Es mag ja eine schöne sportpolitische, demokratische Idee sein, die Vielfalt Europas bei der Endrunde der Fußball-Europameisterschaft stärker abzubilden. Aber das auch Sinn macht? Ein Kommentar

Vorfreude auf die Fußball-EM 2016? Nee! Ermüdung macht sich bereits breit. Diese Qualispieltage von Sonntag bis Dienstag oder die doppelten gar von Donnerstag bis Dienstag sind beliebig geworden. Mehr Partien, mehr Fernsehen (viermal mehr mögliche Livespiele), mehr, mehr, mehr. Und mit der Quantität verflacht die Qualität. Bei aller Sympathie für diesen putzigen britischen Fels in Spanien namens Gibraltar, der nun auch mitmachen darf, obwohl es dort gar kein geeignetes Stadion gibt, um Weltmeister Deutschland und die anderen Gruppengegner zu empfangen.

Wo bleibt die Spannung, wenn für Portugal eine Auftaktheimpleite gegen Albanien eigentlich halb so wild ist, weil sogar ein dritter Gruppenplatz noch für die direkte Qualifikation reichen kann, und am Ende 24 der 54 Uefa-Verbände bei der verwässerten Euro 2016 begrüßt werden? Dann werden einem übrigens an 30 Tagen 51 Partien vorgesetzt – 2012 waren es 23 Tage und 31 Spiele.

Es mag ja eine schöne sportpolitische, demokratische Idee sein, die Vielfalt Europas bei der Endrunde stärker abzubilden. Gewichtiger war aber wohl das Argument, dass das größere Teilnehmerfeld 40 Prozent mehr Einnahmen aus der zentralisierten (Fernseh-)Vermarktung für die nationalen Verbände garantiert. Ganz unabhängig davon, ob Uefa-Präsident Michel Platini damit tatsächlich Wahlschulden in den Ländern bezahlt hat.

Wen kümmert es da, dass Topnationen wie Deutschland oder Spanien womöglich nach vier Gruppenpartien schon qualifiziert sind und dann nur noch bessere Test- und Experimentier-Spiele bestreiten? Aus Vermarktersicht ist die Ware Fußball unkaputtbar, trotz Schein-Spannung und Schein-Duellen. Sie könnten sich am Ende aber umgucken, wenn der Fan im Stadion und der TV-Zuschauer die Inflation mit Desinteresse quittiert.