Ein Kommentar von Björn Jensen

Mit drei Tagen Abstand ist klar geworden, warum Miroslav Klose am Freitag im Rahmen des Testspiels seines Clubs Lazio Rom gegen den HSV nicht für vorab vereinbarte Interviews zur Verfügung stand. Seinen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verkündete der 36-Jährige am Montag in der Form, die am besten zu ihm passt: per DFB-Pressemitteilung – ohne Zuhörer, ohne Nachfrager, mit möglichst wenig Aufhebens um die eigene Person. Selbst die Lübecker Lohmühle, wo das Spiel gegen den HSV stattfand, hätte einen zu großen Rahmen geboten für den Mann, als dessen hervorstechende Charaktereigenschaft viele Wegbegleiter die Bescheidenheit loben. Noch vor der Ehrlichkeit, die es Klose unmöglich gemacht hätte, sich in Lübeck in billige Ausredephrasen zu flüchten.

Der 307-fache Bundesligaspieler konnte einem das gute Gefühl geben, dass es im schönen Schein der modernen Sportwelt nicht nur um die verrückteste Frisur oder das frechste Mundwerk geht. Wer als 20-Jähriger noch in der Regionalliga kickt und sich 16 Jahre später mit 16 Treffern als WM-Rekordschütze in der Fußballhistorie verewigt, der darf durchaus als Musterbeispiel für Hartnäckigkeit, Professionalität und Arbeitseinstellung angeführt werden. Der Torjäger legt auf eine solche Vorbildfunktion möglicherweise keinen Wert, weil sie seinem Bedürfnis nach der Ruhe, die er beim Angeln findet, entgegensteht. Aber wer in 137 Länderspielen 71 Tore schießt, der ist selbst schuld daran, als Legende im Mittelpunkt zu stehen. Dass er viel zu gut war, um nicht aufzufallen, ist vielleicht die einzige Krux im Leben des Miroslav Klose.