicht, indem man darüber spricht. Ein Mann wie Pete Sampras hat nie gesagt, dass er ein Turnier gewinnen will. Auch nicht das Spiel oder einen Satz, er wollte immer nur den nächsten Punkt gewinnen. Und genau darum geht es. Wir können nur das Ziel haben, den Verein weiterzuentwickeln.

Torsten Fröhling (TSV 1860 München)

Favoriten: Dazu zählt natürlich Freiburg als Bundesliga-Absteiger, der FCK, der auch schon in der letzten Saison den besten und attraktivsten Fußball gespielt hat, und RB Leipzig mit ihrem sehr gut aufgestellten Kader. Ziele/Erwartung: Wir wollen eine ruhigere Saison spielen als im letzten Jahr und schnellstmöglich 40 Punkte sammeln. Und natürlich wollen wir attraktiver Fußball spielen als in der letzten Saison. Ich erwarte, dass immer alle mitspielen, mitlaufen und für die Mannschaft arbeiten. So wollen wir Kompaktheit erreichen und mutig auftreten.

Norbert Meier (Arminia Bielefeld)

Favoriten: Es gibt viele Traditionsmannschaften in der Liga, Absteiger aus den vergangenen Jahren. Sicher kann man die üblichen Verdächtigen aufzählen: Von Freiburg über Nürnberg, Düsseldorf bis nach Braunschweig. Grundsätzlich tue ich mich damit schwer. Auch wenn es zehn Mannschaften gibt, die ihre Ansprüche anmelden, wird davon trotzdem einer Erster und einer Zehnter. Ziele/Erwartung: Wir brauchen keine Angst zu haben. Wir sind aber auch nicht so vermessen, dass wir jetzt von irgendwelchen Dingen träumen. So sind wir auch schon nach Darmstadt befragt worden. Aber das ist alles dummes Zeug. Wir wollen weg von der Fahrstuhlmannschaft kommen. Das war eine schwierige Geschichte im vergangenen Jahr, als wir so dramatisch abgestiegen sind. Dinge festigen, Dinge stabilisieren - das ist unser Ziel.

Gino Lettieri (MSV Duisburg)

Favoriten: Ich sehe insgesamt sieben bis acht Mannschaften, die um den Aufstieg kämpfen werden. Die Liga ist in diesem Jahr enorm stark aufgestellt. Und dazu kann es wie im vergangenen Jahr mit Darmstadt oder bei uns in der 3. Liga mit Kiel immer noch ein Team geben, das keiner auf der Rechnung hat. Ziele/Erwartung: Wir wollen die Klasse halten, das ist unser klares Ziel und nur darum wird es für uns gehen. Für die Mannschaft, die Fans, den Verein, die ganze Stadt ist der Aufstieg eine riesengroße Sache und auch eine Belohnung. Wir wollen und dürfen uns aber nicht ausruhen, denn es wird kein einfaches Jahr für uns. Allerdings brauchen wir uns auch nicht zu verstecken. Die Mannschaft muss sich beweisen und ihr ganzes Potenzial abrufen, um in der 2. Liga bestehen zu können.

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