Das angespannte Frage-Antwort-Spiel in der Mixed-Zone nach dem Achtelfinale Deutschland gegen Algerien war ein Spielerinterview vom Feinsten, findet Abendblatt-Autor Alexander Schuller.

Danke, Per Mertesacker! Danke, Boris Büchler! Das war ein Spielerinterview vom Feinsten. Eines, das in den kommenden Tagen sicherlich Millionen Mal bei YouTube angeklickt werden wird. Es entwickelte sich ein verbaler Schlagabtausch, der in hervorragender Weise dazu geeignet ist, über den Sinn von Kurzanalysen nachzudenken, die von Spielern direkt nach dem Schlusspfiff erbeten werden. Vor allem aber über den Unsinn.

Auf ihre stereotypen Fragen nach dem „Warum“, die zumeist eine mehr oder minder versteckte Kritik oder Anklage beinhalten, sollten Fußballreporter, Einfühlungsvermögen vorausgesetzt, einfach mal verzichten. Und stattdessen auf den Menschen eingehen, der da vor ihnen steht. Und der Mertesacker, das war einer, der selbst ganz genau wusste, dass sein Team gerade nicht das bestmögliche Spiel gemacht hatte. Und er selbst ist ein absolut ehrlicher Fußballarbeiter, der abgekämpft war, erschöpft, schweißüberströmt – und grenzenlos erleichtert, dass die Nationalmannschaft nach 120 dramatischen Minuten gegen Algerien nicht ausgeschieden war. Von so einem Mann in diesem Moment eine treffende Analyse zu verlangen, ist schlicht unmöglich.

Und die patzigen Antworten von Per Mertesacker (Ist mir wurscht! Was wollen Sie jetzt von mir? Glauben Sie, dass unter den letzten 16 in der Welt eine Karnevalstruppe spielt?) waren daher nicht nur absolut berechtigt. Sondern sie waren authentisch und wahr.

Einem Medienroutinier wie seinem Mannschaftskapitän Philipp Lahm gelingen in solchen Situationen die geschmeidigeren Statements. Die zwar gut klingen, aber letztlich nur aus den bekannten Worthülsen und Phrasen bestehen: aus tausendmal dahergeredeten Ausflüchten, Selbstbeweihräucherungen, Schadensbegrenzung, Selbstkritik, Beschönigungen – und das nicht nur, „wenn es nicht optimal gelaufen ist“. Sondern auch dann, wenn sie „die klar bessere Mannschaft waren“. Da würde dann sogar ein schlichtes „Ja“ als Antwort reichen. Wir alle haben schließlich das Spiel gesehen. Aber das wäre ja dann kein „Spielerinterview“ mehr.