Vor dem Duell Brasilien gegen Niederlande spricht Torjäger Neymar über seine Verletzung

Brasília. Die Seleção kämpft um ihre Würde, den Niederländern ist ihr letztes WM-Spiel eigentlich egal. Bevor Deutschland und Argentinien im Maracanã das Endspiel dieser Fußball-Weltmeisterschaft bestreiten dürfen, müssen sich die geschlagenen Halbfinalisten noch einmal zur Begegnung um den dritten Platz aufraffen. „Wir haben jetzt alles beweint, was es zu beweinen gab. Und jetzt versuchen wir, die Partie zu gewinnen“, meinte Brasiliens verletzter Superstar Neymar. „Oranje“-Flügelflitzer Arjen Robben schimpfte vor dem kleinen Finale (Sa., 22 Uhr/ZDF): „Es zählt nicht. Es geht nur um eine Sache, und das ist der Pokal.“

Nach dem blamablen 1:7 gegen Deutschland hat sich die Seleção zwar öffentlich entschuldigt. Einigermaßen verzeihen werden die fußballverrückten Brasilianer aber wohl nur, wenn der Rekordweltmeister wenigstens noch die Niederlande schlägt. Jetzt, meinte Angreifer Hulk, „haben wir ein Spiel, das wir nicht spielen wollten“. Sein Mitspieler Dani Alves räumte als einziger Brasilianer ein, dass er keine große Lust auf das Spiel um die Bronzemedaillen hat: „Ich habe immer um erste Plätze gekämpft. Und wenn ich das nicht kann, ziehe ich es vor, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen“, sagte der Profi vom FC Barcelona.

Für Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari wird es ebenso ein Abschiedsspiel wie für Bondscach Louis van Gaal. Anstatt auf der größten Fußballbühne ein letztes Glanzlicht setzen zu können, fühlt sich der streitbare Niederländer zum ungeliebten Duell der Verlierer verdonnert. Scolari will nicht davon reden, aber es gilt als beschlossene Sache, dass der Chefcoach der Weltmeister-Mannschaft von 2002 seinen Hut nehmen muss. „Wir haben eine Verpflichtung mit dem brasilianischen Verband bis zum Ende der Weltmeisterschaft“, sagte Scolari. Erst danach spreche man mit dem nationalen Verband. Flugs erklärte der 65-Jährige die Begegnung um den Trostpreis zum neuen Traum, den die Seleção habe: „Wir wollen das Turnier wenigstens als Dritter beenden.“

Neymar nahm zudem erstmals Stellung zum Foul des Kolumbianers Camilo Zúñiga im Viertelfinale, bei dem er sich einen Lendenwirbel gebrochen hatte. „Wenn er mich zwei Zentimeter weiter in der Mitte getroffen hätte, dann könnte ich heute im Rollstuhl sitzen. Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist“, sagte Neymar. Dennoch würde er seinem Peiniger, der am Tag nach der Partie um Entschuldigung gebeten hatte, verzeihen. „Ich fühle keine Wut, keinen Hass, nichts.“

Brasilien: 12 Julio Cesar – 2 Dani Alves, 4 David Luiz, 3 Thiago Silva, 6 Marcelo – 17 Luiz Gustavo, 8 Paulinho – 7 Hulk, 11 Oscar, 19 Willian – 9 Fred. Niederlande: 1 Cillessen – 2 Vlaar, 3 de Vrij, 7 Janmaat, 15 Kuyt – 16 Clasie, 5 Blind – 20 Wijnaldum, 10 Sneijder – 11 Robben, 19 Huntelaar. Schiedsrichter: Haimoudi (Algerien).