Rekordtorschütze Miroslav Klose erklärt Rücktritt aus der Nationalmannschaft. „Mit dem WM-Titel hat sich ein Kindheitstraum erfüllt“

Hamburg. Er stand allein auf dem Rasen. Nur für sich. Während einige Spieler wild umhersprangen, schaute Miroslav Klose ins weite Rund des Maracanã. Eine Kamera fing ihn in Großaufnahme ein, sodass auf den vier Videoleinwänden, die im Stadion hingen, zu sehen war, wie ihn die Gefühle übermannten. Klose weinte vor Glück. Endlich hatte der Stürmer mit der deutschen Nationalmannschaft das erreicht, wonach er sich immer gesehnt hatte – einen großen Titel. 1:0 hatte Deutschland im WM-Finale gegen Argentinien gewonnen. In seinem siebten Turnier für Deutschland war Klose die Krönung gelungen. Nach 137 Länderspielen und 71 Toren.

Rund vier Wochen ist das nun her. Vier Wochen, in denen Klose Zeit hatte nachzudenken. Und in denen er den Entschluss gefasst hat, nicht mehr für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu spielen. Klose gab am Montag seinen Rücktritt aus der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bekannt. Nach Philipp Lahm ist er der zweite Weltmeister, der sich entschieden hat. Lahm hatte drei Tage nach dem Titelgewinn seinen Rücktritt erklärt.

„Für mich kann es keinen schöneren Zeitpunkt geben, um das Kapitel Nationalmannschaft zu beschließen. Mit dem Titel in Brasilien hat sich für mich ein Kindheitstraum erfüllt. Ich bin stolz und glücklich, dass ich diesen großen Erfolg für den deutschen Fußball mitgestalten durfte. Ich hatte eine einmalige, wunderschöne Zeit und viele unvergessliche Momente in der Nationalmannschaft“, sagte der 36 Jahre alte Angreifer von Lazio Rom. Beim italienischen Erstligaclub hat er noch einen Vertrag bis Ende Juni 2015. Den wird er – Stand jetzt – auch erfüllen.

Die Reaktion von Bundestrainer Joachim Löw zeigt seine Hochachtung für den Stürmer: „Auf Miro Klose ist und war immer Verlass, sein Wort gilt. Das war auch in Brasilien so, ich wusste, Miro wird topfit sein, wenn es darauf ankommt. Als ich 2004 als Assistenztrainer zum DFB kam, war Miro schon da, uns verbinden zehn Jahre Nationalmannschaft. Miro Klose ist ein Weltstar, er ist einer der größten Stürmer, die der Fußball hervorgebracht hat.“

In der vergangenen Woche hatte Klose das Gespräch mit Löw gesucht. Man traf sich in Italien. Dort, wo Klose seit drei Jahren wohnt und Löw derzeit Urlaub macht. Er habe sofort gespürt, sagte Löw, dass die Entscheidung von Klose unumkehrbar sei und er ihn nicht mehr umstimmen könne. „Seine fußballerischen Qualitäten wie seine Kopfballstärke, seine Strafraumpräsenz, sein Spielverständnis, sein nimmermüder Einsatz suchen weltweit ihresgleichen. Dennoch habe ich kaum einen Spieler erlebt, der mehr für Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Professionalität, Verlässlichkeit und Teamgeist steht“, sagte Löw über den Angreifer, der am 24. März 2001 in Leverkusen gegen Albanien (2:1) debütiert hatte.

Es war der Anfang eine großartigen Länderspielkarriere. Am Ende bescherte sie ihm nicht nur den WM-Titel. Denn beim Turnier in Brasilien war es Klose auch noch gelungen, Ronaldo vom Thron der ewigen Torjägerliste zu stoßen. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 beim legendären 7:1 gegen den WM-Gastgeber hatte Klose sein 16. WM-Tor erzielt und sich damit den Eintrag in die Geschichtsbücher gesichert. Ohnehin hält er mit 71 Toren auch den Rekord für Länderspieltore in der deutschen Nationalmannschaft.

Ab sofort konzentriert sich Klose auf seine Aufgaben bei Lazio Rom – und seine Familie. Mit seiner Frau Sylwia hat der Angreifer Zwillingssöhne. Am 3. September, wenn Deutschland in Düsseldorf auf Finalgegner Argentinien in einem Test trifft, wird Klose neben Philipp Lahm offiziell verabschiedet. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, mit dem Klose von 2001 bis 2002 noch zusammen in der DFB-Auswahl gespielt hat, sprach vielen Anhängern aus der Seele: „Nach 13 gemeinsamen Jahren bleibt mir nur zu sagen: Danke für alles, Miro!“