Die Suche nach einem Nachfolger beim DFB auf dem Spielfeld wird schwer

Köln. Im WM-Finale gegen Argentinien war Philipp Lahm noch Antreiber und Leitfigur der deutschen Nationalmannschaft – mit einem Mal ist er weg. Für die Übernahme der Binde gilt der bisherige Co-Kapitän und „emotionale Leader“ Bastian Schweinsteiger als erster Anwärter. Schwieriger wird die Suche nach Lahms Nachfolger auf dem Spielfeld. Während die Führungsaufgaben des WM-Kapitäns auf mehrere Schultern verteilt werden können, ist Lahm der einzige deutsche Außenverteidiger von Weltformat. „Wenn der Weltmeister auf hohem Niveau noch klagen darf, dann müssen wir feststellen, dass wir auf den Außenverteidigerpositionen gern so ein großes Angebot hätten wie im Mittelfeld“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im „Aktuellen Sportstudio“ (ZDF).

Auf der anderen Seite gibt es kaum einen günstigeren Zeitpunkt, um einen Lahm-Nachfolger aufzubauen. Schließlich sind es bis zum nächsten Großereignis, der EM 2016, noch zwei Jahre. Die Qualifikation sollte auch ohne Lahm zu schaffen sein. Doch wer sind die Kandidaten? Der Dortmunder Kevin Großkreutz (26/fünf Länderspiele) erfüllt aufgrund seiner Laufstärke, Spielintelligenz und internationalen Erfahrung aus der Champions League am ehesten das Anforderungsprofil eines modernen Außenverteidigers.

Bei der erfolgreichen WM vertraute Löw aber lieber auf gelernte Innenverteidiger – wobei sich Jerome Boateng im Zentrum als wertvoller erwies und Shkodran Mustafi besonders im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n. V.) überfordert war. Bliebe noch Benedikt Höwedes (26), der von Löw in allen sieben WM-Spielen als Linksverteidiger aufgeboten wurde, aber in den meisten seiner 28 Länderspiele auf der rechten Seite zum Einsatz kam.

Weitere Alternativen hält die junge Garde bereit. So sieht Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer „viele Talente, die in die Rolle hineinwachsen können“. Aus dem Pool der Hoffnungsträger stechen drei bereits getestete Spieler heraus: der Neu-Wolfsburger Sebastian Jung (24/ein Länderspiel), Freiburgs Oliver Sorg (24/ein Länderspiel) und der Stuttgarter Antonio Rüdiger (21/ein Länderspiel). Tony Jantschke (24) wäre ebenfalls ein Kandidat, allerdings ist der Mönchengladbacher zuletzt aus Personalnot im Verein ins Zentrum gerückt und fühlt sich dort so wohl, dass er dort bleiben will. Innenverteidiger auf den Außenpositionen sind für Löw allerdings kein Tabu. Das ist spätestens seit Brasilien bekannt.