„Ist das hier das WM-Finale? Ich muss das wissen.“ Ja, war es. Und der, der das gefragt hatte, stand in Rio beim 1:0 von Deutschland gegen Argentinien auf dem Platz: Christoph Kramer. Gefragt hatte er – gehirnerschüttert – den Schiedsrichter. Also Auswechslung.

Den Spieler mit dem Allerweltsnamen, der heute mit der Nationalelf im EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar antritt (20.45 Uhr, RTL), kannte kurz vor der WM praktisch niemand. Sein erstes Länderspiel machte der 23-Jährige am 13. Mai beim 0:0 in Hamburg gegen Polen. Er stand zunächst nur im erweiterten WM-Kader. Dem Dauerläufer gelang dennoch mit nur 43 Minuten Gesamtspielzeit in Brasilien der größte Durchbruch.

Jetzt auch noch am vergangenen Sonntag dieses irrwitzige Eigentor aus 45 Metern zum 1:0 von Dortmund gegen Mönchengladbach. Die schräge Gesangseinlage im gerade angehypten WM-Film über „Die Mannschaft“ kommt dann auch noch obendrauf.

Seit dem achten Lebensjahr wurde der Solinger mit zweijähriger Unterbrechung in Düsseldorf bei Bayer Leverkusen ausgebildet, ging mit 20 als Leihspieler nach Bochum. Dann vor einem Jahr nach Mönchengladbach, wieder ausgeliehen. Leverkusen will ihn zur neuen Spielzeit zurück. „Menschenhandel“, sagte Kramer einmal. Aber vielleicht kann er sich ja nach Madrid handeln lassen. Es gibt wohl Interesse. Nur vier Monate hat er gebraucht, um vom No Name zum Star zu werden, durch eine WM, an deren größtes Spiel er sich kaum noch erinnert.