Eine interaktive Karte beweist erstmals, wo der HSV und FC St. Pauli ihre meisten Anhänger haben

Hamburg. Im Gefühl hatte man es ja schon immer, wo die beiden Hamburger Profi-Fußballclubs HSV und FC St. Pauli ihre Hochburgen haben. Die Kiezkicker scheinen mehr im Stadtteil, dessen Namen der Club trägt, und den angrenzenden Bereichen beliebt zu sein. Etliche Bewohner tragen hier auch in der Freizeit Totenkopf-Pullover oder Basecaps mit dem St.-Pauli-Logo. Wer aber vor die Tore der Stadt fährt, in den sogenannten „Speckgürtel“, sieht in etlichen Vorgärten die blaue Fahne mit der Raute – auch und gerade in schwierigen Zeiten, die der HSV zuletzt ja fast dauerhaft durchlebt hat. Der HSV ist also mehr der Verein für die Außenbezirke und das Umland, der FC St. Pauli der Club für den innerstädtischen Bereich.

Für diese bisher nur gefühlte Wahrheit gibt es jetzt erstmals einen eindrucksvollen, in akribischer Kleinarbeit erstellten Beweis. Das Hamburger Abendblatt und die „Berliner Morgenpost“ haben für Hamburg und Berlin eine digitale, interaktive Fan-Karte erstellt, die seit Montag auf den Internetseiten beider Zeitungen freigeschaltet ist. Auf dieser Seite sind die Zahlen der Vereinsmitglieder der beiden jeweiligen Profifußballclubs (in Berlin Hertha BSC und Union Berlin) sortiert nach Postleitzahlbezirken festgehalten. Gleichzeitig werden die ermittelten Werte in Relation zur Bevölkerungszahl in diesem Bereich gesetzt. Dies wird durch eine unterschiedlich kräftige Farbgebung dargestellt – blau für den HSV, braun für den FC St. Pauli. Beide Clubs haben die – selbstverständlich anonymisierten – nach Postleitzahlen sortierten Mitgliederzahlen dem Abendblatt dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

Für die interaktive Karte wurden die in den Vereinen organisierten Mitglieder deshalb gewählt, weil dies ein präziser Indikator für die Anhängerschaft eines Klubs ist – auch wenn zum Teil andere Sportarten mit eingeschlossen sind. Es sind die treuesten Fans, denn sie sind bereit, jeden Monat einen Beitrag für ihren Verein zu entrichten. Die Mitgliedschaft drückt zudem die Treue zu einem Verein unabhängig vom Wohnort aus. So werden in der Karte auch „Fan-Inseln“ außerhalb der Heimatstädte sichtbar.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Postleitzahlbezirke mit der höchsten Dichte an HSV-Mitgliedern in Bezug zur Einwohnerzahl außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen liegen. Die Spitze bildet hier die Postleitzahl 22850 (Norderstedt) mit 293,1 Mitgliedern pro 10.000 Einwohnern. In absoluten Zahlen ausgedrückt leben hier 470 HSV-Mitglieder (von insgesamt gut 71.000) und damit mehr als zehnmal so viele wie St.-Pauli-Mitglieder (43).

Ganz anders sieht dagegen die Verteilung rund um St. Paulis Millerntor-Stadion aus. Im Postleitzahlbezirk 20359 wohnen 581 der bundesweit mehr als 20.000 St.-Pauli-Mitglieder, das ist eine Quote von sogar 394,0 Mitgliedern pro 10.000 Einwohner. Hier ist der HSV mit absolut 84 Mitgliedern klar in der Unterzahl.