Wenn es stimmt, dass ein Kapitän einer Fußballmannschaft sich immer unter Kontrolle haben muss, sich präsidial verhält und niemals seine Vorbildfunktion vergisst, dann ist Deutschlands neuer Capitano Bastian Schweinsteiger, 30: eine ganz schlechte Wahl.

Dreieinhalb Jahre ist es her, dass sich der Fußballer von seiner – passend zu dieser Kolumne – menschlichen Seite zeigte. Passiert war es auf einer Pressekonferenz, auf der Schweinsteiger einen Journalisten, der ihn zuvor als „Chefchen“ tituliert hatte, wenig souverän einen „Pisser“ und „Arschloch“ nannte. Philipp Lahm, so hieß es empört, wären derartige Kraftausdrücke nicht über die Lippen gekommen.

Das mag stimmen. Ein guter Anführer, ein echter Chef gar, ist der gebürtige Oberbayer aber wohl trotzdem. Während Lahm als eine Art Außenminister der Nationalmannschaft galt, ist Schweinsteiger wohl eher ein klassischer Kanzler. Da passt es auch gut, dass er sich ganz vorzüglich mit der echten Kanzlerin Angela Merkel versteht.

Auch Schweinsteiger ist ein Freund des Machtworts. Auf und abseits des Platzes. Sogar als Beifahrer könne er nicht ruhig bleiben, wenn der Fahrer nicht vorausschauend fahre, gab der Profi zu. Männlich sei es, so Schweinsteiger, den Mund aufzumachen, wenn es mal kritisch wird. Trotzdem müsse man den Damen als Gentleman selbstverständlich die Tür aufhalten. Ein echtes Vorbild eben, dieser Kapitän.