Die Agenda 2015 für die Nationalelf: Ein Kommentar von Alexander Laux

„Man muss ganz klar den Bundestrainer loben“, sagte Toni Kroos in seiner schnoddrig-direkten Art, aber es stimmte ja auch. Das 3-4-3-System von Joachim Löw führte gegen Spanien zu einem Saisonabschluss, den man sich nicht besser hätte ausmalen können. Dass es Kroos vorbehalten war, das letzte Länderspieltor zu erzielen, passte. In 16 von 17 Spielen (elf Siege, vier Remis, zwei Niederlagen, 37:15 Tore) stand der Profi von Real Madrid 1467 Minuten auf dem Platz.

Also alles gut? Jein. Vier Monate lang hat Löw nun Zeit, auch einfach mal nichts zu tun. Kroos’ Tor in Spanien hilft ihm, in dieser Regenerationsphase nicht allzu viele unbequeme Fragen ertragen zu müssen und in Ruhe seine Agenda 2015 entwerfen zu können. Denn stetiger Wandel und Erneuerung, auch das hat 2014 gezeigt, sind die Basis für Erfolg. So war die kurzfristige Beförderung von Philipp Lahm sicher ein Schlüssel für den Erfolg bei der WM. Die jüngste Einführung der Dreier-Abwehrkette könnte zukunftsweisend sein.

Unter sportlichen Gesichtspunkten bleibt die Besetzung der defensiven Außenpositionen Löws kniffligste Aufgabe. Die Suche nach Stoßstürmern verlief bisher so ergebnislos, dass sogar ein Mario Gomez trotz häufig rumpeliger Spielweise weiter ein Thema bleibt.

Noch schwerer zu beheben sein wird aber die Lücke, die Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose auch abseits des Platzes mit ihren Rücktritten gerissen haben. Ob der malträtierte Körper von Bastian Schweinsteiger noch bis 2016 durchhält, weiß nur der Fußball-Gott, die Ära von Gute-Laune-Angreifer Lukas Podolski neigt sich dem Ende entgegen. Gerade auch diesen Persönlichkeiten war es zu verdanken, dass sich im DFB-Team eine Gruppe mit herausragendem Teamgeist, maximaler Motivation und Top-Leistungsbereitschaft formen konnte. Kicker wie Thomas Müller oder Jerome Boateng sind jetzt gefordert, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Was bleibt noch? Ganz am Ende muss es erlaubt sein, stellvertretend für alle Begleiter, Fans und Sympathisanten der Nationalmannschaft mal zu sagen: Was für ein geiles Jahr. Danke.