Portugiese gewinnt erneut Wahl zum Weltfußballer, Neuer nur Dritter. Auch Löw, Kellermann und Keßler ausgezeichnet

Zürich. Am Ende war es doch kein Neuer, sondern wieder der Alte: Die Fürsprache der versammelten Fußball-Prominenz hat Deutschlands Torhüter Manuel Neuer nichts genutzt, der alte und neue Weltfußballer heißt Cristiano Ronaldo. Der Superstar von Champions-League-Sieger Real Madrid setzte sich erwartungsgemäß gegen den Weltmeister-Torwart und Lionel Messi vom FC Barcelona durch.

„Ich verlasse dieses Haus mit einem Grinsen. Es ist ein gewonnener Tag für mich“, sagte Neuer dennoch: „Das ganze Jahr 2014 war einfach unglaublich für mich, wir haben so viele Erfolge feiern dürfen. Es wird für immer in Erinnerung bleiben.“ Der Bayern-Keeper, der mit seinen spektakulären Auftritten bei der Weltmeisterschaft in Brasilien das Torwartspiel neu definiert hatte, erhielt als Dritter 15,72 Prozent der Stimmen – hinter Ronaldo (37, 66) und Messi (15,76).

Dem deutschen Fußball blieb bei der feierlichen Gala am Montagabend im Kongresshaus Zürich wieder mal nur die Nebenrolle, wenn auch eine gewichtige. Bundestrainer Joachim Löw und Ralf Kellermann, Coach der Champions-League-Siegerinnen des VfL Wolfsburg, wurden zu den Weltbesten ihrer Zunft erklärt, Nationalspielerin Nadine Keßler zur Weltfußballerin des Jahres gekürt, und die Fifa-Weltauswahl ist gespickt mit drei Weltmeistern. Neuer, dessen Bayern-Teamkollege Philipp Lahm und Toni Kroos (Real Madrid) vertreten in der von Tausenden Fußballern gewählten Elf den „vierten Stern“ – neben Bayerns Arjen Robben und natürlich Superstar Ronaldo, der alles überragt.

„Er hat Spiele alleine entschieden, über seine Tore brauchen wir nicht zu sprechen“, sagte Neuer anerkennend: „Er ist ein Weltklasse-Fußballer – und das weiß jeder von uns.“ Ronaldo selbst war überrascht: „Ich habe nicht gedacht, dass ich diesen Ball noch einmal gewinne. Ich möchte in die Geschichte des Fußballs als Bester eingehen und bin auf dem richtigen Weg.“ Zum dritten Mal nach 2008, damals noch im Trikot von Manchester United, und 2013 ist der 29-jährige Portugiese der beste Spieler des Planeten. Das war zu erwarten, beim Rekordmeister in München wurde es befürchtet. „Jeder würde es Manuel gönnen, aber diese Ehrung ist eine subjektive Wertung“, sagte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer – und brachte damit Neuers größten Nachteil auf den Punkt.

Abgestimmt wurde von den Kapitänen, Nationaltrainern und Journalisten auf der ganzen Welt. In den Exoten-Ländern unter den 209 Mitgliedsverbänden der Fifa zählten Neuers starke Leistungen auf dem Weg zum WM-Titel anscheinend weniger als Ronaldos wiederholte One-Man-Show in Champions League und Primera Division.

Zum Sieg in der Königsklasse hatte der Portugiese 17 (!) Tore beigesteuert, natürlich Rekord. In der ersten spanischen Liga erzielte der Portugiese bis Montagabend 26 Treffer in 17 Spielen. „Es war ein unglaubliches Jahr“, sagte Ronaldo: „Man darf nicht von Rekorden besessen sein – aber ich werde immer versuchen, mich selbst zu übertreffen.“ Für die Wahl maßgebend waren die Leistungen bis zum 21. November 2014.

Löw war da schon längst in den Trainer-Olymp aufgestiegen. Der Bundestrainer setzte sich dank des WM-Triumphes in Brasilien mit rund 36 Prozent der Stimmen gegen Ronaldo-Coach Carlo Ancelotti (22 Prozent) aus Italien und den Argentinier Diego Simeone (19) von Atletico Madrid durch. „Das ist eine große Ehre, so etwas wie das Sahnehäubchen auf dem WM-Pokal“, sagte Löw und fügte in Richtung seiner Weltmeister an: „Ihr seid weltklasse, und es ist ein Riesengeschenk, dass ich mit euch arbeiten darf.“

Bei den Frauen triumphierte zum fünften Mal eine deutsche Fußballerin. Vor Keßler waren Birgit Prinz (2003 bis 2005) und Nationaltorhüterin Nadine Angerer (2014) geehrt worden. „Ich bin sehr, sehr dankbar und stolz, hier zu sein“, sagte Keßler, die sich gegen Brasiliens Idol Marta und Abby Wambach (USA) durchgesetzt hatte: „Beide sind außergewöhnliche Fußballerinnen.“

Kellermann hielt wie Keßler in dem „überragenden Moment“, als er den Preis für den besten Trainer einer Frauenmannschaft entgegennahm, kurz inne und erinnerte an den tragischen Unfalltod des Wolfsburger Profis Junior Malanda am Wochenende. „Ich bitte um Verständnis, dass ich keine lange Rede halte“, sagte er.