Der Karnevalsverein hat einmal mehr an den tollen Tagen zugeschlagen. Der Däne Kasper Hjulmand muss gehen, neuer Trainer wird der Schweizer Martin Schmidt.

Mainz. Die Fußstapfen von Thomas Tuchel waren dann doch zu groß: Nach nicht einmal acht Monaten hat der FSV Mainz 05 am Faschingsdienstag die Reißleine gezogen und Trainer Kasper Hjulmand mit sofortiger Wirkung entlassen. Nachfolger des 42-jährigen Dänen, der vor der Saison Tuchel abgelöst hatte, wird der bisherige Mainzer U23-Coach Martin Schmidt.

Neben seinem Vorgänger Hjulmand müssen auch dessen Assistenten Keld Bordingaard und Flemming Pedersen gehen. Dagegen bleibt der frühere Mainz-Profi Bo Svensson im Trainerteam. Manager Christian Heidel erwartet vom Duo Schmidt/Svensson „jene Impulse“ für die Mannschaft, „die ihr in den vergangenen Wochen und Monaten gefehlt haben“. Hjulmand habe er bereits am Montag die Entscheidung des Vereins mitgeteilt, fügte Heidel hinzu.

Schmidt leitete bereits am Dienstagvormittag das Training des Tabellen-14. Der 47 Jahre alte Schweizer lief als erster auf den Platz, stellte Hütchen auf und hielt wenig später eine etwa einminütige Ansprache.

Auf der Internetseite der Mainzer kündigte Schmidt bereits an, im Abstiegskampf an die erfolgreiche Arbeit der früheren FSV-Trainer Jürgen Klopp und Tuchel anknüpfen zu wollen. „Es geht mir jetzt auch nicht darum, alles umzuwerfen, eher die Philosophie, die der Verein seit vielen Jahren verfolgt, aufzuwühlen und aufzufrischen“, sagte Schmidt in der Mitteilung. „Ich bin ein Trainer, der für mutigen Offensivfußball steht, für Pressing, Balleroberungen und Tempofußball“, versicherte Schmidt.

Heidel hatte Druck auf Hjulmand erhöht

Am Wochenende war beim selbsternannten Karnevalsverein bereits durchgesickert, dass sich die Rheinhessen zum Saisonende vorzeitig von Hjulmand trennen wollen. In einigen Krisengesprächen war die FSV-Führungsriege um Manager Heidel dann aber zum Entschluss gekommen, das Missverständnis mit dem introvertierten Hjulmand sofort zu beenden. Heidel hatte den Druck auf Hjulmand jüngst erhöht und gesagt: „Mit der Qualität, die wir im Kader haben, darfst du nicht absteigen.“

In den letzten 13 Partien hatten die Mainzer lediglich einmal gewonnen (5:0 gegen den SC Paderborn/31. Januar 2015), der Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz beträgt nur noch einen Punkt. Insgesamt haben die Rheinhessen in der laufenden Bundesliga-Saison in 21 Spielen nur vier Dreier geholt. Nach der 2:4-Niederlage bei Borussia Dortmund am vergangenen Freitag hatte sich Heidel nicht mehr öffentlich zum Trainer geäußert und war nicht mehr erreichbar.

Diskussionen schon zu Saisonbeginn

Erste Kritik an Hjulmand war bereits aufgekommen, als der FSV gleich zu Beginn der Saison in der Europa League und im DFB-Pokal scheiterte. Allerdings war Mainz mit acht Bundesligaspielen ohne Niederlage in die Spielzeit gestartet. „Ich versuche, jeden Tag die beste Arbeit für den Verein zu machen. Ich denke jede Sekunde an Mainz 05. Wenn jemand sagt, es ist nicht gut genug, dann ist es so“, hatte Hjulmand jüngst gesagt. Mainz war seine erste Trainerstation im Ausland.

Am Sonnabend empfängt Mainz im Rhein-Main-Derby den Rivalen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/Sky), der derzeit sechs Punkte mehr auf dem Konto hat. Die Chance auf eine Kurskorrektur wollten Heidel und Co. dem Dänen, der bis Juni 2014 noch den FC Nordsjaelland gecoacht hatte, aber nicht mehr geben. Hinter vorgehaltener Hand war kritisiert worden, dass Hjulmand mehr auf Ballbesitz setzte und nicht auf spektakulären Tempo-Fußball. Zudem galt er einigen Kritikern in dieser brenzligen Situation als zu brav und zurückhaltend.

Mainz und die Trainerüberraschungen

Die tollen Tage stehen in Mainz immer unter einem besonderen Zeichen: 2001 hatte Heidel am Rosenmontag den damaligen Profi Jürgen Klopp völlig überraschend zum Trainer befördert – und damit eine seiner wohl besten Entscheidungen getroffen. 2009 hatte der FSV ebenso für Aufsehen gesorgt, als er Aufstiegstrainer Jörn Andersen noch vor Beginn der Bundesligasaison entließ.

Der Schweizer Schmidt, dessen Co-Trainer der ehemalige Mainzer Profi Bo Svensson wird, war einst von Tuchel geholt worden und bereits im Sommer Kandidat auf den Cheftrainerposten gewesen. Der Abgang von Hjulmand ist der schnellste eines Mainzer Coaches seit anderthalb Jahrzehnten.