Nicht nur für Fußballanhänger ist dies eine traurige Nachricht: 2015 wird es keinen Tag der Legenden geben. Das Benefizspiel am Millerntor, bei dem regelmäßig ehemalige Nationalspieler wie Lothar Matthäus, Fredi Bobic oder Thomas Helmer für die gute Sache kickten, pausiert für zumindest ein Jahr. Der Vorstand von NestWerk, einem Verein, der Jugendliche in Brennpunkten unterstützt, will eine Atempause. Die Organisatoren, allen voran Gründer Reinhold Beckmann, begründen ihre Entscheidung mit extremer Belastung. Deshalb wolle man nun über die Zukunft dieser Veranstaltung nachdenken.

Viele Fans wird die Botschaft völlig überraschen. Schließlich ist der Tag der Legenden eine fast sensationelle Erfolgsgeschichte. 2014, bei der zehnten Auflage, kamen 25.000 Zuschauer ans Millerntor, Rekordbesuch. Die Showeinlagen waren Jahr für Jahr spektakulär. Unvergessen, wie etwa Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher den inzwischen verstorbenen HSV- Masseur Hermann Rieger zu dessen Einsätzen auf dem Rasen chauffierte. Von humoristischen Einlagen wie Charly Dörfels Besenstil-Jonglage von Tor zu Tor ganz zu schweigen. Wieso macht ein solcher Zuschauermagnet jetzt eine schöpferische Pause?

Wer jemals Reinhold Beckmann in dessen Produktionsfirma in Eppendorf ein oder zwei Wochen vor einem Tag der Legenden besucht hat, wird die Entscheidung nachvollziehen können. Vor den Büros stapelten sich die Requisiten, an den Schreibtischen telefonierten Mitarbeiter durch die halbe Welt, um Flüge für die Stars zu organisieren. Dazu der immense Aufwand, um Sicherheitsauflagen zu erfüllen oder prominente Musiker zu verpflichten. Am Ende war es dann oft genug Beckmann als Leitfigur, der mit seinen Kontakten sogar Kevin Keegan zu einem umjubelten Legenden-Debüt bewegte. Und dies alles unter dem Leitgedanken, alles möglichst kostengünstig – am besten ehrenamtlich – zu organisieren, damit NestWerk ein möglichst hoher Erlös zufließt. Ein Spagat, der auf Dauer wohl nicht mehr zu bewältigen war. In gewisser Weise ist die kleine Crew Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden.

Zu hoffen bleibt, dass es wirklich nur bei einer Pause bleibt und im September 2016 wieder ein großes Klassentreffen am Millerntor gefeiert werden kann. Hoffnung macht, dass die Nacht der Legenden, die große Party mit bekannten Künstlern im Tivoli in diesem Jahr wieder steigen wird. Damit ist auch gesichert, dass NestWerk seine wichtige Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen fortsetzen kann. Und womöglich gelingt es ja in der anstehenden schöpferischen Pause, mehr Gönner zu überzeugen, sich für den Tag der Legenden zu engagieren, um das Beckmann-Team zu entlasten. Verdient hätten dies die Macher allemal.