Für Martin Demichelis geht bei den Argentiniernspät die Tür auf

São Paulo. Eine Hauptrolle war für ihn bei dieser WM nicht vorgesehen, und zur absoluten Spitzenkräfte wird es Martin Demichelis wohl auch nicht mehr bringen. Aber dennoch ist die Personalie des früheren Profis des FC Bayern München erstaunlich: Seit dem Viertelfinale gegen Belgien (1:0) ist er nicht mehr nur im Kader, sondern mittendrin in der Startelf. Demichelis spielte für den zuvor viermal in Folge eingesetzten Verteidiger Fernando Fernandez. Und der 33-Jährige machte keine schlechte Figur, nicht nur wegen seiner feschen Kurzhaarfrisur.

Klar: Er bot keine Gala, eher Grundsolides – 42 Ballkontakte, 32 Pässe, 50 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Mit seiner Laufleistung (8,7 Kilometer) und seinen Sprints (32) lag er zwar unter dem Teamdurchschnitt, aber das Prädikat lief auf „befriedigend“ hinaus. Keine Ausreißer nach oben, aber auch keine nach unten. Und der psychologische Faktor der Umbaumaßnahmen von Nationaltrainer Alejandro Sabella war nicht zu unterschätzen. Seht her, das Team versteht sich auch auf kompaktes, weniger kreatives Tun – das ist heute gegen die Kontertruppe der „Oranjes“ wichtig.

Der robuste Musterprofi von Manchester City, der auch in der Champions League ordentliche Bilanzen vorbringt, dient als verlässlicher Faktor. „Wir haben hinten taktisch gut agiert“, befand Demichelis, „und vorne haben wir genug individuelle Qualität.“ Es ist davon auszugehen, dass er im Itaquero in São Paulo erneut den Spaßverderber mimen darf. Eine erstaunliche Wendung für einen, der noch vor einigen Wochen nicht damit gerechnet hatte, seine zweite Weltmeisterschaft zu spielen. Fast drei Jahre war „Micho“ außen vor geblieben, und er verwettete sogar seine Haarpracht gegen eine Teilnahme.

Wenn er jetzt sagt, das sei „ein besonders emotionaler Moment in meiner Karriere“, ist das durchaus doppeldeutig zu interpretieren: Das letzte Mal erreichten die „Albiceleste“ vor 24 Jahren ein WM-Finale – das ist die historische Dimension.

Und dann steht auf der Gegenseite Trainer Louis van Gaal – das ist die persönliche Komponente. Der eigenwillige Niederländer und der stolze Argentinier mit dem italienischen Pass, das hat von Anfang an nicht gepasst. „Seit dem ersten Augenblick, als der Louis van Gaal kam, fing alles an zu stinken“, sagte er einmal der Nachrichtenagentur dpa, nachdem er im Januar 2011 zum FC Malaga geflüchtet war. Heute nun könnte für ihn der ersehnte Tag der Revanche gekommen sein.