Nach monatelanger Diskussion feuert der Bundesligist Trainer Keller und holt einen großen Namen

Gelsenkirchen. Es ist gerade neun Tage her, dass Jens Keller auf Schalke wie ein König gefeiert wurde. Zum zweiten Mal hatte der Trainer mit dem FC Schalke 04 das Revierderby gegen Borussia Dortmund gewonnen. Seit Dienstag ist Keller, 43, bei den Königsblauen seinen Job los. „Der Trend war negativ. Wir mussten handeln“, erklärte Schalkes Sportvorstand Horst Heldt angesichts von erst zwei Siegen aus den ersten zehn Pflichtspielen der Saison. Den Nachfolger hatte Heldt auch gleich parat. Roberto Di Matteo, Champions-League-Sieger 2012 mit dem FC Chelsea, soll Schalke 04 vom Ballast des schon seit Wochen angezählten Ex-Trainers Keller befreien. Mit dem Italiener als neuem Coach will der Club nach Ende der quälenden Trainerdebatten den weitestgehend verkorksten Saisonstart vergessen machen und in Bundesliga und Champions League retten, was noch zu retten ist.

„Wir möchten einen neuen Impuls setzen und sind der festen Überzeugung, dass Roberto Di Matteo das Team stabilisiert und es schafft, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Heldt am Dienstagmorgen über den zweiten Trainer-Wechsel der laufenden Bundesliga-Saison nach dem Aus von Mirko Slomka beim Hamburger SV.

Di Matteos geschasstem Vorgänger Keller, der beinahe seine gesamte 22-monatige Amtszeit in der Kritik gestanden hatte, trauten Klub-Boss Clemens Tönnies und Heldt eine Wende nach der 1:2-Pleite drei Tage zuvor bei 1899 Hoffenheim offenbar nicht mehr zu. „Es fehlt die notwendige Konstanz. Daher haben wir uns dazu entschieden, einen Schnitt zu vollziehen“, begründete Heldt das Ende der „Ära Keller“.

Ans Werk gemacht hatte Schalkes Spitze sich laut „Bild“ schon vorige Woche: Einen Tag nach der 1:1-Enttäuschung in der Champions League gegen NK Maribor einigten sich Tönnies und Heldt demnach mit ihrem Wunschkandidaten grundsätzlich auf eine künftige Zusammenarbeit. Und schon nach dem erneuten Nackenschlag in Sinsheim war Kellers Galgenfrist abgelaufen. „Das ist eine Entscheidung von Schalke, da kann ich mich nicht einmischen. Aber für den Jens tut mir das leid“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Der neue Chefcoach, der im Herbst 2012 nach dem Champions-League-Triumph mit dem FC Chelsea beim FC Bayern München seinen Posten in London räumen musste und seitdem arbeitslos war, erhielt beim Bundesliga-Elften einen Vertrag bis 2017. „Wir wollten keinen Schnellschuss, sondern einen Trainer, der uns nachhaltig weiterbringt“, sagte Tönnies zur Vorgehensweise. Seinen Einstand gibt der 44-Jährige, der am Mittwoch offiziell vorgestellt wird, am 18. Oktober im Heimspiel gegen Hertha BSC.

Keller half letztlich auch der allzu rasch verblasste Glanz des Derby-Triumphes gegen Dortmund nicht mehr, zu enttäuschend war die bisherige Saisonbilanz. Zumal die Schalker, mit denen Keller in der vergangenen Saison durch die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte zum zweiten Mal in Serie die Champions League erreichte, im DFB-Pokal schon in der ersten Runde gescheitert und in der Königsklasse nach den ersten beiden Gruppenspielen noch sieglos sind.