Ein Kommentar von Kai Schiller

Die Schuldfrage rund um Mesut Özils schlimme Knieverletzung, da waren sich die Verantwortlichen von Arsenal London und des Deutschen Fußball-Bundes einig, war schnell beantwortet: Schuld haben natürlich die anderen. So dauerte es nicht lange, ehe der DFB vor dem EM-Qualifikationsspiel in Polen eine Pressemitteilung herausgab, in der nicht nur darauf hingewiesen wurde, dass sich der Mittelfeldregisseur böse verletzt hatte, sondern vor allem, wann es passierte: „Verletzt angereist“, stand in dem kurz gehaltenen Bulletin geschrieben.

Arsenal reagierte ähnlich gereizt wie Özils Knie. Die Londoner zweifelten nicht nur die Diagnose (Teilruptur des Außenbandes) von DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt an, sondern auch den prognostizierten Heilungsverlauf. Die Botschaft dahinter: Die Überbelastung durch das Nationalteam sei das eigentliche Übel.

Noch bevor diese These auch tatsächlich ausgesprochen werden konnte, ging DFB-Manager Oliver Bierhoff auf die Barrikaden. Ihm gehe diese Debatte zunehmend auf den Keks. Nicht die vielen Länderspiele, sondern die vielen Clubspiele seien schuld an der Überbelastung der Profis.

Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis. Denn recht haben weder die Clubs noch die Verbände. Die künstlich aufgepumpte EM mit 24 statt 16 Nationalteams und die absurde Marketingidee des Nations-Cups sind für die immer mehr geforderten Fußballer genauso schädlich wie der aufgeblähte Clubkalender. HSV-Nichtnationalspieler Pierre-Michel Lasogga, der sich einst im Flieger von Indonesien nach Abu Dhabi verletzte, kann davon ein Lied singen.