Fortaleza. Selbst die Aussicht auf den Titel des besten WM-Schützen konnte James Rodríguez nicht aus seinem Stimmungstief befreien. Nach seinem tränenreichen Abschied von der WM-Bühne darf der Shootingstar aber noch auf die erste Torjägerkrone für einen Kolumbianer hoffen – und erhielt dafür ein dickes Extralob vom Staatschef. „Die Auswahl hat uns als Nation zusammengebracht. Und wir haben den besten Goleador der Welt, unseren geliebten und verehrten James Rodríguez“, schwärmte José Manuel Santos bei der Rückkehr der Mannschaft nach Bogotá. Fast 100.000 Menschen feierten dort das Team.

Der sechste Treffer des 22-Jährigen bewahrte Kolumbien nicht vor dem WM-Aus: „Ich war so traurig, weil ich unbedingt wollte, dass wir hier Geschichte schreiben“, berichtete Rodríguez über die Gefühle, die ihn noch auf dem Rasen des Stadions in Fortaleza übermannten. Wie sein Volleytreffer im Achtelfinale gegen Uruguay werden auch die Szenen der Anteilnahme der Brasilianer im Gedächtnis bleiben. Als Rodríguez auf dem Rasen weinend zusammenbrach, nahmen ihn Dani Alves und David Luiz in ihre Mitte. Der Innenverteidiger bedeutete den Fans per Fingerzeig sogar, doch lieber Rodríguez als das siegreiche Team zu feiern. „Diese Tränen sind die Tränen eines Helden. Auch Männer weinen“, verkündete der Jüngling mit den zarten Gesichtszügen.

Die Fortsetzung seiner beeindruckenden Torserie war diesmal jedoch zu wenig. Jeweils ein Erfolgserlebnis in den ersten fünf WM-Spielen hatte zuletzt der Peruaner Teófilo Cubillas (1970/1978). Im Ranking der besten Torschützen liegt Rodríguez nun vor den Halbfinals zwei Treffer vor den etablierten Branchengrößen wie Lionel Messi, Thomas Müller und dem verletzt ausgeschiedenen Neymar. Mehr als sechs Tore gelangen in den vergangenen 36 Jahren bei einer WM nur Brasiliens Ronaldo 2002 (8).