Ehemaliger HSV-Stürmer Choupo-Moting schießt beim 4:0 der Schalker in Stuttgart drei Tore und gilt als bester Einkauf des Managers. Mannschaftskollege drückt bei Facebook endlich auf „Gefällt mir“.

Stuttgart. Als Klaas-Jan Huntelaar am späten Sonnabend wieder zu Hause war, stellte er vier neue Fotos auf seine persönliche Facebook-Seite. Eines zeigte seinen Kollegen Eric Maxim Choupo-Moting bei der Arbeit: Ausgelassen bejubelte der Deutschkameruner seine drei Tore beim 4:0-Erfolg des FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga beim VfB Stuttgart. Eigentlich ist ja Huntelaar bei Schalke 04 der Torjäger vom Dienst, aber mit der gegenwärtigen Arbeitsteilung hat der „Hunter“, der sonst so gerne selbst die Tore schießt, offensichtlich kein Problem. „Natürlich freut er sich mit mir“, sagt der ehemalige HSV-Stürmer.

Dank seiner beiden Torjäger hat es Schalke erstaunlich schnell geschafft, die Bilanz in der Bundesliga wieder ins rechte Lot zu bringen. Das gekonnt herausgespielte 4:0 in Stuttgart war der dritte Ligasieg in Folge, und jedes Mal waren die Torjäger in letzter Instanz dafür verantwortlich: Erst traf Choupo-Moting zweimal beim 3:2 gegen Wolfsburg, dann schoss Huntelaar vor einer Woche drei Tore zum 4:1 gegen Mainz, und nun in Stuttgart war wieder „Choupo“ mit drei Treffern an der Reihe. „So kann es gerne weitergehen, dass wir uns abwechseln“, lacht der 25-Jährige. Zusammen waren die beiden Angreifer an 20 der 25 Schalker Bundesligatore in dieser Saison beteiligt, denn Choupo-Moting bereitete in Stuttgart auch noch den vierten Schalker Treffer durch Max Meyer vor.

Dass Schalke auf einmal wieder eine Torfabrik hat, hängt auch mit der Systemumstellung von Trainer Roberto Di Matteo zusammen: Die drei Siege mit elf Toren wurden erspielt, seit Choupo-Moting von der Außenbahn ins Zentrum gerückt ist und dort mit Huntelaar eine Doppelspitze bildet. „So sind wir unberechenbarer“, erklärt Di Matteo: „Der Gegner muss sich nicht nur auf einen, sondern auf zwei Spieler konzentrieren.“ In Stuttgart erweckte die Mannschaft zum ersten Mal den Eindruck, als habe sie die Vorstellungen ihres neuen Trainers so langsam verinnerlicht. Es war ein perfekter Vorlauf vor dem entscheidenden Champions-League-Spiel am Mittwochabend beim NK Maribor.

Die erste Halbzeit in Stuttgart war jedenfalls die bislang beste unter Di Matteo. Schalke kombinierte schwungvoll wie lange nicht mehr, demontierte den Gegner damit und, ja, erteilte dem Team von Huub Stevens eine Lehrstunde. Nach einer halben Stunde stellte der Niederländer seine Mannschaft auch auf das Di-Matteo-System um, doch da führte Schalke bereits mit 3:0. Später knurrte Stevens, der nur von den Fans aus Gelsenkirchen gefeiert wurde: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist Nikolaustag – und so haben wir die Geschenke verteilt.“

Letzmals drei Tore für den SC Teutonia

Dabei hält Di Matteo das System gar nicht für so entscheidend; er will auch in Zukunft flexibel bleiben und sagt: „Das System kann helfen, aber die Spieler müssen es umsetzen.” Womit man leicht wieder bei Choupo-Moting ist, der zuvor noch nie in der Bundesliga drei Tore in einem Spiel geschossen hatte – das letzte Mal, vermutet er, sei ihm so etwas wohl in der E- oder F-Jugend geglückt. Damals kickte Choupo-Moting noch beim SC Teutonia in Ottensen.

Der 25-Jährige hat weder beim HSV noch später in Nürnberg oder Mainz so sehr auf sich aufmerksam gemacht wie jetzt in fünf Monaten auf Schalke. „Man konnte aber in der letzten Saison schon sehen, dass er ein Spieler mit außerordentlichen Qualitäten ist“, sagt Schalkes Manager Horst Heldt, der den Deutschkameruner im Sommer ablösefrei geholt hat – sein bisher bester Transfer für Schalke. Übrigens: Alle drei Choupo-Tore in Stuttgart bereitete Tranquillo Barnetta vor, der auf Schalke bislang kaum eine Rolle spielte und nur aufgrund der Gelbsperre von Marco Höger nun eine Chance erhielt – auch er kam vor zwei Jahren ablösefrei.

Choupo-Moting hat sein Konto jetzt auf acht Tore und sieben Vorlagen aufgestockt – mit 15 Scorerpunkten in 14 Spielen ist er aktuell der gefährlichste Spieler der Bundesliga. „Er opfert sich für die Mannschaft auf, ist schnell, technisch stark und hat jetzt gezeigt, dass er auch einen guten Kopfball hat“, beschreibt Di Matteo. Ihm gefällt das und anderen auch.

Ralf Fährmann jedenfalls setzte sich in der Nacht zu Sonntag ebenfalls noch an seinen Computer und drückte bei Choupo-Moting: Gefällt mir.

Beim VfB Stuttgart dürfte dagegen die Stimmung bei der Weihnachtsfeier am Montag ähnlich gedämpft wie in der jüngeren Vergangenheit sein, da sich die Schwaben mittlerweile zur Bundesliga-Unterschicht zählen lassen müssen. „Abstiegskampf ist einfach Scheiße und macht einfach keinen Spaß“, ätzte Torwart Sven Ulreich. „Wir müssen mit Leidenschaft und Einsatz die Tugenden zurückbringen, die man zum Punkten braucht.“

Bei der Jagd nach Zählern kann Antonio Rüdiger vorerst nicht mehr mithelfen. Wie die Schwaben nach einer Kernspintomografie mitteilten, zog sich der 21 Jahre alte Verteidiger in der Endphase eine Meniskusverletzung im rechten Knie zu. „Die Verletzung macht einen operativen Eingriff erforderlich, der in den nächsten Tagen erfolgen wird“, hieß es.